Stadtgespräch
13.02.2014 Anna Schäffer hunderttausend.de
"Wünsche"

Spielzeit 2014/2015 des Theaters Trier

​Wünsche sind das Verlangen nach einem Zustand oder einer Sache. Sie sind Antrieb für Streben nach Glück, Selbstverwirklichung oder Vergeltung und stehen im Zusammenhang mit Veränderung und Weiterentwicklung. Das Theater hätte keinen passenderen Titel für die Spielzeit 2014/2015 finden können: Nach 11 Jahren verabschiedet das Drei-Sparten-Haus den Chefintendanten Gerhard Weber. Das Programm umfasst unter dem Motto "Wünsche" Stücke aus der antiken Geburtszeit des Theaters bis zur Moderne.

 
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​Für die Sparte Musiktheater sind in der nächsten Spielzeit drei Opern, eine Operette und ein Musical geplant. Passend zu der Thematik steht die leidenschaftliche Oper "Carmen" von Georges Bizet in einer jungen Neuinszenierung von Sebastian Welker nach acht Spielzeiten wieder auf dem Plan. Welker, der schon in der aktuellen Spielzeit mit der deutschen Erstaufführung von Howard Shores Oper "The Fly" die Regie geführt hat, setzt die zeitlose Handlung in einen modernen Kontext. Die Premiere findet am 14.09.2014 im großen Haus statt. Als gebürtiger Franzose freut sich der Generalmusikdirektor Victor Puhl auch auf das zweite Stück aus französischer Feder: "Opheus in der Unterwelt" ("Orphée aux Enfers") von Jaques Offenbach. Mitte des 19. Jahrhunderts geschrieben, setzt sich die Operette mit der Doppelmoral der zeitgenössischen Gesellschaft auseinander und wird am 08.11.2014 im großen Haus das erste Mal aufgeführt. Auch auf dem Programm steht die russische Oper Eugen Onegin von Iljitsch Tschaikowsky (Premiere am 17.01.2015), die, inszeniert von Sven Grützmacher, sich erneut mit Liebe, Leidenschaft – kurz Wünschen – auseinandersetzt. "La Clemenza Di Tito (Titus)" von Wolfang Amadeus Mozart schlägt als dritte Oper der Spielzeit, den Bogen wieder zurück ins heimische Trier (Premiere am 06.06.2015). Als Musical ist "Sorarya" in Planung, eine Geschichte von dem tragischen Schicksal der zweiten Frau des Schahs von Persien.


Auch in der Sparte Schauspiel dreht sich in der nächsten Spielzeit alles um Wünsche. Das moderne Stück "Biedermann und die Brandstifter" nach dem "Lehrstück ohne Lehre" von Max Frisch handelt von dem naiven Haarwasserfabrikant Gottlieb Biedermann, der sich zwei brandgefährliche Hausierer auf dem Dachboden leben lässt, obwohl er es eigentlich besser wissen müsste (Premieren am 27.09.2014). Für die jungen Gäste wird ein Klassiker nach dem Kinderbuch von Max Kruse auf die in Szene gesetzt: "Urmel aus dem Eis", inszeniert von Jan Schuba, debütiert am 19.11.2014 im großen Haus. "Der kleine Horrorladen" ist ein Musical von Alan Menken, das 1982 in New York uraufgeführt wurde. Die Geschichte erzählt mit viel schwarzem Humor von Seymour, der mit Hilfe einer (menschen-)fleischfressenden Pflanze seinen Nebenbuhler verschwinden lässt (Premiere am 13.12.2014). Stellvertretend für das Theater der Antike inszeniert Alexander May den Tragödienzyklus "Die Orestie" von Aischylos. Das Stück über Vergeltung und Rache bezieht sich, neben "Orpheus in der Unterwelt", erneut den auf die antiken Grundmauern der Stadt Trier (Premiere am 21.02.2015). Mit viel Wortwitz und Gesellschaftskritik erzählt die mittlerweile verfilmte Komödie "Der Vorname" von Matthieu Delaporte und Alexandre de la Patelliére erzählt von einer hitzigen Diskussion über die Frage ob man sein Kind eigentlich nach Adolf Hitler benennen darf. Die Debatte eskaliert und kreiert eine urkomische Karikatur der modernen Gesellschaft. Die Premiere findet am 25.04.2015 im großen Haus statt. Der letzte Streich des Chefintendanten Gerhard Weber ist ein Klassiker in neuem Gewand: "Othello Reloaded" setzt die Handlung von Shakespeares Tragödie in die nahe Zukunft. Othello, Pilot einer Bombenstaffel, heiratet heimlich Desdemona, Model und Mode-Designerin. Die Intrigen enden in einem Amoklauf. Die Handlung wird mit der Musik von Sven Sorrig, Sänger einer Punkrockband aus Österreich, untermalt. Die Premiere findet am 20.06.2015 statt. 


Die Sparte Tanztheater präsentiert einen weiterer Shakespeare-Klassiker: "Romeo und Julia", inszeniert von Birgit Scherzer ist in der Tat ein zeitloses Beispiel für das Motto "Wünsche". Unterstützt von dem Philharmonischen Orchester der Stadt Trier unter der Leitung von Victor Puhl, erzählt sie mit ihrer Choreografie die tragische Geschichte nach dem Ballett von Sergej Radlow, Leonid Lawrowski und Boris Assafjew mit der Musik von Sergej Prokofiev (Premiere am 18.10.2014). Ein weiteres Highlight ist das Tanztheater "Chaplin" von Sven Grützmacher. Das Stück erzählt von dem Werdegang des Schauspielers und Produzenten, der trotz schwieriger Kindheit immer an seinen Träumen festgehalten und seine Wünsche erfüllt hat (Premiere am 16.05.15).


Außerdem stehen in dieser Spielzeit wieder diverse Studioprojekte auf dem Programm. Im Rahmen des Bürgertheaters sind zwei Rechercheprojekte anlässlich des Gedenkens des 100. Jahrestages des ersten Weltkriegs geplant. Das Autorenprojekt "Die Irokesen/Les Iroquois" erarbeitet mit den Schülerinnen des Angela-Merici-Gymnasiums bilinguale Texte auf Deutsch und Französisch, die anschließend von einem professionellen Ensemble inszeniert werden. 


Man kann sich also auf eine vielseitige Spielzeit freuen, die zum Anlass der Verabschiedung von Chefintendant Gerhard Weber einiges zu bieten hat. Vor Allem geht es um Leidenschaft, Begehren und Selbstverwirklichung, aber auch Rache, Vergeltung und Intrigen, Zukunft, Entwicklung und gleichzeitig zeitlose Beständigkeit. Sicher ist: Es bleiben keine Wünsche offen.

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