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15.05.2015 Ralf Hoff  
Hey Ruin

s/t 7"

​​​Über das Trierer Label Homebound Records erschien jüngst in Kooperation mit Fear of Heights die selbstbetitelte Debüt-Platte der Trierer Indie-Punk-Band Hey Ruin, stilecht auf 7-Inch. hunderttausend.de hat den virtuellen Plattenspieler angeschmissen und sich einen ersten Eindruck verschafft. ​

 
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Hey Ruin sind eine relativ neue Formation aus den Katakomben des Trier-Norder Proberaum-Bunkers – zumindest auf den ersten Blick, auf den zweiten hat man es hier mit alten Bekannten zu tun: Zwei Viertel der Band waren früher bei der Trierer Hardcore-Institution MNMNTS. Diese besetzte nach vielen erfolgreichen Shows erst ihren Sängerposten neu, nur um kurze Zeit später einen stilistischen Wandel anzukündigen – das Ganze gipfelte schlussendlich im Ende der Band. Jetzt aber sind die Musiker wieder am Start, haben neue Mitmusiker rekrutiert und auch mit Hardcore haben die neuen Stücke so ziemlich nichts mehr zu tun. 

Schon aus dem Presstext lässt sich entnehmen, wo die Reise hingeht: Im deutschsprachigen Punkrock ist man neuerdings zuhause, Referenzen werden angegeben mit Muff Potter (deren Großtaten im Genre wahrscheinlich auf ewig unerreicht bleiben werden), Captain Planet und – hier schlägt sich der Lokalkolorit gar nicht mal so überraschend nieder – Love A. Diese sind seit einiger Zeit eine Liga überhalb von Jugendzentren und dem Exhaus angekommen, ohne nicht noch weiter mit einem Bein in der Szene zu stehen. An diesen Vorreitern für deutschen Indie-Punk aus der Region haben sich zuletzt erst Señor Karōshi orientiert und alte Band samt Musikstil in die Tonne gekloppt. Wie gut geht der Plan nun bei Hey Ruin auf, was können die beiden Songs? 

Das großartig benannte "Basic Schutzinstinkt" eröffnet das musikalische Schaffen von Hey Ruin mit melodischer Gitarrenlinie und prägnantem Bass, garniert mit druckvollem Schrei-Sprech-Gesang. "Eine Zeit lang klangen neuen Lieder, jetzt singen wir die alten wieder" konterkariert dabei die Idee des Neuanfangs, die hinter Hey Ruin steckt, ist aber nur ein Teil von gar nicht mal so einfach zu entschlüsselnden, poetischen Lyrics – man könnte beinahe den immer wieder gerne herhaltenden Begriff "kryptisch" bemühen. Die Nummer ist eingängig, ohne das Standard-mäßige Strophe-Refrain-Strophe-Schema zu bemühen. Einstand: gelungen.

Die B-Seite (oder im Falle des "Rezensionsexemplars" – die andere MP3) drosselt mit "Fremdenlegionär" direkt das zuvor vorgelegte Tempo und klingt mit mehrstimmigen Gesang im – ja – Refrain tatsächlich irgendwo nach Muff Potter. Das ist schon eher Indie-Rock als Punk, weiß aber zu gefallen und vereint dieselben Trademarks wie "Basic Schutzinstinkt" – die Rollen bei Hey Ruin sind klar verteilt und funktionieren.

Wo die Reise für die Band in Zukunft hingehen mag, lässt sich bei bisher zwei veröffentlichten Liedern nur mutmaßen, die Basis aber scheint gesetzt und klingt solide. Und da man sich tatsächlich bereits mit Love A ein paar Bühnen teilen durfte, geht das Prinzip glücklicherweise für alle Beteiligten auf. Abschließend noch lobend zu erwähnen: das wirklich sehr gut gelungene Artwork, welches bereits beim ersten Lebenszeichen einer neuen Kapelle die Liebe zum Detail zeigt, die über die bloße, "nackte" Musik hinausgeht. Sehr sympathisch. Aber was kann man mit niedlichen Katzenbildern auch schon großartig falsch machen? 

​Foto: Homebound Records

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