hunderttausend.de: Wie kam das Pferdefest zustande und woher stammt eigentlich der Name?
Roman Bastgen: Schon
im November 2005, also vor fast 12 Jahren, haben wir uns als Verein
organisiert, um Veranstaltungen durchzuführen. Nachdem wir schon
einige Partys über die Bühne gebracht hatten, wollten wir 2007 dann
endlich ein richtiges Konzert veranstalten. Der Name für das Pferdefest
ist von unserer Youtube-Sendung “Pferdepunk TV” abgeleitet. Zum Begriff
Pferdepunk inspirierten uns schon um die Jahrtausendwende
junge Leute, die sich modisch der Punkbewegung nahe sahen, jedoch ihr
Hobby, den Reitsport, nicht aufgeben wollten. Warum auch nicht mittags
mit Irokesenschnitt, Nietengürtel und Lederjacke vorm Aldi nach 'nem Euro
schnorren und trotzdem abends noch ein Ründchen
ausreiten.
Kann
man beim Pferdefest von einem DIY-Festival sprechen, bei dem ihr im
Laufe der Jahre alles irgendwie autodidaktisch gelernt habt
oder gab bzw. gibt es Leute, die aus dem Metier kommen und euch unter
die Arme griffen?
Beim
ersten Pferdefest haben wir alles selbst gemacht. Planung, Werbung und
Umsetzung. Wir waren alle zwischen 16 und 21 Jahre alt und
einige von uns hatten mehrere hundert Euro vorgestreckt, um die Sache zu
realisieren. Helfen lassen haben wir uns nicht, weil wir weder das
Budget noch Bock auf irgendwelche Bedenken und Vorschriften hatten, die
mit der Integration von Profis immer einhergehen.
Wir haben uns eine Musikanlage geliehen und selbst die Bands in
Eigenregie abgemischt. Das hat sich auch so angehört. Den Bass hatten
wir versehentlich auf die Bühne gestellt und so vibrierte jedesmal die
ganze Bühne. Wir selbst sind zusammen mit den Gästen
auf der Bühne rumgesprungen und die letzte Band konnte nicht mal mehr
auftreten. Im Laufe der Jahre haben wir dann nach und nach verschiedene
Dinge professionalisiert. Zum einen haben wir selbst dazu gelernt, zum
anderen haben wir verschiedene Aufgaben an Profis
ausgegliedert. Unser Verein ist zudem größer geworden und die
Vereinsmitglieder bringen ihre Expertise aus verschiedenen Bereichen mit
ein.
Wie
sieht bei euch die Vorbereitungszeit aus? Ihr arbeitet als Verein,
entsprechend vermutlich eher ehrenamtlich und in eurer Freizeit?
Sobald
das Pferdefest vorbei ist, beschäftigt man sich bereits mit dem nächsten
Pferdefest. Keiner von uns erhält auch nur einen Cent. Viele
von uns kennen sich seit der Schulzeit und obwohl viele der
Organisatoren mittlerweile in Köln, Berlin, Hamburg und im Rhein-Main-Gebiet leben ist durch die Organisation des Pferdefests der Kontakt nie
abgerissen. Es ist ein gemeinsames Hobby, das wir nun seit
über zehn Jahren ausüben. Man spricht über Bands, Künstler und Artisten ,
die man sich auf dem Pferdefest vorstellen könnte aber auch über Budget
oder die Toilettensituation. Man trifft sich zu gemeinsamen
Besprechungen. Außerdem sieht man sich mindestens einmal
im Jahr eine Woche lang um gemeinsam unser Fest aufzubauen. Das
entschädigt für alles.
Sechs
Wochen vorher ist das Fest ausverkauft – das gibt natürlich
Planungssicherheit, aber viele Leute suchen gerade auch noch letzte Tickets. Bei so großem Andrang würde man sicherlich auch
gerne die Publikumszahlen erhöhen, was allerdings wegen der räumlichen
Gegebenheit nicht möglich ist. Es sah aber nicht immer so rosig aus. Gab
es denn besonders große Tiefschläge, nach denen
ihr das Fest am liebsten komplett abgesagt hättet?
Richtige
Tiefschläge hat es eigentlich nicht gegeben. Das letzte Jahr in der
Güterhalle Bernkastel 2010 war ziemlich anstrengend. Wir hatten
schon 1500 Gäste reingelassen und immer noch standen mindestens 500
Besucher vor der Tür, die unbedingt aufs Pferdefest wollten. Durch den
großen Andrang hatten viele von uns das Gefühl nur noch Ausrichter und
nicht mehr Teil des Ganzen zu sein.
Um
uns diesen Stress 2011 zu ersparen, sind wir auf die Eiserne Weinkarte
gewechselt. Auf Werbung hatten wir verzichtet und so kamen auch
lediglich knapp 400 Besucher, also über 1000 Leute weniger als im
Vorjahr. Gekommen sind aber die Richtigen und es war ein richtig schönes
Fest. In dem Jahr haben wir auch zum ersten Mal die Wanderung durch die
Weinberge durchgeführt. Grandios!
Euer
Programm ist verglichen mit anderen Festivals ein wenig anders. War das
von Anfang an so und was kann man als junges Fohlen auf
dem Pferdefest erwarten?
Was
heißt denn anders? Wir haben eine Bühne, wir haben Livemusik, wir haben
Djs und wir haben einige Artisten und Schausteller, die für
großes Trara sorgen. Wir schauen halt ein wenig pluralistischer auf die
Festivalwelt und schnappen uns die Rosinen. Gute Musik verläuft nicht
entlang von Geschmack. Als junger Besucher sollte man eine Erfahrung
erhoffen. Was musikalisch zu erwarten ist, kann
man ja unserem Line-Up entnehmen.
Zum
Schluss noch Organisatorisches für diejenigen, die Tickets haben: Wie
schaut es mit Übernachtungsmöglichkeiten aus und wie erreicht
man das Pferdefest am Besten? Und sollte man irgendwas auf jeden Fall
einpacken?
Zur
Übernachtung bietet euch in Kues sowie in Wehlen direkt an der Mosel
ein schöner Campingplatz für kleines Geld einen Zeltplatz an.
Infos unter www.pferdefest.de.
Mitzubringen
sind gute Laune und festes Schuhwerk. Es ist nicht möglich, mit dem Auto
zum Veranstaltungsgelände zu kommen, daher bitten
wir alle darum an der gemeinsamen Wanderung zum Veranstaltungsgelände
teilzunehmen. Wer im Rollstuhl sitzt oder aus anderen Gründen nicht an
der Wanderung teilnehmen kann, meldet sich bitte bei michael.bastgen@pferdefest.de.Vielen Dank für die vielen Infos und ein entspanntes, friedliches und vor allen Dingen schönes Pferdefest!