Otto Wolf ist ein bekannter DDR-Schauspieler, der mit Kollegen gerade mitten in den Proben zum nicht autorisierten Stück "Vorwärts Immer" steckt. Darin spielt er Erich Honecker und sieht dem SED-Chef dank einer falschen Nase nicht nur verblüffend ähnlich, er kann auch seinen nuschelnden Singsang und schlurfenden Gang hervorragend imitieren. Seine Tochter Anne ist indes von einem ganz anderen Wunsch getrieben: Schwanger von ihrem heimlichen Freund, der noch dazu der Sohn des ärgsten Konkurrenten ihre Vaters ist, möchte sie in den Westen rübermachen. Hierfür fährt sie nach Leipzig, am 09. Oktober 1989, mitten hinein in die Montagsdemo, für die es angeblich einen Schießbefehl gibt. Vater Otto sucht gemeinsam mit seinen Schauspielkollegen nach einer Lösung, um das Tötungskommando wieder zurückzunehmen und die Tochter zu retten. Und was liegt da näher, als den Schauspieler in seinem Kostüm als Erich Honecker ins Zentralkomitee einzuschleusen?
Der Film von Regisseurin Franziska Meletzky kann sich mit dem Prädikat Wertvoll schmücken. Die
Deutsche Film- und Medienbewertung gibt in der Jurybegründung an: "[Die] Politkomödie steht in der Tradition zwischen Ernst Lubitschs
Sein oder Nichtsein und der deutschen DDR-Aufarbeitung im Stil von
Goodbye Lenin. [...] Der Film ist sehr gut ausgestattet, in seinem Sprachwitz gelungen und insgesamt überzeugend geschrieben."
epd-Film informiert an der Stelle darüber, dass sowohl Meletzky als auch Hauptdarsteller Jörg Schüttauf für ihre Leistung im Zusammenhang mit dem Film mit dem Bayerischen Filmpreis ausgezeichnet wurden. Weiter heißt es, Meletzky gelänge eine "durchaus amüsante Politkomödie mit ausgefeiltem Sprachwitz und der Portion Retro-Charme samt Trabi, Creme 21 und Udo-Lindenberg-Schallplatte". Beim
Deutschlandfunk wird insbesondere das Schauspielensemble gelobt, aus dem Jörg Schüttauf als doppelter Honecker herausrage. Weiterhin wird der Film als eine Mischung aus "feingesponnener Satire und grobgestricktem Klamauk" charakterisiert, wobei aber "das Bedrohungsszenario der Montagsdemonstrationen nicht verharmlost" werde.
In Kooperation mit dem Broadway Filmtheater präsentieren wir regelmäßig den Film der Woche.
Foto: DCM