Interviews
20.12.2016 Vincenzo Sarnelli Veranstalter
5. Tefftival in der TuFa Trier

Teff zu Ehren

​Das Tefftival geht mittlerweile ins fünfte Jahr. Das Festival erinnert zum einen an das vor fünf Jahren verstorbene Trierer Original Helmut "Teff" Steffgen und bietet zum anderen Bands von früher und heute die Möglichkeit zum Auftritt Teff zu Ehren. Wir sprachen mit Michael Kernbach, Mitveranstalter und Teil des Musiknetzwerks Trier über Teff und eben jenes Musiknetzwerk. 

 
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hunderttausend.de: Michael Kernbach, Du bist Teil des Musiknetzwerks Trier und Mitveranstalter des Tefftival, dass jetzt bereits zum fünften Mal statt findet. Woher kommt die Veranstaltung eigentlich?

Michael Kernbach: Das Tefftival ist vor fünf Jahren entstanden, als Helmut "Teff" Steffgen gestorben ist. Er war in Trier ein bekanntes Rock 'n' Roll Urgestein. Wir haben uns damals mit alten Kumpels zusammengetan um ihm zu Ehren das Tefftival zu veranstalten. Die Veranstaltung war innerhalb von ein paar Stunden ausverkauft. Insgesamt waren sieben Bands am Start. Wir hatten am Ende des Abends auch entsprechende Einnahmen und fragten uns, was wir damit machen sollen. Das Geld einfach als Gage auszuzahlen, fanden wir dem Anlass nicht angemessen und schnöde. Weil wir gesehen hatten, wie gut das ankam, so ein Reunion-Festival, haben wir gesagt, dass wir das nun  einmal im Jahr  veranstalten und da aber dann auch nach und nach aktuelle Bands ins Line-Up aufnehmen. Die Einnahmen wollten wir in einen Verein stecken, der sich um Rock- und Pop-Musik in Trier bemüht.

Ihr geht mit dem Tefftival ins fünfte Jahr…

Genau. Wir haben mittlerweile auch schon eine Aufteilung von fast 50 % was aktuelle und Reunion-Bands anbelangt. Das soll in Zukunft aber noch deutlicher dahin gehen, zum Beispiel, dass wir auch den kleinen Saal der TuFa bespielen und dort nur noch junge Bands mit reinnehmen. Oder vielleicht auch mal was mit Hip-Hop machen.

Bevor wir noch näher auch auf diesen Verein beziehungsweise auf das Musiknetzwerk Trier eingehen, erzähl uns doch nochmal ein bisschen vom Teff.

Der Teff war als Musiker Teil der überschaubaren Wave und Punk-Szene. Er hat in den 70ern in diversen Bands gespielt und begann sich seinen Lebensunterhalt in der Gastronomie zu verdienen. Er war jahrelang im Zapotex und im Textorium. Deshalb hatten die beiden Läden irgendwann auch den Spitznamen "Zapoteff" und "Tefftorium" (lacht). Der Teff hatte sich schnell den Ruf des Originals erarbeitet. Jemand der den Rock 'n' Roll gelebt hat. Immer auf Piste, in möglichst vielen Bands unterwegs. Mit Jimi Berlin zum Beispiel hatte er eine The Ramones-Tribute Band. Teff hatte einen sehr sportlichen Lebensstil. 

Das findet immer einen Tag vor Heiligabend statt. 

Da ist ja ganz Trier auf den Beinen. Guildo Horn in der Europahalle, in der Arena ist Christmas Moments. Das „Homecoming" ist grade bei den Ü-30ern ein Riesen-Thema. Am Tag vor Heiligabend kommen alle an und können noch mal ausgehen, bevor sie in den familiären Tunnel einsteigen und keine Zeit mehr für Kultur haben. 

Du hast gesagt, dass das ein Reunion-Festival ist. Wie läuft denn das Zusammenbringen der einzelnen Bands ab? Nicht alle Band-Trennungen sind ja immer glimpflich abgelaufen. Kommen die Bands auf euch zu?

Alles zusammen. Aber es ist schon so, dass wir uns nach dem Tefftival zusammensetzen und überlegen, wen wir gerne ansprechen wollen. Es muss ja auch irgendwie attraktiv sein. Wir suchen uns dann unseren Headliner, den wir gerne nochmal zusammenbringen wollen, um auch möglichst viele Menschen dazu zu bringen, die Veranstaltung zu besuchen. Es gibt natürlich Split-Ups, die man nicht mehr zusammen bringen kann, klar. Und dann gibt es Gruppen, die es nochmal in den Fingern juckt, die Bock haben und auf uns zukommen. Letztendlich ist es ja unser erklärtes Ziel, aus dieser Reunion-Ecke etwas heraus zu kommen und sich der aktuellen Szene zu öffnen. Spannend und nicht immer einfach. Meine Hoffnung ist aber, dass die Reunions immer wieder neuen Bands die Möglichkeit geben, sich einem Publikum vorstellen , an das sie sonst nicht heran kommen könnten.

Wie seid ihr in diesem Jahr an das Line-Up heran gegangen? 

Der 23. Dezember hat ja neben dem Homecoming auch noch eine andere Tradition. Und zwar gab es früher an gleicem Ort ein Weihnachtskonzert der Rudolphs, fünf oder sechs Jahre lang. Und irgendwann haben die uns diesen Termin überlassen. Da haben wir uns dieses Jahr zu unserem ersten kleinen Jubiläum gesagt, dass es ja super wäre, wenn wir die nach fünf Jahren nochmal dazu kriegen würden,nochml auf die Bühne zu gehen. Teff hat in der Band auch mal Bass gespielt, das passt also auch auf der Ebene nochmal extra gut. Die Band Tubadiesel kam auf uns zu. Die Band von Ralf Laux "Fletscher 42" hieß früher "Cartoon". Das war in den 80er Jahren die Edelmusikerszene, die Sachen spielen konnten, von denen wir nur ormalsterbliche Musiker nur geträumt haben. Wir haben Ralf gebeten, ob er sich um diese Reunion kümmern könnte und der hat auch schnell nochmal Bock gekriegt. Was ich jetzt schon im Internet vom Warm-Up Konzert im Tonis gesehen habe, klang sehr gut! Zu Fred Barreto braucht man nicht viel sagen. Was Blues - Gitarre anbelangt, der Mann in der Region. Und die Nells Park Rangers sind so eine Reunion, wie ich sie total gerne mag. Eine Band, die in den 80ern und frühen 90ern auf allen Stadtfesten  gespielt hat. Nie der totale Superhype, aber immer ein Garant für klasse Konzertabende. Die haben bis heute viele Anhänger und machen das jetzt auch nur das eine Mal. 

Könnte man sagen, dass das Tefftival einen besonderen Stellenwert hat?

Die Idee ist auf jeden Fall besonders für die Reunions reizvoll. Viele haben ja nach eineigen Jahren nochmal Lust, die Bands ihrer Jugend nochmal aufleben zu lassen. Beim Tefftival stehen diese Bands dann  nicht alleine da. Es sind immer vier bis fünf Gruppen , die ein immer ein tolles Publikum anziehen und so den großen Saal in der TuFa füllen. Da juckt es vielen wieder in den Fingern. Das passt für alle meist sehr gut zusammen. 

Was vor fünf Jahren mit dem Tefftival begann, ist auch in einer Institution gemündet, die sich mit der Musikszene in Trier beschäftigt. Und obwohl Trier eine relativ kleine Stadt ist, gibt es dennoch eine rege Bandszene, oder? 

Traditionell gab es immer schon eine aktive Bandszene in Trier. Das ist auch einer der Gründe, warum wir über fünf Jahre mittlerweile ein Reunion-Festival durchführen können und immer noch reichlich Bands hätten, die wir wieder zusammen bringen könnten. Und die Bands hatten damals wie heute immer die gleichen Probleme. Kaum Spiel- und Probestätten. Jetzt ist es natürlich durch die Brandschutzsituation nochmal schwieriger geworden, weil das Exhaus quasi weggefallen ist. Gott sei dank gibt es in Kneipen in Trier immer mal wieder die Möglichkeit aufzutreten. Unser Verein soll da ansetzen und helfen das Probleme zu artikulieren, auch in der kommunalen Politik. Wobei man sagen muss, dass grade das Kulturbüro Trier da sehr engagiert ist inzwischen. Die bekommen deshalb auch unseren Ehrenpreis beim Tefftival in diesem Jahr. Aber grundsätzlich ist da immer Luft nach oben. Die Hochkultur ist gut aufgestellt und in der Lage für ihre Bedürfnisse einzutreten, das hat bei Rock und Pop immer gefehlt. Hoffentlich kommen wir da jetzt einen Schritt weiter.

Sehr ihr euch also ein wenig als Interessensvertretung?

Es ist unser Vereinsziel genau an diesen Stellen, also gegenüber Stadt und Kommune, aufzutreten und Probleme, Bedürfnisse zu artikulieren und Wege zu finden, um Verbesserungen zu schaffen. Aber der Verein ist mit seinen fünf Jahren noch relativ jung. Deshalb ist es das Ziel im nächsten und übernächsten Jahr auch mal die Vereinsstruktur zu verbreitern. Sprich, auch mal über Mitglieder und Vernetzungen, die über das Tefftival hinaus gehen, nachzudenken. Auch um jüngeren Bands mal unsere Möglichkeiten zu zeigen. Ich merke zum Beispiel, dass die Trierer Hip-Hop-Szene echt ein Thema ist. Und man hat das Gefühl, dass die relativ auf sich gestellt ist. Und die wollen wir auch fragen, wo der Schuh drückt. 

Was ist denn euer übergeordnetes Ziel, wenn du das formulieren müsstest?

(überlegt) Wenn man Trier betrachtet, sollte man das unserer Meinung nach als Teil der Großregion betrachten. Die Stadt ist eine der wenigen Mittelstädte dieser Region, die in der Lage sind kulturellen Austausch zu betreiben. Es gibt ja bereits Netzwerke wie Quattropol oder dem Verein Kulturraum Großregion und da sehen wir ganz wichtige Anknüpfpunkte, um einen Austausch auf der Rock- und Pop-Ebene zu betreiben. Wir engagieren uns zum Beispiel grade für ein Projekt für eine akademische Ausbildung für Musiker in der Großregion. Einer Pop-Akademie quasi, wo es auch schon die nächsten Schritte zu einer Realisation gibt. Generell muss man über den Trierer Rahmen hinaus schauen. Der Musikmarkt ist total im Wandel. Und man braucht neue Konzepte und Rezepte um Musikern die Möglichkeit zu geben, sich selbst zu verwirklichen ,sich zu refinanzieren oder vielleicht sogar den Lebensunterhalt davon zu bestreiten. Aber das kann man nur im Austausch miteinander versuchen aufzubauen.

Wenn ich das jetzt gut finde und euch unterstützen will oder Musiker bin und vom Netzwerk profitieren möchte, was kann ich tun?

Wir arbeiten daran. Es ist ein Strukturproblem. Der Verein ist ja aus dem Tefftival entstanden. Und die fünf Jungs, die das veranstaltet haben, haben dann nach und nach immer mehr Aufgaben angepeilt und übernommen. Unsere Idee ist es, fürs nächste Jahr einen „Tag der Pop-Musik" zu veranstalten mit Podiumsdiskussionen, Konzerten und solchen Dingen und bei der Gelegenheit möchten wir uns als Verein so vorstellen, dass wir einen Rahmen schaffen indem wir herausfinden können, wo Strukturen unterstützt werden können  und welcher Support noch gebraucht wird. Wir sind in der kleinen Konstellation schon recht weit gekommen, aber jetzt muss die Szene mit ins Boot. Das wird sicher nicht einfach die Leute zusammenzubringen und ihre unterschiedlichen Interessen auf einen gemeinsamen Nenner zu bringen, aber man muss es trotzdem versuchen.


Klingt nach einem klaren Plan. Vielen Dank, Michael, für das Gespräch!

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