Stadtgespräch
29.04.2016 Jörg Halstein Privat
Türsteher Toni - vom Club Toni

Der Gentleman aus Beirut

​​Sein Gesicht kennt fast jeder in Trier: Toni, der Türsteher des Clubs am Domfreihof, den sie einfach so benannt haben, wie der Mann heißt, der seit Jahr und Tag die Besucher im Walderdorff’s begrüßt. Wir haben uns mit dem aus Beirut stammenden Antoine, wie er mit bürgerlichem Namen heißt, über Klodeckel, nackte Hintern und Udo Jürgens unterhalten.

 
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Seit wann bist du in Deutschland? Warst du von Anfang an in Trier?

Ich bin 1990 nach Deutschland gekommen, war kurz in Hamburg, danach in Mannheim. In Trier habe ich gleich von Anfang an viele Freunde gefunden - und bin hier geblieben.

Wann hast du angefangen für das Walderdorff’s zu arbeiten?

Ich arbeite seit dem Tag der Eröffnung im November 1999 für das Walderdorff’s. Eigentlich bin ich ja Großhandelskaufmann, aber im Nebenjob habe ich schon länger als Türsteher gearbeitet, vorher auch in Hamburg, in Trier auch im ehemaligen “Riverside”. 

Ralf Laux hat mir dann irgendwann einmal einen festen Vertrag angeboten - da musste ich nicht lange überlegen.

Findest du es in Ordnung, wenn man dich Türsteher nennt, oder hättest du gerne eine andere Berufsbezeichnung?

Türsteher klingt zwar ein bisschen böse, aber ich habe überhaupt nichts dagegen, wenn man mich so nennt. Klar, viele denken, Türsteher wären Gauner oder Mafiosi, da haben viele das Bild von den Türstehern in den großen Städten wie Köln oder Hamburg vor Augen. Aber ich glaube, dass die meisten Besucher, die mich zum ersten Mal sehen, keinen solchen Eindruck von mir haben.

Ist der Club Toni im Keller wirklich nach dir benannt?

Ja, das ist verrückt, der Club wurde tatsächlich nach mir benannt. Als wir hier vor gut fünf Jahren, Ralf Laux führte das Walderdorff’s seitdem alleine, in einer Umbauphase waren, sollte auch der Club im Keller einen neuen Namen bekommen. Und dann hat Dominique Koch, unser Resident-DJ, mehr aus Spaß vorgeschlagenen: Nennen wir den Club doch einfach Toni. Und so ist dann gekommen. Natürlich habe ich mich sehr geehrt gefühlt.

Wie würdest du dich als Türsteher selbst beschreiben?

Im großen und ganzen bin ich ja ein ruhiger Typ, aber wenn Leute nerven, redet man irgendwann schon mal in einem anderen Ton. Früher war ich vielleicht ein wenig “überaktiv”, aber in den Jahren bin ich ruhiger geworden. Auch weil ich eingesehen habe: Man kann die Menschen nicht erziehen.

Für mich gelten drei Prinzipien: 1. immer freundlich sein, 2. mit einem seriösen Ton kommunizieren und 3. - und vielleicht am wichtigsten:  man darf den Respekt nicht verlieren. Wenn man den Respekt verliert, nimmt der Gast einen nicht mehr ernst und dann kann man sich nicht mehr durchsetzen

Erinnerst Du Dich an kuriose Szenen in den vielen Jahren, die du hier an der Tür verbracht hast?

Klar, jede Menge! Meine beiden Lieblingsszenen sind diese:

Einmal stand ich im Foyer, es war Betrieb ohne Ende und dann kam ein richtig betrunkener Gast, ein netter und lieber, aber halt echt betrunkener, und wollte seine Jacke oben an der Garderobe abholen. An der Garderobe holt er seine Marke heraus und sagt ernsthaft: “Einmal nach Tarforst bitte!” Er dachte wirklich, er steigt gerade in den Bus!

Früher gab es immer im Sommer eine Stufenparty, sonntags zu Ferienbeginn, wo dann immer die ganzen Jugendlichen mit dem “Muttizettel”  ankommen, damit sie als noch nicht Volljährige an der Party teilnehmen durften. Von unten kam mir dann ein 16-jähriger, offensichtlich beschwipst, entgegen und der hatte etwas aus dem Club mitgenommen. In seinem Fall war es aber kein Aschenbecher oder eine Flasche, wie das öfter vorkommt. Der hatte tatsächlich einen Klodeckel unter dem Arm!

Wie oft arbeitest du hier an der Tür? Findest du das nicht anstrengend?

Eigentlich stehe ich jedes Mal, wenn der Club offen hat, an der Tür. Ich habe mich an den Rhythmus gewöhnt und außerdem ein richtig tolles Team, das mich entlastet.

Am Wochenende bin ich gegen halb sieben in der Früh im Bett, das ist gelegentlich schon schwer, aber wenn man diszipliniert ist, geht das ganz gut.

Du musst mir das Geheimnis der Türsteher verraten. Es gibt zwei Gruppen, jeweils fünf Leute. Die eine Gruppe lässt du rein und die andere kommt nicht rein. Wie entscheidest du so etwas?

Nach der Gesichtskontrolle hast Du schon den ersten Eindruck, der bei mir auch meistens sitzt. Entweder kann man das oder halt nicht.  Durch ein kurzes Gespräch kannst Du dann noch besser einschätzen,  ob die Leute freundlich sind oder wahrscheinlich Ärger machen.

Wie gut kannst du Junggesellen/Junggesellinnen-Verabschiedungen leiden?

Naja, es kommt darauf an, man muss Grenzen setzen. Einmal stand ein Typ, der zu einem Junggesellen-Abschied wollte, mit ausgeschnittener Hose vor mir, so dass man seinen Hintern gesehen hat. Sorry, der hat’s leider nicht in den Keller geschafft.

Hattest du schon einmal Prominenz an der Tür?

Anfang der 200er war mal Udo Jürgens da, den habe ich fast nicht erkannt und deshalb fast nicht reingelassen. Das war eine etwas peinliche Situation, die aber recht bald aufgeklärt war. Danach wollte er mich nämlich noch für zwei Stunden als seinen persönlichen Bodyguard…

Was macht ein Türsteher in seiner Freizeit?

Ich verbringe gerne Zeit mit meiner Partnerin und meinem 19-jährigen Sohn. Ich gehe gerne mit Freunden in die Stadt, einen Kaffee trinken. Wenn es die Club-Öffnungszeiten zulassen, fahre ich gerne über’s Wochenende weg, mal nach Zandvoort, oder nach Paris oder an den Bodensee. Wenn ich richtig viel Zeit habe auch mal nach Spanien oder in meine Heimatstadt Beirut.

Wie oft fährst du noch in den Libanon?

Früher war ich mindestens einmal im Jahr dort, weil meine Eltern dort wohnen. Aktuell leider nur noch selten, weil die politische Lage sich so schlecht entwickelt hat. Immerhin stehe ich regelmäßig mit meinen Eltern über Skype in Verbindung, aber ehrlich gesagt wäre ich lieber noch häufiger in Beirut, meine Eltern werden ja auch nicht jünger…

Vermisst du die libanesische Küche hier in Deutschland?

Ja, total! Deshalb fahre ich häufiger nach Düsseldorf, dort gibt es in der Altstadt einen richtig guten Libanesen in der Bergerstraße. Tabouleh, Hummus, Auberginen-Püree, Falafel, gegrilltes Lammfleisch - mir läuft das Wasser im Mund zusammen. Der nächste gute Libanese ist in Metz - das finde ich sehr schade, dass man weder in Trier noch in Saarbrücken ein gutes libanesisches Restaurant finden kann.

Gibt es Trierische Gerichte, die du gerne isst?

Ich bin ja eigentlich sehr offen, was das Essen anbetrifft, die Trierer Flieten esse ich zum Beispiel sehr gerne. Aber Kasseler oder Klöße - damit könnt Ihr mich jagen… 

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