Interviews
10.04.2018 Julia Nemesheimer  
Will Varley

Ein weltweites Geheimnis

​Am kommenden Donnerstag, den 12. April 2018, haben die Jungs und Mädels von SDIYG mal wieder einen vielversprechenden Konzertabend in die Wege geleitet. Der Brite Will Varley kommt mit seiner Band vorbei! Im Vorfeld konnten wir mit dem Singer-Songwriter sprechen. ​

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​hunderttausend.de: Hi Will, würdest du dich unseren Lesern, die dich noch nicht kennen, kurz selbst vorstellen?

Will Varley: Hallo, ich bin Will Varley und ich bin süchtig nach Daytime TV. 

Kürzlich hast du dein fünftes Album Spirit of Minnie veröffentlicht. Wie fühlt es sich an, neue Songs in die Welt hinauszulassen?

Sehr gut! Es ist aber ein angenehmes Gefühl, dieses Mal andere Leute an meiner Seite zu haben, die diese Verantwortung mit mir gemeinsam tragen. 

Stimmt, du hast das Album zum ersten Mal mit einer Band aufgenommen. Hat dich das auf irgendeine Art und Weise herausgefordert?

Ja, es hatte viele Momente, in denen es eine Herausforderung wurde, aber insgesamt war es sehr positiv. Die Jungs, die da involviert wurden, sind meine persönlichen Helden. Sie kennen meine Stimmung und im Laufe des gesamten Prozesses hat es sich so angefühlt, als wären wir alle auf einer Linie. 

Dein neues Album ist nicht so politisch wie seine Vorgänger. War das eine bewusste Entscheidung?

Ich weiß, was du meinst, aber gleichzeitig fühlt es sich auf eine bestimmte Art für mich wie mein politischstes Album überhaupt an. Ich plane meine Alben nicht wirklich im Voraus, stattdessen ist es vielmehr das, was sich in dem Moment richtig anfühlt. Ich denke, ich verbringe die meiste Zeit damit unbewusste Entscheidungen zu treffen. 

Du sprichst oft über die Einsamkeit, die dich überkommt, wenn du auf Tour bist. Nichtsdestotrotz bist du ziemlich häufig unterwegs. Was macht dir denn am meisten Spaß, sodass du das erträgst. Beziehungsweise belastet es dich tatsächlich so sehr oder ist es vielmehr eine Art Zustand, der nunmal damit einhergeht?

Eine Tour ist ziemlich anstrengend, aber die Dinge, die es schwierig machen, sind oft auch gleichzeitig diejenigen, die irgendwie auch Freude und Spaß bereiten. Ich liebe es, neue Leute kennen zu lernen und während einer Tour lernt man jede Menge Menschen kennen. Es kann einsam sein, aber ich denke, auch das ist wichtig. Allerdings ist es absolut unterschiedlich, ob man mit einer Band auf Tour geht und in jüngster Vergangenheit kann ich diese Erfahrung sehr auskosten. 

Vor einigen Jahren bist du zur Promotion deines Albums zu Fuß die britische Küste entlang gewandert und hast unterwegs Konzerte gespielt. Was hast du für dich selbst aus dieser Erfahrung mitgenommen?

Ich habe gelernt, dass es ein totaler Alptraum ist, so viel zu laufen. Und ich würde das niemals wieder tun wollen! (lacht) Ich denke, ich habe einiges über Geduld gelernt. Dass, wenn man beständig einen Fuß vor den anderen setzt, man schließlich dort ankommt, wo man hin möchte. 

Wenn du auf Tour bist, spielst du oft gemeinsam mit Künstlern wie Frank Turner oder Skinny Lister und auch bei Flogging Mollys Salty Dog Cruise hast du schon gespielt. Würdest du uns von deinen schlimmsten und besten Momenten erzählen, die du bisher erlebt hast?

Naja, das schlimmste ist wohl der Mangel an Schlaf und von meiner Frau entfernt zu sein. Und die besten Momente sind die, in denen man tatsächlich spielt und unterschiedliche Städte entdeckt...

Jetzt kommst du nach Europa. Im März warst du erst in den USA. Da du sehr viel herumkommst, siehst du auch Unterschiede zwischen den Leuten, die du dabei kennenlernst und vielleicht auch bei deinen Shows selbst?

Ich liebe es, mit Leuten zu sprechen und ein Verständnis der unterschiedlichen Kulturen zu bekommen, aber auch herauszufinden, wie sie jeweils ticken. Überall ist es unterschiedlich. Zwischen den Shows versuche ich immer so viele Orte wie möglich zu entdecken. Eine besonders auffällige Sache ist die Herzlichkeit der Menschen, die ich immer wieder finde. Ich glaube, dass das eine Art weltweites Geheimnis ist. Dass Leute tatsächlich allgemein gut sind, egal wohin man geht. Dabei wird uns so oft das Gegenteil erzählt...

Das stimmt, um das herauszufinden, muss man vermutlich wirklich viel aus dem eigenen Schneckenhaus und der eigenen Blase herausbrechen. Eine letzte Frage hätte ich noch: Wenn du einen Song auswählen müsstest, den du bis zum Ende deiner Tage hören musst - welcher wäre das?

Oh, das ist eine schwierige Frage. (überlegt) Vielleicht Ecstasy of Gold​ von Ennio Morricone. Was für ein umwerfendes Stück! Ich selbst beschäftige mich ja vorwiegend mit Poesie, daher finde ich es insbesondere faszinierend, wenn Musik so evokativ ist, bestimmte Vorstellungen also ganz ohne Worte hervorrufen kann. Aber ich hoffe, dass ich bis zum Ende meines Lebens jede Menge unterschiedliche Musik hören kann! (lacht)

Vielen Dank für deine Zeit. Ich hoffe, du genießt deine Show in Trier!

​Für das Konzert von Will Varley am 12. April 2018 in der Luke gibt es noch Tickets für 14,50 Euro im Vorverkauf und an der Abendkasse. Als Support spielt Séan McGowan. Start ist um 20 Uhr. 

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