Tagebuch eines Verschollenen
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Der belgische Regisseur Ivo van Hove, der bereits in der vergangenen Spielzeit mit Vu du pont von Arthur Miller und Obsession nach Luchino Visconti in Luxemburg zu Gast war, widmet sich in seiner neuen Arbeit der Musik. Mit dem Antwerpener Muziektheater Transparant bringt er das Tagebuch eines Verschollenen von Leoš Janáček auf die Bühne. Das Werk ist ursprünglich ein Liederzyklus für Tenor, Alt und drei Frauenstimmen mit Klavier und handelt von der Liebe eines Bauernjungen zu einem Zigeunermädchen.
Zuletzt hatte Klaus Michael Grüber 2005 das Tagebuch in der letzten Zusammenarbeit mit seinem langjährigen Bühnenbildner Gilles Aillaud in Luxemburg inszeniert.
Van Hove stellt in der szenischen Fassung dem Tenor Ed Lyon den Schauspieler Hugo Koolschijn an die Seite und verlegt die Handlung in die heutige Zeit und vom Land in die Stadt. Sein Protagonist Janik ist ein erfolgreicher Fotograf. Der Originaltext wird ergänzt durch Ausschnitte aus Liebesbriefen Janáčeks an die junge Kamila Stösslová, mit der der Komponist bis zu seinem Tod eine platonische Beziehung führte.
Annelies Van Parys, Komponistin in Residence beim Muziektheater Transparant und 2015 mit Private View in Luxemburg zu Gast, hat das musikalische Material erweitert. Gemeinsam mit dem Dramaturgen Krystian Lada hebt sie in einer Antwort der Zigeunerin Zefka und des Chors die Unmöglichkeit der Beziehung der beiden Personen hervor. So wird aus den Liedern über eine unerfüllte Liebe sowohl ein intimes Porträt Janáčeks als auch darüber hinaus ein Stück über Identität, Integration und Entfremdung.
Für beide Aufführungen sind noch Tickets erhältlich. Reguläre Karten kosten 20 Euro, ermäßigt zahlt man für die Vorstellung 8 Euro.
Foto: Jan Versweyveld