Interviews
09.03.2018 Julia Nemesheimer  
The Prosecution

"Wir sind eine große Familie"

​​The Prosecution kommt am 17. März 2018 ins Exhaus. Die sieben Jungs aus Bayern überzeugen seit geraumer Zeit mit "politischem Punkrock mit Bläsern". Wir haben uns über die neue Platte, die Band allgemein und ihr Engagement mit Sänger und Gitarrist Simon unterhalten. Außerdem verlosen wir in Kooperation mit Uncle M einmal zwei Gästelistenplätze!

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Video
hunderttausend: Wie geht es euch mit eurer neuen Platte?

Simon: Sehr, sehr gut! Wir haben The Unfollowing am 10. August veröffentlicht und sind eigentlich seitdem auf Tour. Wir hatten jetzt eine kleine Pause seit Ende Dezember, aber ab Mitte März geht es dann auch schon wieder weiter. Das läuft ziemlich gut und wir haben Spaß.

Zu eurem Release-Wochenende gibt es ja auch ein Video. Da habt ihr nicht nur offizielle Shows auf mehreren Festivals gespielt, sondern auch noch diverse Akustiksets und ihr hattet die Möglichkeit, sogar einen Headlinerplatz zu füllen, nachdem die Antilopen Gang ausgefallen war. Wie anstrengend war dieser Marathon denn wirklich?

Es hat unglaublich viel Spaß gemacht, aber es war echt anstrengend. Im Video sieht man uns ja eigentlich nur lächelnd und feiernd, das war auch tatsächlich so. Was man nicht so sieht, ist, dass wir zum Teil schon seit dienstags auf dem Open Flair waren. Da trinkt man dann auf dem Campingplatz, während man Werbung und Promo macht. Danach noch Interviews zu geben und all das, wenn man schon seit mittags am Trinken ist, ist jetzt nicht unbedingt einfach, aber es hat sich absolut gelohnt. Für uns ist es auch keine wirkliche Arbeit, es hat richtig Spaß gemacht, aber aufgeregt waren wir natürlich die ganze Zeit.

Ihr seid wirklich richtig viel unterwegs, rund 50 Konzerte im vergangenen Jahr plus unzählige kleinere, spontane Auftritte – wie klappt das denn mit Jobs? Oder läuft The Prosecution mittlerweile so gut, dass man davon leben kann?

(lacht) Nee, so gut läuft es dann nicht. Gerade bei sieben Leuten in der Band ist das dann doch eher schwierig, da muss man schon noch einem normalen Job nachgehen, um Miete zahlen zu können und über die Runden zu kommen. Aber wir haben da eine ganz gute Lösung gefunden, indem fast alle in der Band in Teilzeit arbeiten. Oft ist es ja so, dass man sich nach dem Studium auflöst, aber es macht uns viel zu viel Spaß und auf diese Art und Weise können wir alles unter einen Hut bekommen.

Vergangenes Jahr habt ihr ja sogar 15-jähriges Bandjubiläum gefeiert. Habt ihr denn irgendwas besonderes diesbezüglich gemacht?

Nichts Spektakuläres. Aber wie an jedem Bandgeburtstag haben wir uns alle getroffen. Dann versuchen wir auch die Musik und Band mal außen vor zu lassen und uns stattdessen anderen Themen zu widmen. Das nimmt ja wirklich einen sehr großen Teil unseres Lebens ein, wir sind wie eine große Familie und sehen uns jedes Wochenende, da muss man sich auch mal abseits dessen zusammensetzen.

Also versteht ihr euch noch alle gut, auch nach so langer Zeit?

Ja, absolut. Wenn das nicht so wäre, würden wir auch nicht mehr weitermachen vermutlich. Wie schon gesagt, das fühlt sich oft wie eine Familie an. Da gibt’s ab und an mal kleinere Reibereien, das ist ja normal, wenn man ewig aufeinander hockt, aber sowas ist sehr schnell wieder beigelegt und geklärt.

Ihr filmt ja viel für youTube und es scheint mir zwischendurch so, als müsste man ganz schön trinkfest sein, um bei The Prosecution mithalten zu können.

(lacht) Das hat inzwischen wirklich abgenommen, zumindest kommts mir so vor. Früher, also noch vor zehn Jahren oder so, ist man in den Bus eingestiegen und hat direkt mal das erste Bier aufgemacht. Aber inzwischen haben wir uns da schon gemäßigt. Wenn wir das heute jedes Wochenende machen würden, dann könnten wir die Leistung gar nicht mehr bringen. Entsprechend sind wir da im Vergleich zu früher echt brav geworden. Wir trinken dann nach dem Gig noch zwei
Bier und gehen dann relativ früh schlafen, damit wir am nächsten Tag fit sind. Also gar nicht mehr so viel Punk-Rock sondern eher Erwachsen. (lacht)

Ihr sucht sehr viel Nähe zu euren Fans, wie wichtig ist euch das?

Wir legen da immer viel Wert drauf, auch, dass wir uns vor oder nach den Gigs mit den Leuten in Verbindung setzen. Im Laufe der Jahre haben wir dadurch auch Menschen kennengelernt, die zu Freunden geworden sind. Egal, wo man hinkommt, trifft man Leute, die man schon kennt, aber auch solche, die man noch nicht kennt. Das ist schon eine sehr schöne Sache, die wir auch nicht missen wollen.

Ab und an macht ihr ja auch Aktionen während eurer Tour, letztens zum Beispiel habt ihr ja Gegenstände getauscht. Angefangen habt ihr mit jeweils einem Feuerzeug und auf eurer Reise durch Deutschland habt ihr versucht, immer höherwertigere Sachen dafür zu bekommen, die ihr am Schluss für einen guten Zweck versteigern wolltet. Wie ist die Aktion denn ausgegangen?

Die Idee dazu hatten wir tatsächlich erst im Tourbus, um was Lustiges mit etwas Sinnvollem zu verbinden. Wir haben da am Schluss wirklich coole Sachen zusammen bekommen. Da sind Spielekonsolen dabei, unser Gitarrist hat eine Gitarre bekommen und vieles mehr. Demnächst werden wir das alles versteigern und den Gewinn an ProAsyl spenden.

Wo wir gerade von ProAsyl sprechen, ihr seid da ja sehr aktiv in verschiedenen Organisationen. Wie kam es denn dazu?

Wir haben damit vor etwa zehn Jahren angefangen, weil wir dachten, statt nur darüber zu singen, können wir ja auch aktiv werden. Und da uns Flüchtlings- und Asylpolitik schon immer am Herzen lag, machen wir seitdem für ProAsyl verschiedene Aktionen über das ganze Jahr verteilt. Einmal haben wir Pfandflaschen gesammelt, da kamen etwa 2000 Euro zusammen, oder eine Losbude gehabt und verschiedene Sachen versteigert, die auch von anderen Bands gespendet und signiert worden sind. Da kam auch einiges bei rum. Privat engagieren wir uns auch in diese Richtung, dadurch kommt ein großes Netzwerk zusammen und da kann man dann auch insgesamt relativ viel bewegen.

Dann seid ihr jetzt am 17. März 2018 in Trier – gibt’s denn irgendwelche Assoziationen, die du mit der Stadt verbindest?

Oh, also so ganz spontan – Römer (lacht). Ansonsten Mosel und es liegt nahe bei Luxemburg. Und was ich auch mit Trier verbinde, ist so ein Erlebnis mit 13 im Skatepark, da hat nämlich Mahatma Hitler gespielt und die Combo hat die ganze Zeit von der WestCoast und Trier gerappt.

Dann könnt ihr ja ganz bald euren Assoziationen noch was hinzufügen. Vielen Dank fürs Gespräch!

Am 21. April spielt The Prosecution übrigens im Circus Maximus in Koblenz, für alle, die das Konzert in Trier verpasst haben oder nochmal Lust drauf haben!​

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