Stadtgespräch
06.08.2015 Julia Nemesheimer Julia Nemesheimer
Einführung des Audioguides in Leichter Sprache

Ein Schritt zur Inklusion

​​Informationen sind wichtig - für alle Menschen, egal mit welchem Hintergrund. Das Stadtmuseum Simeonstift geht nun einen weiteren wichtigen Schritt in Richtung Inklusion. Ab sofort wird der Audio-Guide auch in Leichter Sprache angeboten, um Menschen mit Lernschwierigkeiten einen besseren Zugang zu den Ausstellungsstücken zu ermöglichen. ​

 
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Gerade in Museen, aber auch im Alltag ist es für manche Menschen nicht leicht: viel Text, der mit komplizierten Fremdwörtern gefüllt ist, lange Sätze, die ineinander verschachtelt sind und insgesamt eine riesige Fülle an Informationen enthalten. Dies schmälert den Unterhaltungswert und auch die Unbeschwertheit, die ein Museumsbesuch mit sich bringen soll. Denn ohne einen Gewinn an Informationen und mit dem Wissen, ohnehin nicht viel zu verstehen und auf die Hilfe anderer angewiesen zu sein, schreckt dies manche Besucher eher ab. 

Um also Menschen mit Lernschwierigkeiten einen eigenständigen, entspannten und interessanten Museumsbesuch zu ermöglichen, haben Alexandra Orth und Dorothée Henschel vom Stadtmuseum in Zusammenarbeit mit der Lebenshilfe Trier und einer Gruppe von Prüfern Texte in Leichter Sprache verfasst. Diese sind zunächst auf dem normalen deutschen Audioguide enthalten, wodurch das Ausleihen an der Kasse ohne Angst vor Stigmatisierung von Statten gehen kann. Zwar ist nur ein relativ geringer Anteil der Bevölkerung tatsächlich auf Leichte Sprache angewiesen, aber es bringt vielen Menschen einen Vorteil, beispielsweise Menschen mit Lese- und Schreibschwächen, Lernschwierigkeiten, Demenz, Aufmerksamkeitsproblemen oder denjenigen, die Deutsch gerade erst lernen und dadurch komplexe Satzstrukturen noch nicht verstehen können. Für die Zukunft ist geplant, die Texte auch in gedruckter Form anzubieten, damit man sie sich auch mit nach Hause nehmen kann. 

Dieses Angebot mag für Nicht-Betroffene vielleicht die Audioguides für Kinder als bereits vorhandene Alternative in Betracht ziehen. Aber die Leichte Sprache ist damit nicht zu vergleichen. Die Erwachsenen müssen schließlich ernst genommen werden und nur in dieser Form können auch komplexe Sachverhalte bedarfsgerecht erläutert werden. 

Wichtig und entscheidend bei der Leichten Sprache ist es, dass nur kurze Sätze verwendet werden, die eine Aussage beinhalten und ausschließlich im Aktiv gehalten sind. Konjunktiv und Genitiv werden vermieden und man versucht, eine klare Gliederung nach Subjekt-Prädikat-Objekt vorzunehmen. Abstrakte Begriffe und bildhafte Sprache werden nicht genutzt und vorkommende Fach- oder Fremdwörter werden verständlich erklärt. Auch für die Schreibweise gibt es verschiedene Empfehlungen, die den Lese- und Informationsfluss erleichtern sollen. 

Die Übersetzung war ein wichtiger, aber auch arbeitsaufwendiger Schritt. Damit man sicher gehen kann, dass die Texte auch wirklich verstanden werden, wurden zwei Prüfer und eine Prüferin eingesetzt, die selbst auf Leichte Sprache angewiesen sind. So wechselten verschiedene Versionen immer mit Verbesserungsvorschlägen hin und her, bis man schließlich mit dem Endprodukt zufrieden war. Für die Audioversion hat man sich für eine Frauenstimme entschieden, die in einem passenden Tempo und sehr artikuliert spricht. Zwanzig Objekte können nun mit dem Audioguide erkundet werden. Zur besseren Orientierung gibt es außerdem einen Raumplan. Auf diesem sind Bilder und Namen der Ausstellungsobjekte und die jeweilige Nummer für den Guide abgebildet, damit man sich tatsächlich selbstständig bewegen kann.  

Das Angebot reiht sich in die Inklusions-Initiativen des Stadtmuseums ein und bildet so eine wichtige Ergänzung. Schon länger gibt es die Möglichkeit, in speziellen DaF- und Integrationskursen Deutsch zu lernen. Daneben arbeitet das Stadtmuseum eng mit dem Demenz-Zentrum Trier zusammen und bietet verschiedene Führungen für Menschen mit Beeinträchtigung an. Seit einiger Zeit gibt es auch ein Projekt in Zusammenarbeit mit dem Fach Intermedia Design der Hochschule Trier, welches das Museum für Blinde erfahrbar machen soll (hunderttausend.de berichtete​). 

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