Film der Woche
11.04.2019 Janine Köppel  
Zeit für Utopien

Nachhaltigkeit - auf der Leinwand und lokal

​Interessante und kritische Filme, in denen die ökologischen, sozialen und ökonomischen Fragen der heutigen Welt aufgezeigt und diskutiert werden – das ist die Agenda-Kino-Reihe im Broadway. Vor dem nächsten Film Zeit für Utopien am kommenden Mittwoch hat sich hunderttausend.de mit den Filmpaten über lokale Projekte und was jede*r Einzelne für eine zukunftsfähige Gesellschaft tun kann unterhalten.

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​Der österreichische Dokumentarfilm von Kurt Langbein erzählt wie 1,5 Millionen Menschen mit regionaler, frischer Biokost versorgt werden, wie urbanes Wohnen mit einem Bruchteil der Energie möglich ist und wie ein Smartphone fair produziert werden kann. Zeit für Utopien gehört der Agenda-Kino-Reihe an, die zum Nachdenken anregen und eine Diskussionsplattform schaffen will. Das Broadway kooperiert hierbei mit der Lokalen Agenda 21 Trier und der AG Frieden.

Das Motto der Lokalen Agenda lautet „Global denken, lokal handeln“. Sie möchte Institutionen und Vereine über Projekte wie das Agenda-Kino zusammenbringen. „Wir sind die Schnittmenge zwischen Stadtverwaltung und Zivilgesellschaft“, so Geschäftsführerin Sophie Lungershausen. Es geht um Bildung für eine nachhaltige Stadtentwicklung, wobei das Meinungsbild der Bürger in die Struktur mitreingebracht werden soll. Hierfür wurde gemeinsam mit der Stadtverwaltung der Aktionsplan Entwicklungspolitik mit 17 konkreten Ziele und Maßnahmen für ein ökologisch-nachhaltiges, faires und international verantwortungsbewusstes Trier entwickelt. Diese wurden auf eine lokale Ebene heruntergebrochen und formuliert und liegen jetzt als Plan vor - jetzt geht es um die Umsetzung.

„Im Film werden Ideen verfolgt, die wir in Trier auch schon verfolgen, beziehungsweise gerne verfolgen würden“, erzählt Frau Lungershausen weiter. Experten, die beim Gespräch nach dem Film vor Ort sein werden, sollen auch zeigen, was jetzt in Trier schon getan wird. Es gibt schon vieles, was weiter ausgebaut werden kann, aber es gibt auch einige Pläne, die nur in der Schublade liegen und auf Umsetzung warten. Es benötigt Ideen, die einerseits auch schnell umsetzbar sein müssen, andererseits muss es auch über die Projekte hinausgehen. „Es ist wichtig vom Projekt zur Struktur zu gelangen“ und da ist auch die Politik gefragt. Für Vereine wie die Lokale Agenda ist das eine unglaubliche Herausforderung und sie benötigen Partner, die das selbstständig weiterführen. Beispiele für solche Projekte und Partnervereine sind die Solawi (Solidarische Landwirtschaft) mit Sitz in Euren, oder der Wohnpakt zak bei Mariahof mit den Zielen Energieeinsparungen und generationsübergreifendes Zusammenleben.

Ein weiterer Filmpate ist neben der Lokalen Agenda auch die AG Frieden. Dem Verein geht es um Sensibilisierung und dem Aufzeigen von Handlungsoptionen. Er setzt sich für Frieden, Gerechtigkeit und Menschenrechte ein und möchte den Menschen die Möglichkeit geben sich vor Ort zu engagieren. So ermöglichen beispielsweise Fairtrade-Projekte medizinische Versorgung oder, dass Menschen ihre Kinder zur Schule zu schicken können, was Voraussetzung für eine gesellschaftliche Teilhabe ist. „Wer komplett existentiell bedroht ist, gründet keine Bürgerinitiative“, so Markus Pflüger von der AG Frieden.

Der Verein betreibt Bildungsarbeit durch Filme, Vorträge und Besuche an Schulen, veranstaltet darüber hinaus aber auch Aktionen wie Demonstrationen und Rundgänge durch die Stadt zum Thema Nationalsozialismus gegen das Vergessen. „Eine Utopie muss nicht immer in der Zukunft bleiben. Es gibt Sachen, die jetzt umgesetzt werden müssen“. Herr Pflüger hofft, dass der Film eine Aufbruchsstimmung erzeugt. Zwar handelt er mehr von Nachhaltigkeit als von Friedensprojekten, jedoch geht es bei der Frage, wie Frieden entstehen kann, oftmals um Ressourcen und um vieles, was mit einer nachhaltigen Lebensweise die Kriegsursachen bekämpfen kann.

Auf die Frage was jeder ohne großen (finanziellen) Aufwand für eine zukunftsfähige Gesellschaft tun kann, antwortet Herr Pflüger, dass es manchmal nur um Umstrukturierung statt um Verzicht geht. “Ich kann mir überlegen wo ich meinen Strom einkaufe und wo ich mein Geld auf der Bank habe. Eine halbe Stunde umorganisieren und die Sache läuft und dann habe ich keine Bank mehr, die gleichzeitig in Rüstung investiert zum Beispiel“. Jeder kann für sich überlegen, wo er ansetzen kann und was es ihm wert ist.

Nach dem Film und dem Gespräch gibt zum weiteren Austausch Getränke und Häppchen. Unter anderem kann das Publikum den Apfel-Mango-Saft von einem Projekt des Naturschutzbunds und der AG Frieden probieren. Die Äpfel sind von regionalen Streuobstwiesen und wurden von einer lokalen Kelterei zu Saft verarbeitet. Das Mangomark stammt aus einem Projekt, das Familien, die ihre Kinder der Prostitution überlassen haben, hilft ihr Einkommen zu sichern.


Foto: Langbein & Partner


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