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04.12.2016 Julia Nemesheimer Veranstalter
Distractfold @rainy days

Kakophonie der Krokodile

​Am vergangenen Samstag, den 03. Dezember 2016, gastierte das junge britische Ensemble Distractfold in Luxemburg. Im Rahmen des rainy days Festivals präsentierten die MusikerInnen ihr „Sound Theatre With Crocodiles" im Studio des Grand Théâtre de la Ville de Luxembourg. Das Festival selbst dauert noch bis zum 11. Dezember an und verspricht noch einige Besonderheiten für Liebhaber zeitgenössischer Musik und Klangkunst.

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Das Kollektiv Distractfold kommt aus Manchester und ist besonders für seine instrumentale, elektroakustische und hybride Musik des 21. Jahrhunderts bekannt. 2014 gewannen sie den renommierten Kranichsteiner Musikpreis bei den Darmstädter Ferienkursen für Neue Musik.

Sie spielen dabei sowohl Werke von Musikern aus ihrem eigenen Ensemble als auch von diversen zeitgenössischen Komponisten. Ihre instrumentalen Klänge, teils auch von Alltagsobjekte, die zu Instrumenten umfunktioniert wurden, gehen einher mit Live-Elektronik und einer ausgefeilten Lichtinstallation.

Vorab sei gesagt, dass man sich wohl auf diese Art der Musik einlassen muss. Harmonische Streicher kann man von vorneherein nicht erwarten, vielmehr werden die Klänge bei Distractfold dekonstruiert, auf ein Minimum heruntergebrochen, es ist vielmehr misstönend, teils verstörend. Es kommt fast schon brutal daher, wenn man sich anhört, was auf der Bühne passiert – und eben dies passt wieder zum Titel der Veranstaltung.

An diesem Abend werden in knapp 90 Minuten, sieben Stücke gespielt, darunter Ana Dall'Ara Majek's „Bacillus", das in seiner musikalischen Polyphonie an die Multiplikation dieser Kleinstlebewesen anschließt, wobei auch die Lichtinstallation von Yaron Abulafia sich dieser Idee anschließt. Von Sam Salem wird „Himlen Var" aufgeführt, dessen Sounds in Stockholm und seinen Vororten aufgenommen wurden und über zwei Jahre hinweg entstand. Passend zum Titel kommt auch Michelle Lou's „Crocodiles 1B" auf die Bühne, das speziell für Distractfold geschrieben wurde.

Ein anspruchsvolles Konzert, das nicht alle Besucher bis zum Ende durchgehalten haben. Festivalleiter Bernhard Günther lud diejenigen, die bis zum Finale blieben, noch in die Philharmonie ein, um sich dort die Aufführung des Orchestre Philharmonique du Luxembourg im Anschluss anzusehen.

Am kommenden Wochenende finden noch einige interessante Konzerte im Rahmen der rainy days 2016 in Luxemburg statt. Im Interview mit der kommenden Festivalleiterin Lydia Rilling empfiehlt diese, besonders für Menschen, die sich mit zeitgenössischer Musik noch nicht intensiver auseinandergesetzt haben, „The Bock, Festung Europa" in der Abtei Neumünster. Für die meisten Veranstaltungen kann man noch Tickets erwerben, am Abschlusstag sind einige Konzerte und Performances auch kostenlos.

Foto: Philharmonie / Sébastien Grébille

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