Interviews
20.06.2015 Vincenzo Sarnelli  
Wise Guys

"Die Römer-Vergangenheit verbindet"

​​Am 26. Juni 2015 wird mit den Wise Guys die erfolgreichste a-capella Band Deutschlands die Moselstadt besuchen. Bevor sie die Bühne der Arena entern, hat sich Sänger Dän die Zeit genommen und mit hunderttausend.de über den FC, Kommunikationsprobleme mit der "Jugend von heute", und die Kölner Musikszene gesprochen. 

 
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hunderttausend.de: Hey Dän von den Wise Guys, was sagst du eigentlich zum 1.FC Köln dieses Jahr?

n: Ich bin ja eigentlich der einzige richt​ige Fußball- und FC-Fan in der Band und bin extrem einverstanden mit dem Verlauf dieser Saison. Es waren viele gute Spiele dabei. Und dass der FC sich so sicher retten konnte, war für mich als vollkommen erfolgsentwöhnter Fan eine große Freude.

Ihr nehmt in euren Liedern ja immer mal wieder Bezug auf den berühmten Fußball-Verein. Dieses Jahr ist es am Geißbockheim ja eher ruhig. Geht euch jetzt der Stoff aus?

Tja, diese Ruhe ist natürlich sehr gut für den Verein selbst und dadurch auch für seine Fans. Zum Sich-Lustig-Machen bietet der Club derzeit tatsächlich wenig Stoff, aber ich finde das in diesem Fall sehr gut. Ich arbeite auch trotzdem an einem neuen FC-Lied, wenn auch nicht ironisch. Ich hatte das versprochen für den Fall, dass der Verein in der ersten Liga bleibt. 

Lass uns zur Musik kommen. Ihr seid die erfolgreichste a-capella Band Deutschlands, macht große Hallen voll. Ich stelle mir a-capella ja besonders schwierig vor, weil einen kein improvisiertes Gitarrensolo rettet, wenn man mal den Text nicht weiß. Seid ihr besonders nervös bei eurem Auftritt, weil ihr ja als Musiker quasi "nackt" auf der Bühne steht?

Richtig nervös sind wir nicht mehr. Ganz kurz, bevor es auf die Bühne geht, ist man aufgeregt, dann ist diese Energie, die Spannung, die Vorfreude da. Dadurch ist in so einem Moment auch fast alles vergessen, was einen vielleicht an diesem Tag belastet hat. Kopfschmerzen, Müdigkeit, schlechte Laune: Alles ist wie weggeblasen. Man freut sich auf die Show. Und wenn man mal den Text vergisst, dann ist das eben so. Man lacht drüber und macht weiter. Die Zuschauer finden das sogar oft richtig gut, wenn man einen "Hänger" hat. Die Fans springen dann sogar manchmal schnell ein und helfen einem über die Lücke hinweg. Die können nämlich alles perfekt.

Ihr habt ja mittlerweile viele tolle Kollegen wie z.B. Basta oder maybebop. Etwas provokant gefragt: Gibt es zu wenig Bands und zu viele gute Sänger, oder woher kommt der Drang hin zum a-capella?

Als wir anfingen, Mitte der 1990er Jahre, waren wir eine von ganz wenigen A-cappella-Bands, und wir waren eigentlich die erste Vokalgruppe überhaupt, die ihre Songs und Texte selber schrieb, die anderen Gruppen coverten nur. Mit unserem Erfolg haben sich diverse Ensembles in Deutschland gegründet, die ein ähnliches Konzept verfolgen. Wir fühlen uns da durchaus ganz unbescheiden als Begründer einer neuen Richtung. Und ja: Es gibt sehr sehr viele gute Sängerinnen und Sänger in Deutschland.

Ihr seid ja grade auf "Achterbahn"-Tour zu eurem letzten Album. Das Neue mit dem Titel "Läuft bei euch" steht aber schon in den Startlöchern. Worum gehts auf der neuen Platte? Wird es ein a-capella-hip-hop Konzeptalbum, bei dem Titel? Oder habt ihr nur ein Faible für Jugendwörter des Jahres?

Die kommende CD "Läuft bei euch" hat viele Songs, die sich mit den unterschiedlichen Auswüchsen des Zeitgeists befassen. "Selfie" heißt zum Beispiel ein Song, aber es geht auch um Ernährungsterrorismus, Castingshows, Mobbing, Gaffen und und und. Der Titel des Albums spielt durch die Abwandlung des Jugendworts des Jahres 2014 ironisch auf diese Themen an. Und wir machen uns lustig darüber, dass es langsam immer mehr zu Kommunikationsproblemen zwischen uns und "den jungen Menschen" kommt.

Werden wir in Trier schon den ein oder anderen neuen Song hören? Vielleicht einen Klitzekleinen?

Ja. Eine kleine Vorabkostprobe wird es mindestens geben. 

Woher habt ihr eigentlich die Info, dass ein uns wohl bekannter Gauner bei der Fifa mit Gras gedealt hat? Aus erster Hand?

Das ist meiner Fantasie entsprungen, aber die Wirklichkeit hat den Song ja quasi vollkommen getoppt und überrollt. Der Clip zu diesem Song "Gaunerkarriere" erfreut sich aber auf YouTube einiger Beliebtheit. ​

Ich persönlich finden ja, dass die Kölner Musikszene absolut im Kommen ist mit Bands wie Kasalla und Cat Ballou auch deutschlandweit Erfolge feiert und das sogar außerhalb der fünften Jahreszeit. Wie ist es denn um eure kölsche Identität und Mentalität bestellt. Fühlt ihr euch als Domstädter? Wohnt ihr alle am Rhein?

Andrea, unser italienischer Bass seit 2013, und ich wohnen in Köln. Die anderen drei wohnen in Hürth, einem Kölner Vorort. Dort ist auch unser Studio, Probenraum, Büro und Lager - alles unter einem Dach. Wir sind definitiv eine Band mit Kölner Wurzeln, ich fühle mich persönlich zu 100% als Kölner, hab ja auch immer hier gewohnt. Kasalla und Cat Ballou haben endlich die Lücke geschlossen, die in der kölschen Musikszene ein paar Jahre herrschte. Wir mögen beide Gruppen sehr. 

Ihr singt ja hochdeutsch. Ist der kölsche Dialekt schlecht zum a-capella singen?

Nein, das funktioniert super, einzelne Songs haben wir ja früher auch auf Kölsch gemacht. Aber mein Hochdeutsch ist besser als mein Kölsch, und wir wollen sehr gerne auch in Bayern, Österreich, Mecklenburg-Vorpommern und der Schweiz verstanden werden.

Vom Rhein an die Mosel. Freut ihr euch auf Trier? 

Ja klar! Die Stadt ist wunderschön, die gemeinsame Römer-Vergangenheit verbindet Köln und Trier. Und das Publikum geht immer ausgesprochen gut mit. Von uns aus kann's losgehen!

Foto: www.blende4.de​​

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