Stadtgespräch
12.05.2015 Vincenzo Sarnelli Vincenzo Sarnelli
Tastebrothers Foodtruck

Busfahrer, Mechaniker und Koch

​​​Die Au​tofahrer verrenken ihre Hälse, staunen, schauen ungläubig. Am Straßenrand steht ein großer gelber amerikanischer Schulbus. Diese sind wohl eher selten auf Deutschlands Straßen unterwegs. Das Beste an diesem Exemplar: Man kann dort Burger kaufen. Die "Tastebrothers" aus Föhren nämlich haben sich gedacht: Wenn schon Foodtruck, dann richtig.

 
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Schon von weitem ist er zu sehen. Viel Blech, knallgelb und riesige Räder. So steht er dort am Straßenrand und wartet auf seine Kunden. An diesem stürmischen Tag schießen einem schon beim Aussteigen aus dem eigenen Gefährt wohlige Düfte in die Nase. Gegrilltes Fleisch. Es gibt also Burger zu mittag. Soviel steht fest. 


Oliver Schmitt und Marius Felzen sind die "Tastebrothers". ​Und sie hatten die Idee, gutes Essen in eine spektakuläre fahrende Hülle zu packen. "Der Trend geht klar hin zum Essen aus der Hand, die Leute haben immer weniger Zeit, aber wollen trotzdem gut essen. Und gute Burger gibt es selten, deshalb haben wir uns dazu entschlossen, das hier einfach mal zu wagen", sagt Schmitt und zeigt auf den Koloss neben ihm. Schmitt ist gebürtiger Darmstädter und ebenso wie Felzen gelernter Koch. Beide haben sich bei der Arbeit kennen und schätzen gelernt. Bei der Zusammenarbeit in der Küche haben sie gemerkt, dass nicht nur beruflich die Harmonie stimmt. So wurden aus einer sprichwörtlichen "Schnapsidee", wie so oft und ganz klischeehaft, die "Tastebrothers", Geschmacksbrüder" zu deutsch. Und Geschmack beweisen beide nicht nur bei der Fahrzeugwahl. Lange Schlangen und kaum Pausen zeugen auch beim Essen von Qualität und vor allem: Geschmack. Die Burger sind gut. Angelehnt ist der Firmenname und auch das Logo an den berühmten Film "Blues Brothers". Ihr "Basislager" ist ihr Bistro in Föhren im Industriepark. Von dort geht es jeden Tag an eine andere Stelle, um das arbeitende Volk mit Mittagessen zu versorgen. Besonders etwas abgelegenere Industriegebiete sind ihr Ziel. Und ihr Bus hilft dabei, dass sie immer gut gesehen werden.

​"Letztes Jahr ist unser Bus noch in Florida rumgefahren und hat Kids kutschiert, dann wurde er aussortiert", berichtet Marius Felzen. Man muss wissen, dass in den USA Schulbusse nur zwölf Jahre fahren dürfen. Danach müssen sie auf jeden Fall ausgetauscht werden, auch wenn sie eigentlich noch voll in Schuss sind. "Wir wollten einfach was Ausgefallenes, einen Hingucker. Und da sind wir schnell auf diese Idee gekommen," ergänzt Schmitt. Fündig wurden die beiden gelernten Köche in Mainz, dort kauften sie den Boliden, der 25 Liter auf 100 Kilometern schluckt. Ein dreiviertel Jahr wurde gewerkelt, um aus der Schülerlimousine eine mobile Küche zu machen. Nicht ganz unproblematisch, besonders wenn man an die deutsche Bürokratie denkt und die vielen Regeln, die existieren, grade rund um die Verarbeitung von Lebensmitteln. "Das ist ein großer Ordner, den wir immer mitführen müssen", fasst Felzen die Problematik zusammen. 

Apropos Führen: Zusätzlich zum Umbaustress mussten beide noch die Fahrschulbank drücken, um den Busführerschein zu machen. "Wir sind beide einmal durchgefallen, aber mittlerweile kennen wir den Bus in- und auswendig. Das geht ganz automatisch. Denn du kannst nicht einfach mal in eine Werkstatt fahren. Du musst da auch mal selbst ran und schrauben. Und mittlerweile werden wir von den anderen Busfahrern auch gegrüßt. Wir sind also akzeptiert", lacht Oliver Schmitt. Er erzählt das nicht ohne Stolz. 

100 Burger die Stunde schaffen sie mit ihrem Foodtruck und wollen damit auch die Veranstaltungen der Region bekochen. Ob Rockfestival oder private Feiern. Der Bus kann die Kunden mithilfe eines Stromaggregats autark mit Essen versorgen. Aber nicht nur Burger sind möglich: "Wir sind in der Lage, ein 3-Gänge-Menü zu kochen." 
Nach ihren Zielen gefragt, antworten beide in fast einhelligem Ton: "Erstmal etablieren, ankommen. Und irgendwann dann ein zweiter Bus. Einer für die Industriegebiete und der andere für Veranstaltungen." Wie zum Beispiel das Altstadtfest. Dort stehen die Köche nämlich auch. Mit ihrem Bus. Dem großen gelben. ​​​​​

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