Interviews
14.11.2015 Vincenzo Sarnelli Veranstalter
Christian Telch im Interview

"Meins ist das Schönste"

​Erst ein einziges Mal konnte sich ein Spieler der Eintracht aus Trier die goldenen Medaille der ARD, die dem Schützen des Tor des Monats verliehen wird, sichern.  1987 war es Karl Dubois im Spiel gegen den VFL Hamm/Sieg. Jetzt hat Christian Telch, Mittelfeldspieler, erneut die Chance​. Mit einem 35 Meter Freistoß heimste er die Nominierung zur berühmten ARD Sportschau Rubrik ein. hunderttausend.de sprach mit dem Mann, der grade seinen Vertrag um zwei Jahre bei der Eintracht verlängert hat,​ über sein Tor, die laufende Saison und Club-Ikone Rudi Thömmes. 

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Video

hunderttausend.de: Zum Start erstmal ein paar Kurzfragen: ​

Was ist das erste am Morgen was Du tust, nachdem Du aufgestanden bist?

Christian Telch: Frühstücken.

Digital oder analog?

(überlegt) digital.

Zug oder Fahrrad

Zug.

Du bleibst im Aufzug stecken. Lieber mit José Mourinho oder mit Felix Magath?

Felix Magath.

Wofür gibst Du zu viel Geld aus?

Tanken.

Wofür kann man nicht genug Geld ausgeben?

(überlegt) Für die Freundin.

Wir werden dramatisch. Morgen geht die Welt unter, was machst Du heute Abend?

Mit den Mannschaftskollegen in der Bar treffen.

Was gibt's zu trinken?

Wasser. (lacht) 

Vielen Dank schon mal dafür! Hast du Lust, bevor wir mit dem Interview starten, dir mit uns das Tor nochmal anzuschauen?

Ich hab es zwar schon tausend Mal gesehen, aber klar!

35 Meter waren es, oder?

Ich glaube, es waren mehr, aber man hat sich hinterher auf 35 Meter geeinigt (lacht).

Wie kommt man auf die Idee, aus mehr als 35 Metern einen Freistoß direkt aufs Tor zu hauen?

Ich hab vor zwei Jahren schon mal aus ungefähr der gleichen Entfernung ein Tor gemacht. Ich hatte also gute Erinnerungen und dachte mir: „Ach komm, hau ihn einfach mal drauf". Eigentlich wollte ich den Ball nur fest aufs Tor bringen, sodass der Torwart den vielleicht abklatschen lässt oder so und dann einer abstauben kann. Naja, ich hab ihn stattdessen sehr gut erwischt und dann ist er oben im Winkel halt reingefallen.

 Hat man das dann einfach im Gefühl?​

Ich hatte wirklich ein gutes Gefühl. Und meiner Meinung nach hab ich auch einen guten, harten Schuss. Ich wollte den Ball ja, wie gesagt, auch erst mal nur aufs Tor bringen. Ich hatte nie damit gerechnet, dass der wirklich rein geht.

Wie hast du von der „Tor des Monats"- Nominierung erfahren?

Ich wusste, dass das Video eingeschickt wurde. Und erfahren hab ich es letzten Freitag im Internet, dass ich nominiert bin. War ein gutes Gefühl. Es passiert ja auch nicht all zu oft. Jetzt hoffe ich, dass ich gewinne.

Die anderen Nominierten schon abgecheckt?

Ja, ich hab sie mir alle angeschaut.

Und?

Naja. Meiner Meinung nach, ist meins das Schönste (Iacht).

Wie fühlt es sich denn an in einer Riege mit Bundesligaspielern wie Marcel Heller (Darmstadt 98) oder Kevin Kampl (Bayer Leverkusen) zu stehen?

Es ist schon schön, seinen Namen zu sehen da. Und auch mit seinem Tor so prominent im Fernsehen vertreten zu sein. Das kommt ja auch nicht alle Tage vor. Jetzt müssen wir halt mal sehen, was draus wird.

Kommen wir doch zu dir. Auf transfermarkt.de wird dein Marktwert mit 75000 Euro taxiert. Spielt so was für dich eine Rolle?

Der geht doch eh stetig bergab (lacht). Nee, das spielt keine wirkliche Rolle für mich. Je älter ich werde, umso weniger bin ich wohl wert. Vielleicht geht er jetzt nochmal ein bisschen hoch. Aber eigentlich interessiert mich das nicht.

Du sprichst das Alter an. Ihr habt einen Altersdurchschnitt von 24,8 Jahren bei der Eintracht. Du gehörst, so bitter das klingt, mit deinen 27 Jahren schon zu den alten Hasen, oder?

Ich glaube, ich bin fünftältester oder so (lacht).

Übernimmt man dann eine besondere Verantwortung auf dem Feld?

Klar versucht man ein Vorbild für die Jungs zu sein. Aber im Grunde sind alle erwachsen genug, um auf sich selbst aufzupassen, wenn man das so sagen kann. Ich bin zwar bei den alten Hasen dabei, aber das Team ist einfach insgesamt so geil, da ist es egal ob alt oder jung.

Kann man sich als „Alter Hase" eher erlauben so ein Ding aus fast 40 Metern einfach mal drauf zu hauen?

Naja. Ich glaube die Jungs wissen, dass ich einen guten Schuss habe. Aber grundsätzlich ist es egal wer schießt. Wenn man sich gut fühlt, und einen guten Schuss hat, dann sollte man es einfach machen. Egal wie alt man ist.

 Du hast in deiner Karriere Traditionsvereine kennen gelernt. Mainz, Essen, Offenbach und jetzt Trier. Das sind Vereine, die jeder Fußball-Fan kennt, egal in welcher Liga die grade spielen. Wie ist das für dich als Spieler? Bemerkt man diesen „besonderen Geist" und die Erwartungshaltung, die nicht selten mit der Bezeichnung „Traditionsverein" verknüpft ist? ​

Ja, schon. Letztes Jahr habe ich zum Beispiel in Goslar gespielt, da waren vielleicht 300 Leute beim Spiel. Das ist dann schon anders. Da hat man relativ wenig Druck von außen. Jetzt bei einem Traditionsverein wie Trier, da merkt man schon, dass die Fans eine gewisse Erwartungshaltung haben, die wir auch erfüllen wollen. Dieser Druck gehört ja auch einfach dazu, damit muss man umgehen können. Für die Fans, das Stadion und den Verein zu spielen ist doch eine schöne Sache, vor allem, wenn 3000 Leute zum Spiel kommen.

Und bei euch läuft es ja schon sehr gut in dieser Saison. Ihr seid Zweiter mit nur zwei Niederlagen. Zu beobachten ist aber, dass ihr nicht selten Schwierigkeiten habt ins Spiel zu finden und dann in der zweiten Halbzeit dafür umso stärker aufspielt. Warum immer die späte Zündung?​

(grinst). Also zunächst mal spielt der Gegner ja auch noch mit. Die Mannschaften machen es einem meist ziemlich schwer. Da muss man sich dann auch erst mal abtasten und das Gegentor verhindern. Wenn wir dann das erste Tor machen, dann haben wir in der Regel das Spiel etwas mehr im Griff und das gibt uns Sicherheit. Wenn wir also in der ersten Halbzeit mal führen würden, würde das bestimmt anders aussehen.

Seid ihr einfach körperlich fitter als die Gegner? Nicht selten habt ihr die Spiele kurz vor Schluss dann zu euren Gunsten entscheiden können.

Wir sind auf jeden Fall fit. Wir haben im Sommer sehr gut gearbeitet und sehr hart trainiert. Da zahlt sich einfach die gute Arbeit mit dem Trainer aus jetzt.

Manchmal wird es in der Kabine in der Halbzeit dann auch mal lauter, ne?

(grinst) Jetzt gegen Pirmasens wurde es in der Kabine mal lauter. Der Trainer war laut, ich war auch ein bisschen laut. Aber es hat ja was gebracht. Die zweite Halbzeit war wieder richtig gut. Das legt sich dann schnell wieder. Also alles gut.

Jetzt hast Du gegen Pirmasens wieder ein Knaller-Tor hingelegt. Ecke Lienhard, kurz in den Rückraum des Strafraums und du haust von da den Ball volle Kanone in den Winkel. Jetzt verrat uns doch mal das Geheimnis…

Das Geheimnis ist: „Wer nicht schießt, der trifft auch nicht". Ganz einfach (lacht).

Wie oft habt ihr das trainiert? Und wie oft getroffen?​

Am Tag vorher zweimal. Zwei Schüsse, kein Treffer. Im Spiel dann ein Schuss, ein Treffer. Besser so als anders rum (lacht).  Der Co-Trainer hatte uns vorher gesagt, dass wir das einfach mal probieren sollen, weil er beim Gegner gesehen hat, dass der Rückraum oft frei war. Wir haben es also mal angewendet und es hat direkt gut geklappt.

Rechnest du also mit der nächsten Nominierung?

Rechnen tu ich damit nicht, aber schön wäre es schon (lacht).

Du bist nach dem Treffer direkt zum Ruuuuudi hingerannt und hast ihm für den Tipp gedankt. Erzähl uns doch mal, was euer Co-Trainer Rudi Thömmes, eine Ikone des Vereins, für ein Typ ist.

Er ist ein super Typ und Co-Trainer. Er steht der Mannschaft sehr nah. Jeder versteht sich gut mit ihm. Er gibt uns viele Tipps und bereitet uns gut auf den Gegner vor. Es ist einfach ein Top-Mann.

Er hat mal im Interview mit uns gesagt, dass besondere Spiele nur dann möglich sind, wenn jeder im Team für den anderen rennt und ackert. Kann ich es also so deuten, dass, weil es bei Euch grade gut läuft, es im Team stimmt?

Im Team läuft es super. Es stimmt total. Man kann schon sagen, dass wir alle befreundet sind. So was wie hier habe ich in meiner Karriere auch noch nicht erlebt. Es gibt eine große mannschaftliche Geschlossenheit. Das sieht man dann auch auf dem Platz, denke ich. Es passt einfach alles.

Lass uns über eine Sache sprechen, die jeden Trierer vielleicht noch etwas schmerzt. Ihr habt gegen Saarbrücken in den letzten vier Minuten noch zwei Tore kassiert und nach 2:1 Führung noch 3:2 verloren. Wie verarbeitet man als Team so eine harte Niederlage?

Wir haben einfach unglücklich verloren. Ein Sieg von uns wäre auch nicht unverdient gewesen. Wir haben alles gegeben. Wenn man so spielt, dann braucht man sich keinen Kopf zu machen. Dann holt man die Punkte halt im nächsten Spiel. Danach wird schon nochmal drüber gesprochen, aber dann auch schnell abgehakt und die Konzentration gehört wieder dem nächsten Spiel.

Ihr habt vor kurzem deinen Ex-Verein Kickers Offenbach mit 6:0 aus dem Moselstadion geschossen. Hast du ein bisschen gefeixt hinterher?

Ne. Ich hab mich nicht getraut jemanden anzurufen. Ich hab zwar noch recht engen Kontakt zu deren Torwart, aber seitdem hab ich mich nicht getraut anzurufen (lacht). Vor dem Spiel haben wir uns noch ein bisschen ausgetauscht, aber hinterher nicht mehr. Sonst heißt es wieder: „Du rufst nur an, wenn so was passiert".

Du hast zwei Tore vorbereitet. Hättest du gejubelt, wenn du getroffen hättest?

Klar (lacht)!

Ihr seid Zweiter und drei Punkte hinter Tabellenführer Mannheim. Wo geht's hin mit der Eintracht in dieser Saison?

Jetzt wo wir oben dabei sind, dann wollen wir da auch bleiben. Platz 5 ist jetzt auch nicht mehr unser Ziel. Unter den ersten drei zu landen, wäre schon super. Zweiter oder Erster wären schon überragend. Es ist aber noch ein langer Weg dahin, mal schauen.

Und wie viele Tore willst du noch machen, die dann zum „Tor des Monats" nominiert werden? Wie oft sollen wir uns noch zum Interview treffen?

Erst mal sind meine Ziele, verletzungsfrei zu bleiben und erfolgreich mit der Mannschaft zu sein, da ist dann auch egal, wer die Tore macht. Was das „Tor des Monats" anbelangt, können wir uns gerne jeden Monat treffen (lacht).

Vielen Dank für das angenehme Gespräch und viel Erfolg bei der Wahl und in der weiteren Saison.

Gerne. Und votet​ doch bis zum 21. November 2015​ für das Tor. Würde mich sehr freuen!​

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