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20.03.2023 hunderttausend.de  
Universität Trier

550 Jahre alte Universität: Zwischen Hoher Schule und Hochschule

​Den Auftakt des Jubiläumsjahres feierte die Universität Trier mit der Vorstellung von Info-Stelen und einem Jubiläumsband.       

 
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​​Drei historische Orte erzählen die Geschichte der ersten Trierer Universität. Seit 2020 stehen in der Dietrichstraße, am Bischöflichen Priesterseminar in der Jesuitenstraße und am Simeonstift Info-Stelen, die von Episoden und Schlüsselpersonen der alten Universität seit der Eröffnung am 16. März 1473 berichten. Genau 550 Jahre später stellte Prof. Dr. Dr. h.c. Michael Jäckel die vom Freundeskreis Trierer Universität e.V. gestifteten Stelen sowie einen Jubiläumsband vor: „Die Universitätsstadt Trier schaut auf eine unterbrochene Universitätstradition zurück. Die drei Orte der Stelen in der Stadt repräsentieren die historische Institution der alten Universität, die immer wieder zu Diskussionen über vorhandene Traditionslinien geführt hat. Mit Traditionen und Kontroversen beschäftigt sich auch der Jubiläumsband ausführlich.“



Die neuerschienene Publikation „Die alte Trierer Universität (1473-1798). Rückblicke anlässlich des 550-jährigen Gründungsjubiläums“ hat der Universitätspräsident gemeinsam mit Trierer Historikerinnen und Historikern verfasst. In ihren Beiträgen blicken sie auf einige wichtige Phasen der ersten Universität, die Hintergründe und die Traditionen der „Hohen Schule“ zurück. Der gewichtigste der drei Orte befindet sich in der heutigen Dietrichstraße 13. Hier befand sich das erste Gebäude der alten Universität. Vor 550 Jahren lernten an diesem Ort 120 Studierenden. 325 Jahre lang prägten die Hochschullehrer und Studenten der ersten Universität die älteste Stadt Deutschlands.


Der Unterricht bestand vor allem aus Vorlesungen, bei denen die Dozenten den Lehrstoff aus klassischen Werken vortrugen. Private Lehrveranstaltungen ergänzten die öffentlichen Vorlesungen und dienten als Übungen oder Wiederholungsstunden. Studieren war damals Männern vorbehalten und die Studenten traten mit einem feierlichen Eid der akademischen Welt bei. Während der Jahre als Student gab es viele Feste zu feiern, etwa wenn jede Fakultät mit Gottesdiensten und einem Umtrunk die Namenstage ihrer Schutzheiligen feierten. Oder wenn neue Dekane oder Rektoren ins Amt kamen, auch dann gab es ausgelassene Feierlichkeiten. Den großen Festen stand aber auch ein harter Alltag gegenüber. Für Studenten galten strenge Regeln, die bei Verstößen sogar mit Bußgeldern oder Haft geahndet wurden. Studenten war es etwa verboten zu fluchen, über Gott zu lästern, sich nachts zu betrinken oder unzüchtige Bücher zu besitzen. Nicht immer hielten sich alle Studenten an diese Regeln. Von Streitigkeiten an der Mosel über eine Massenschlägerei am Zurlaubener Ufer und weitere Regelverstöße berichtet auch der Jubiläumsband.


Nach einigen Jahren zog die Universität von der Dietrichstraße in die Räume des Bischöflichen Priesterseminars um. Neben der Theologischen Fakultät besaß die alte Universität Trier eine Philosophische, Juristische und eine kleine Medizinische Fakultät. Die Juristische Fakultät hatte ihren Sitz und ihre Bibliothek im Gebäude des heutigen Stadtmuseums Simeonstift.


Ebenso wie andere Universitäten wurde die erste Trierer Universität unter französischer Besatzung im Zuge einer Bildungsreform 1798 geschlossen. „Bei der Schließung der Trierer Universität machten die französischen Behörden in der Tat nicht viel Federlesens. Bildungsfeindlich waren sie trotzdem nicht. Denn in Trier wie anderswo unternahmen sie bemerkenswerte Anstrengungen, alle Teile des Bildungswesens zu reformieren. Die Voraussetzungen dafür waren in den damaligen Kriegszeiten allerdings sehr schwierig“, so Geschichtsprofessor Stephan Laux, der am Jubiläumsband mitwirkt hat.


Von diesen schwierigen Voraussetzungen, die sich von der Gründung der alten Universität bis zur Schließung durchzogen, berichten die Autorinnen und Autoren im Jubiläumsband. Das vom Universitätspräsidenten herausgegebene Buch beleuchtet den Prozess der Gründung, die Herausforderungen durch Krisen und Kriege, konfessionelle, regionale sowie gesellschaftliche Kontroversen der Zeit. Damals wie heute gab es Diskussionen über Traditionen und neue Herausforderungen der Universität. Nach der Schließung der „Hohen Schule“ dauerte es 172 Jahre, bis in Trier wieder eine Universität eingerichtet wurde.


Der Jubiläumsband ist beim Trierer Verlag für Geschichte und Kultur oder in den städtischen Buchhandlungen erhältlich.

Text und Bild: Universität Trier



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