Film der Woche
05.04.2018 hunderttausend.de  
Transit

Zwischen den Zeiten

​Am 05. April 2018 startet der Film von Christian Petzold in den deutschen Kinos. Weltpremiere feierte der Streifen bei der diesjährigen Berlinale​. Die freie Verfilmung nach dem gleichnamigen Buch Anna Seghers von 1944 ist unser Film der Woche. 

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​​Der deutsche Georg befindet sich auf der Flucht vor den nachrückenden Faschisten. In Frankreich stößt er durch Zufall auf die Leiche des Schriftstellers Weidel, der Suizid begangen hat. Zurückgelassen hat er ein Buchmanuskript, einen Brief an seine Frau sowie die Ausreisepapiere der mexikanischen Botschaft. Georg ergreift die Chance und nimmt die Identität des Schriftstellers an, um fliehen zu können. Dafür begibt er sich nach Marseille, wo er auf die letzten Stempel für die Ausreise wartet. Dabei trifft er mehrfach auf die attraktive Marie, die sich als Weidels Frau entpuppt. Georg verliebt sich in die Frau, die ihren Mann sucht, aber auch mit einem deutschen Kinderarzt liiert ist. Doch er wagt es nicht, ihr zu gestehen, dass er die Identität des verstorbenen Autoren Weidel angenommen hat. 

http://www.broadway-trier.de/ 

Christian Petzold arbeitet bereits seit einigen Jahren an der Verfilmung des Exilromans Anna Seghers. Begonnen hat er die Vorbereitungen noch mit seinem langjährigen Filmpartner, dem ​2014 verstorbenen Harun Farocki. Der Roman selbst entstand im zweiten Weltkrieg und berichtet von der Flucht der jüdischen Kommunistin und Schriftstellerin vor den Schrecken der Nationalsozialisten. 

Der Film verlegt nun die Handlung nach Paris und nach Marseille und schafft einen faszinierenden Spagat zwischen Vergangenheit und Gegenwart. Die Schauplätze liegen im Jetzt, genauso wie einige Andeutungen in der Sprache, die Kostüme sind zeitlos und könnten sowohl heute als auch vor 80 Jahren getragen worden sein, gleichzeitig haben die Flüchtenden es nicht mit Nazi-Schergen zu tun, sondern mit einer modernen Spezialeinheit der Polizei. Texte sind in Sütterlin geschrieben. Hinzu kommt eine Stimme aus dem Off, die das Geschehen als neutraler Kommentator begleitet. Die Webseite moviejones.de​ verleiht dem Film nicht nur das Prädikat: besonders wertvoll, sondern schreibt zudem: "Durch die Interpretation des Romans und die Verlegung der Handlung in die Gegenwart schuf Petzold ein zutiefst humanistisches, existentielles Gleichnis auf Flucht und Exil, auf die Notwendigkeit des Neuanfangs in der Fremde sowie Gleichgültigkeit und Kälte einer Gesellschaft, die sich den Nöten der Ausgestoßenen verschließt und nur das eigene Überleben sichern will." ​

Im Tagesspiegel werden insbesondere die Darsteller gelobt: " Franz Rogowski mit seiner unaufgeregten Präsenz, der leicht gebückten Gestalt, der zärtlich undeutlichen Diktion. Paula Beer als irrlichternde und doch manifeste Erscheinung." Aber auch die Kamera und Montage, wobei die Gesamtproduktion in ihrer "Sorgfalt, Fürsorge und Behutsamkeit [...] in Deutschland ihresgleichen sucht". 

filmstarts.de kommt zu folgendem Fazit: "Christian Petzold wendet sich in dieser Phase seiner Regiekarriere offenbar immer mehr dem Konzeptkino zu – und liefert mit „Transit“ erneut ein faszinierendes Filmexperiment."

​In Kooperation mit dem Broadway Filmtheater präsentieren wir regelmäßig den Film der Woche. 

Foto: Piffl Media

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