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17.03.2017 Vincenzo Sarnelli Vincenzo Sarnelli
Tim Kasher im Mauerpfeiffer Saarbrücken

Eine Legende unter sich

​Am gestrigen Donnerstagabend besuchte der legendäre Tim Kasher den Mauerpfeiffer in Saarbrücken. Vor eher familiärer Kulisse zeigte der Amerikaner, warum er zu den Geheim-Tipps im Singer/Songwriter-Genre gehört.

 
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​Dass Tim Kasher auch nach 20 Jahren im Geschäft noch zu den Geheimtipps zählt, stört ihn nach eigenen Angaben nicht. Er sei "gerne der Underdog". Und so ist ihm auch keine Enttäuschung anzumerken, als er die Bühne betritt in einem eher familiär gefüllten Raum. Die Bedeutung von Kasher wird seit jeher unterschätzt. Während grade in den 2000ern Bands wie Bright Eyes abgefeiert werden und Künstler wie Conor Oberst bis heute große Locations ausverkaufen, ist Kasher, der damals Sänger von Bands wie Cursive und The Good Life war, nach wie vor unter dem Radar. Gerechtfertigt ist das eigentlich nicht. Der 42-Jährige zeigte auch in Saarbrücken die Stärke seines Songwritings und die Intimität, die er mit seinen Songs aufbauen kann. 

Im Vorprogramm traten die Pop-Musiker von StereoKai auf. Die Band, die im Sommer bereits im Vorprogramm von Pur aufgetreten war, zeigte das, was sie auszeichnet. Eingängige Pop-Musik mit ebensolchen deutschen Texten. Was grundsätzlich solide ist, passt leider nicht so richtig in das Line-Up mit Tim Kasher, dessen Musik wesentlich verkopfter und kryptischer daher kommt. Grundsätzlich nicht tragisch, doch so findet schon ein gewisser Sprung statt zwischen den beiden Acts. 

Kasher hat Megan Siebe am Cello mitgebracht. Die Kombination aus seinem Gitarrenspiel und dem Streichinstrument bilden einen feinen Klangteppich für Kashers kratzige Stimme, die mit Worten Bilder malt. Krumm und schief und eher pessimistisch kommen diese daher. Und so ist es ein Abend, an dem die dunklen Wolken tief im Mauerpfeiffer hängen. Umso wichtiger, dass Kasher mit einigen doch punkigeren Songs von seinen Bands Cursive und The Good Life zwischendurch auflockern kann. Man wünscht sich durchaus, dass der Amerikaner mit einer größeren Band auf der Bühne steht und seine Fähigkeiten im Songwriting auch in großer Runde nochmal unter Beweis stellt. Doch Tim Kasher ist ein musikalischer Underdog. Auch wenn das aufgrund seiner Fähigkeiten sicher nicht besonders fair sein dürfte. 


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