Stadtgespräch
25.04.2016 Julia Nemesheimer Veranstalter
Eines langen Tages Reise in die Nacht - Gastspiel

Der Abgrund der Nacht

Am 26. und 27. April 2016 wird im Grand Théâtre de la Ville de Luxembourg das Stück "Eines langen Tages Reise in die Nacht" des US-amerikanischen Dramatikers Eugene O’Neill gezeigt. hunderttausend.de gibt einen kurzen Ausblick auf die kommenden Aufführungen.​

 
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Das wohlbekannte und renommierte Stück wird in der Fassung nach Regisseur Roberto Ciulli gezeigt, das so 2014 am Theater an der Ruhr Mühlheim seine Uraufführung feierte. Zurückversetzt wird man in das Familienleben der Tyrones in den Vereinigten Staaten von 1912: Probleme beherrschen die vier Mitglieder - James (Klaus Herzog), Familienoberhaupt und Schauspieler, ist, ebenso wie seine beiden Söhne Jamie (Fabio Menéndez) und Edmund (Marco Leibnitz), dem Alkohol verfallen und noch dazu von einer großen Angst vor der Armut getrieben. Dadurch leidet die Familie unter dem Geiz des Vaters, der kein Geld für eine angemessene Behandlung der Tuberkulose Edmunds ausgeben möchte. Auch die Mutter Mary (Simone Thoma) hat ihre Bürde zu tragen - seit der letzten Geburt ist sie abhängig von Morphium. Gemeinsam haben sie sich eine persönliche Hölle erschaffen, in der alle voneinander abhängig sind und ein Entkommen unmöglich erscheint. 

Der düstere Stoff um die Familie, die Thematik des unschuldigen Schuldigen und vor allen Dingen die stark autobiographische Seite machen das Werk von Eugene O’Neill zu einem seiner wichtigsten, postum wurde er dafür 1957 mit dem Pulitzer-Preis ausgezeichnet, nachdem er es bereits 1941 fertiggestellt hatte. Testamentarisch hielt er jedoch fest, dass das Stück, welches er mit "Blut und Tränen, geboren aus früherem Schmerz" verfasst hatte, erst lange nach seinem Tod zur Uraufführung kommen sollte. Seine Frau Carlotta gab es jedoch schon 1956, also drei Jahre nach dem Tod des Dramatikers, für das Royal Dramatic Theatre Stockholm frei. 

Die Parallelen zum Leben des Autors sind immens, mit der Figur des Edmund setzt er sich selbst ein literarisches Denkmal. Das Stück selbst wurde unzählige Male an verschiedenen Theatern weltweit aufgeführt und 1962 zum ersten Mal verfilmt, danach folgten weitere Versionen. 

Die Fassung, die nun an den beiden Tagen, dem 26. und 27. April, in Luxemburg gezeigt wird, wurde von der Presse viel gelobt. So "dünnt [Robert Ciulli] den Text aus und entwickelt atmosphärisch starke, zwischen Tag und Traum schwebende Bilder, die das Drama, seiner Äußerlichkeiten entkleidet, zum Gleichnis der gescheiterten Existenz verdichten", wie die Frankfurter Allgemeine Zeitung schrieb. Ähnliches ist auch aus anderen Blättern zu vernehmen, die allesamt die von Ciulli entdeckte Zärtlichkeit und das Puristische loben und gerade auch den Altmeister als Magier, der das Stück nicht in ungewollte Formen drängt, sondern poetisch die Schönheit der Bilder darlegt. Und auch das Ensemble bekommt viel Lob für seine Interpretation der Figuren, so schreibt Die Deutsche Bühne beispielsweise "Wie alle vier, die ganze Familie, am Ende […] in gemeinschaftlicher Improvisation still verlöschen, muss man gesehen haben". Daneben bewegen auch der passend ausgewählte Soundtrack sowie das Bühnenbild, wie in der Nachtkritik treffend umschrieben: "Trotz dieses kostbar-morbiden Settings, der delikaten Arrangements, der treffsicher ausgesuchten Musik von Jimi Hendrix, den Doors und so weiter ist diese Aufführung frei von jeder Manier."

Man sollte sich die Gelegenheit nicht entgehen lassen, großes Theater hautnah zu erleben. Karten für 20,00 Euro (8,00 ermäßigt) sind für beide Termine noch erhältlich. Im Vorfeld gibt es noch eine Einführung zum Stück (19:30 Uhr).

Foto: J. Schmitz​

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