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18.03.2016 Julia Nemesheimer  
Van den Vos

Blutiges Bildtheater

Am gestrigen Donnerstag durfte hunderttausend.de sich ein Bild von dem Stück "Van den Vos" im Grand Théâtre de la Ville in Luxemburg machen. Das belgische Theaterkollektiv FC Bergman führt das Werk heute, am 18.März, zum voraussichtlich letzten Mal auf. ​

 
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Das Bühnenbild beeindruckt: Wo sich üblicherweise die Sitzplätze im Parkett befinden, erstreckt sich nun eine vergrößerte Spielstätte - inklusive eingelassenem Pool. Zu Beginn steht ein Auto auf der Bühne, eine große Projektionsfläche für das Videomaterial trennt die zivilisierte Welt vom Wald, der dahinter zu erahnen ist. Bäume und Geäst erkennt man hinter der Trennwand. Ein ausgesprochen aufwendiges Bühnenbild, dessen Aufbau, wie im Interview​ mit Thomas Verstraeten erwähnt, etwa drei Tage dauerte. Gelohnt hat sich der Aufwand definitiv und nicht nur Tom Leick-Burns darf sich glücklich schätzen, das Stück nach Luxemburg geholt zu haben. 


Die Story basiert auf der Fabel von Reineke Fuchs und ist doch ganz anders. Es beginnt im Auto, pelztragend und opulent sitzt die Diva (Viviane de Muynck) gemeinsam mit ihrem stummen Geliebten (Stef Aerts) und dem Wolf (Dirk Roofthooft) im Wagen und philosophiert über Gut und Böse, Resultat und Absicht, Moral in der zivilisierten Gesellschaft und die Grausamkeit der Natur. Im Endeffekt klagt der Wolf, wie auch in der Ursprungsfabel, den Fuchs (Gregory Frateur) an, der in diesem Stück wenig Bühnenpräsenz hat, dafür aber dennoch die Handlung beherrscht, seine Frau (Marie Vinck) vergewaltigt und entstellt und seinen Sohn geblendet zu haben. Die Jagd beginnt - auch hier schickt der Wolf zunächst seine "Untertanen" (Wim Verachtert, Bart Hollanders) in die Wildnis - alle kommen sie blutüberströmt und tot zurück. "Van den Vos" macht den Wolf zum Dreh- und Angelpunkt, es zeigt die Suche nach der Gerechtigkeit, die Jagd auf den brutalen und amoralischen Fuchs, der immer einen Schritt voraus zu sein scheint, aber auch die Abgründe des Wolfes, der Frauen als Objekt der Begierde abstempelt und junge Mädchen auch mal gerne (fast) vergewaltigt und dazu zwingt, sich selbst als Hure zu bezeichnen, die es darauf anlegen, ihn zu verführen. 

"Van den Vos" und der FC Bergman setzen auf bildhafte Sprache, durch die riesige Leinwand, die live die Emotionen der Schauspieler*innen widerspiegelt, weiß man teilweise nicht, worauf man sich am besten fokussiert. Neben den Liveaufnahmen übernehmen auch Einspieler eine tragende Rolle - das Morden des Fuchses wird in der schroffen Klippenlandschaft Schottlands eingefangen und scheut sich nicht vor bluttriefender Brutalität. 

Tragend für das Stück ist das Streicherensemble Kaleidoskop, das mit auf der Bühne sitzt und mit atmosphärisch dichten Klängen, komponiert von Liesa von der Aa, für die passende musikalische Untermalung sorgt und "Van den Vos" vervollständigt. 

Das Stück ist überbordend an bedeutungsvollen Bildern, die teilweise schon fast überfordern, zwischendurch gibt es Sprünge, ein Hin- und Her zwischen Vergangenheit und Gegenwart. Es wurde bereits vorgewarnt, dass es kein klassisches 0815-Theaterstück sein würde, doch zwischendurch fühlt man sich dezent erschlagen und verwirrt. Das Ensemble, das sich aus Gastschauspieler*innen und dem Kollektiv FC Bergman zusammensetzt, vermag das Publikum mit seiner Performance zu fesseln, auch wenn man sich an der ein oder anderen Stelle am liebsten abwenden möchte. 

Für Besucher*innen, die bildgewaltiges, experimentelles Theater mögen, ist es sicherlich ein Genuss, in die Welt der Interpretation abzutauchen, wer seichte Unterhaltung sucht, ist an dieser Stelle absolut falsch. ​

Foto: Kurt van der Elst

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