Stadtgespräch
30.04.2017 Vincenzo Sarnelli  
viking adventures Trier

In die Ferne

​Wenn man mit Erik Bohlander (Bild: unten, Mitte) über seine Passion spricht, ist man erstmal überrascht. Überrascht darüber, wie nüchtern man von einer Idee überzeugt sein kann, wie klar und strukturiert man über einen Lebenstraum sprechen kann, der bis heute anhält. Die Verwirklichung des Traums ist bis heute unter dem Namen „viking adventures“ in der Trierer Paulinstraße zu finden. Ein Porträt. 

 
Image

​Wir schreiben das Jahr 1994, als Bohlander zusammen mit seinen Schul- und Studienkollegen Stephanie Ott und Frank Hilmes aus seinem BWL-Studium heraus die Praxis sucht und beschließt „Vikinger“ zu werden. „Wir wollten Praxiserfahrung sammeln, die wir so im Hörsaal nicht gefunden haben. Für uns stand fest, dass wir eine Firma gründen wollten.“ Entgegen jeglicher Klischees war dieses Vorhaben keine dieser ominösen Schnapsideen, aus denen plötzlich etwas Größeres entsteht. Sondern es war ein Ziel. Eine Verwirklichung einer gut geplanten und durchdachten Idee. Die Idee beinhaltete das Prinzip und die Passion Outdoor nach Trier zu bringen. Die Konkurrenzsituation war gering und die Affinität zum Thema groß. Das Hobby, die große Leidenschaft draußen zu sein, die Natur zu genießen, all das in Verbindung mit der Ausbildung und dem zweiten Steckenpferd, der Betriebswirtschaft, in Einklang bringen. 

Was im ersten Moment unromantisch klingt und wenig pathetisch, ist am Ende das genaue Gegenteil. Für Bohlander war dieser Pragmatismus zu Beginn extrem wichtig und immanent für den Erfolg. „Es ging hier immerhin um die Verwirklichung eines Traums,unserer gemeinsamen Idee. Wir haben zu Beginn sehr kleine Brötchen gebacken. Und ich bin davon überzeugt, dass das einer der Gründe ist, warum es uns heute noch gibt.“ Aber es ist nicht nur die Tatsache, dass hier eine Vision mit betriebswirtschaftlichem Know-How unterfüttert wurde. Sondern es ist auch die Art und Weise, wie Bohlander und seine Kollegen das Prinzip Outdoor verstehen. Die Bandbreite an Kundenwünschen reicht heute vom gemütlichen Wanderer, der sonntags ein paar Kilometer abspulen will, bis hin zum Extremkletterer, der besondere Anforderungen an Material und Equipment hat. Umso wichtiger ist es, dass man in seinem Service authentisch bleibt. Authentisch heißt dabei zum einen, dass man weiß wovon man spricht, die Produkte kennt, sie selbst nutzt und ausprobiert. Authentisch sein heißt aber auch, zu wissen, was der Kunde will und sich an seinen Bedürfnissen zu orientieren. Sich nicht bloß von technischen und styleorientierten Neuerungen blenden oder gar leiten zu lassen. Bohlander beschreibt das so: „Was bringt mir die modernste Regenjacke, wenn sie den Ansprüchen, die unsere Kunden an eine Regenjacke haben, nicht entspricht? Am Ende geht es darum keine faulen Kompromisse einzugehen, sondern das Bestmögliche zu tun, sodass der Kunde, wenn er die Sachen in der Natur benutzt, ein außergewöhnliches Erlebnis hat.“
 
Wenn man den 46-jährigen Outdoor-Experten fragt, was sich in der gesamten Zeit am meisten am Markt geändert hat, dann ist die Antwort relativ eindeutig. Bei dem Erlebnis draußen hat sich auch der technische Fortschritt immer weiterverbreitet. Für den Mitinhaber von viking adventures sind die Themen Technik und in der Natur sein absolut keine Gegensätze: „Der technische Fortschritt hat auch dabei geholfen, Leute nach draußen zu bringen. Sei es durch mehr Sicherheit, vielseitigere Möglichkeiten oder einfach durch mehr Spaß. Und das ist doch genau das, was wir alle wollen.“ Auch hier zeigt sich, dass Bohlander die Romantik mit einem gewissen, bodenständigen Pragmatismus unterfüttert. Und vielleicht ist grade dieses Prinzip entscheidend dafür, dass der Grundgedanke, die Philosophie, die hinter dem skandinavischen Wort „Viking“  („in die Ferne reisen“) steckt, bis heute nicht verloren gegangen ist. Es geht darum, Pfade auch abseits der Wege zu entdecken, Natur zu erleben, vielleicht auch ein bisschen frei zu sein und eben jene Dinge hinter sich zu lassen, die den Alltag grau und anstrengend machen. „Am Ende gibt es nichts Tolleres, als mit dem Schlafsack unter freiem Himmel zu liegen, die Sterne zu beobachten und die Welt zu genießen.“ In diesem Moment ist Erik Bohlander gefühlt weit weg von dem Pragmatismus, der ihn vorher so gut beschreibt. Doch am Ende ist er sicher eine der Grundlagen dafür, dass er zusammen mit seinen Gründerkollegen seinen Traum leben kann. 


Bildgalerie



Karte anzeigen