Interviews
14.02.2017 Vincenzo Sarnelli Vincenzo Sarnelli
The Baboon Show in Neunkirchen

"Ein Schlag ins Gesicht"

​Sie sind eine der krachendsten Punkbands dieser Tage: The Baboon Show beehren die Stummsche Reithalle in Neunkirchen. Wir sprachen im Vorfeld des Konzerts, welches am 15. Februar 2017 stattfindet, mit Sängerin Cecilia Böstrom (Foto) über ihren Hang zum Risiko, die Haltung der Band und das Touren durch Europa. 

 
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​hunderttausend.de: Cecilia, The Baboon Show steht auf der einen Seite für krachenden Punkrock und für Meinung und Haltung auf der anderen. Ihr benutzt eure Musik, um eure Meinung zu artikulieren. Habt ihr manchmal die Sorge, dass eure Botschaft nicht ankommt, wenn ihr auf der Bühne richtig Party macht?

Cecilia Boström: Nö, nicht wirklich. Für uns ist Musik einfach Spaß. Wir machen das, weil es Spaß macht sie zu spielen, weil es Spaß macht sie zu hören und weil sie so energetisch ist. Es ist ein bisschen wie eine Bombe, die hochgeht. Natürlich schreiben wir nicht über Liebe und sowas sondern über Politik. Weil das für uns wichtig ist und vermutlich ist das auch tatsächlich das Einzige worüber wir schreiben können. Und natürlich ist es wichtig einen Standpunkt zu vertreten. Aber wir sind keine Politiker. Wir spielen Musik in erster Linie nicht für den Standpunkt, sondern für den Spaß. Wenn wir also nur unseren Standpunkt hätten, dann würden wir vermutlich eher was anderes machen. Das gibt es also nur im Paket. Aber es macht schon Spaß, manchmal auch einen Schlag ins Gesicht zu sein für wichtige Leute. Und wenn Menschen unsere Texte singen und darauf entsprechend reagieren, dann macht uns das sehr glücklich. 

Der Musiker Axel Bosse hat vor kurzem in einem Interview gesagt, dass Musiker verantwortlich dafür sind sich gegen den Populismus und den Rechtsruck stellen zu müssen. Die Möglichkeit der Öffentlichkeit für Musiker bringt also auch eine Verantwortung mit sich. Glaubst du, dass Haltung und Mainstream überhaupt miteinander vereinbar sind? 

Ich glaube schon, dass das funktionieren kann. Aber meistens halten sich große Bands dann eben doch offiziell zurück. Ich glaube auch nicht, dass das richtig ist. Es muss möglich sein, dass man seinen Standpunkt klar macht. Man sollte keine Angst davor haben das zu machen. Aber ich verstehe auch, dass viele Mainstream-Bands riskieren würden, Fans zu verlieren. In unserem Fall es ist unmöglich zu ignorieren wofür wir stehen. Weil es in unseren Texten steckt und in unserer Energie. Ich meine, man kann nicht mal eine Show von uns schauen, ohne, dass dort ein roter Stern auf einem T-Shirt zu sehen ist. Der ist nicht da, weil wir rote Sterne so mögen. Wir kämpfen für die Arbeiterklasse, für die Frauen, gegen Rassismus und Homophobie. Das ist wichtig für uns. Wir halten es für feige, wenn man nicht zu seiner Meinung steht. Wenn man auf einer Bühne steht und eine Fanbase hat, dann ist das eine großartige Möglichkeit diese Öffentlichkeit zu nutzen. Man muss übrigens dabei bedenken, dass es auch umgekehrt sein kann, dass die Leute, die sich dann äußern, Arschlöcher sind. Und das wäre eher nicht so gut.

Wenn ihr in eure Band-Geschichte zurückschaut, musstet ihr Kompromisse eingehen auf Grund eurer klaren Meinung?

Nicht wirklich. Wir konnten das alles bisher ganz gut miteinander vereinbaren. Zuhause in Schweden haben wir alle Kinder und dann sind wir nicht auf so vielen Demos oder so, wie wir vielleicht sollten. Das ist so das Einzige, das mir einfällt. (lacht).

Lass uns über eure Live-Shows reden. Ich bin nämlich echt beeindruckt von eurer Energie und dem Feuer mit dem ihr da unterwegs seid. Woher kommts? Und wie bewahrt ihr eure Kraft?

Wir machen das, was wir wirklich machen wollen und uns unfassbar viel Spaß macht. Daraus ziehen wir sehr viel Energie. Zweitens, ist unser Publikum immer großartig und ich bekomme meine Energie oft auch vom Publikum. Physisch, muss ich aber schon sagen, dass ich nicht genau weiß, wie wir das immer hinkriegen. Ich glaube es ist das Adrenalin, dass den Körper dazu zwingt. Ich könnte zum Beispiel niemals 110% für 90 Minuten bei einem Workout geben. Auf der Bühne ist es kein Problem. (lacht). Wir lieben es einfach. Und wir sind super privilegiert, dass wir auf der Bühne stehen dürfen. Da kann man nicht einfach sagen, dass man Kopfschmerzen hat und die Show canceln. Das ist keine Option. Ich hab schon eine Woche mit Fieber auf der Bühne gestanden. Es funktioniert. Es ist zwar nicht schön, aber es geht. Wir haben eine Show in zwölf Jahren gecancelt. Man sagt einfach keine Show ab. (lacht). 

Du bist auf der Bühne ja wirklich echt wild und gehst ziemlich ab. Und vor allem, gefühlt, komplett angstfrei. Du hast bei einem Konzert in Trier zum Beispiel mal auf dem Wellenbrecher balanciert. Wie oft hast du dich schon verletzt bei solchen Aktionen? Jemals einen Unfall gehabt?

Ja, natürlich, aber nichts Ernstes bisher. Ich hatte viele Prellungen an den Armen und Beinen. Ich hab mir mein rechtes Knie zerstört. Es blutet und schmerzt zwischendurch. Ich hab mir schon mal aus Versehen das Mikrofon gegen den Kopf geschlagen und dann sah ich aus wie großer Ballon. (lacht) Wenn ich auf der Bühne bin, denke ich nicht darüber nach, dass Dinge gefährlich oder riskant sein könnten. Es könnte also sein, dass ich mich früher oder später mal ernster verletze. Manchmal klettere ich zum Beispiel auf ziemlich hohe Sachen. Aber das passt schon. Ich kalkuliere ein, dass ich ein bisschen Schmerzen habe. Das ist schon okay. (lacht). 

Auf dem neuen Album der „Antilopen Gang“ hast du mit den Rappern einen Song zusammen gesungen…

Ja. "Fick die Uni“. 

Genau. Wie kam es zur Zusammenarbeit und wie findest du die Jungs?

Ich hab nur einen von denen getroffen: Daniel (Danger). Sie haben sich bei mir gemeldet, mit der Idee, dass sie ihre eigenen Songs in einer Punkrock-Version covern wollen und dafür ihre Lieblings-Punk-Sängerinnen und -Sänger einladen, um das mit ihnen zusammen zu machen. Sie haben mich also auch gefragt und ich fand das ziemlich spaßig. Hip-Hop höre ich zwischendurch schon mal ganz gerne. Aber die Antilopen Gang hab ich vorher nicht so viel gehört. Aber ich mag ihre Aggressivität und ihren Flow. 

Es passt ja auch politisch…

Auf jeden Fall. Ich würde nicht auf einem Hip-Hop Album mitmachen, wo sie über Ärsche und Pussys singen. Aber das ist ein anderes Thema (lacht).

Vermutlich. Ihr seid grade in ganz Europa unterwegs. Da du ja gesagt hast, dass ihr viel auf das Publikum achtet und viel raus zieht, bemerkt ihr da Unterschiede?

Manchmal kriegen wir das schon mit, aber wir sagen nie was drüber. In Deutschland gehen die Leute normalerweise immer steil. Im Süden, zum Beispiel in Bayern, geht es aber meistens etwas gesitteter zu als zum Beispiel in Hamburg oder Berlin. Es ist auch so, dass die Leute in großen Städten etwas entspannter sind. Die wollen nicht so viel schwitzen. (lacht). Auf dieser Tour waren wir in Tschechien, bevor wir dann in Deutschland unterwegs sind. Und die Leute sind ziemlich ähnlich. Als nächstes stehen dann Österreich und Italien an. Aber da waren wir vorher noch nicht, deshalb kann ich dazu nicht wirklich was sagen. Aber es wird bestimmt super. Wir bringen die Leute meistens sowieso zum Ausflippen. Ich glaube, das wird auch bei den Italienern funktionieren. (lacht)

Ziemlich sicher… 

Danke (lacht). 

Vielen Dank Cecilia, für das unterhaltsame Gespräch und wir freuen uns auf das Konzert in Neunkirchen. 

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