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10.03.2017 Vincenzo Sarnelli Vincenzo Sarnelli
Sum 41 in der Rockhal

Alte Helden Teil Zwei

​Kanada und Luxemburg - das passt. Als Sum 41 am Donnerstagabend, den 09. März 2016, die Bühne betreten, kennen die 3500 Zuschauer in der Rockhal Luxemburg kein Halten mehr. Schon zu den ersten Zeilen vom Opener "A Murder Of Crows" brandete ein großer Mosh-Pit auf. hunderttausend.de war dabei.

 
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​Als wäre es mit der Wehmut bei The Ataris diese Woche nicht genug gewesen, treten zwei Tage später die ebenfalls aus dem 2000er Zeitraum stammenden Punkrocker von Sum 41 in der Rockhal auf. Und die Kanadier liefern ab. Im Oktober 2016 erschien das neueste Album der Band "13 Voices". Gedauert hatte es ganze fünf Jahre bis das Album erscheinen konnte. 2011 war vorher "Screaming Bloody Murder" erschienen. Dazwischen liegt eine ziemlich intensive Zeit für die Band, was man ihnen bei ihrem Auftritt in Luxemburg irgendwie auch anmerkt. Nachdem die, gar nicht mal so schlechte, Band Hollerado das Vorprogramm beendete, betraten die Kanadier rund um Sänger Deryck Whibley die Bühne. 

2013 war Gründungsmitglied und Drummer Steve Jocz, alias Steve-O, aus der Band ausgestiegen. Für viele einer der Nackenschläge, die fast zur Auflösung geführt hätte. Hinzu kam, dass Sänger Deryck Whibley sich aufgrund einer Alkoholsucht zunächst in ärztliche Behandlung und später auch in den Entzug begeben musste. Es hätte diesen tragischen Weg nehmen können. Dass es anders kommt, macht Whibley an einem fest: "Ihr seid der Grund dafür, dass ich, dass wir heute hier stehen können. Die Sum 41 - Familie. Ihr habt mir das Leben gerettet." Was pathetisch klingt, ist in erster Linie nichts anderes als die Wahrheit. Whibleys Sucht drohte, laut Presseberichten damals, nicht nur die Karriere des Sängers zu zerstören. 

Mit "13 Voices" ist der Band eine Rehabilitation gelungen. Nicht nur, dass Derek Whibley unlängst beteuerte, dass es ihm deutlich besser gehe, seit er sich wieder den kreativen Prozessen und der Musik widmen kann, das Album erreichte in Deutschland Platz Neun der Album-Charts, was die beste Platzierung hierzulande darstellt. Die Fans scheinen froh darüber, dass Sum 41 wieder unterwegs sind. Und genau das ist auch beim Konzert zu spüren. 

Die größte Schwäche der Band ist jedoch an diesem Donnerstag-Abend in Luxemburg allgegenwärtig. Man hat ständig das Gefühl, dass die Mannen rund um Whibley nicht wissen, wohin sie genau wollen. Mal spaßige Fun-Punk-Band, dann wieder gibt es in der Musik klare Metal-Anleihen, dann werden hier und da politische Botschaften eingestreut und im nächsten Moment reiht sich eine nachdenkliche Ballade an die nächste. Grundsätzlich könnte man jetzt sagen, dass dieser Mix zum einen die musikalische Entwicklung und vielleicht sogar die persönliche widerspiegelt. Doch am Ende wirkt es eher etwas fahrig. Es ist ziemlich spürbar, dass Sum 41 sich im Verlaufe nicht immer sicher waren, in welche Richtung es weiter geht und ob es überhaupt weiter geht. Diesen Umstand können sie auch nicht in ihrer Setlist verstecken und so sind und bleiben es vor allem die Klassiker "Fat Lip" und "In too Deep", die das Publikum begeistern. Schade eigentlich, so bieten vor allem die neuen Songs gute Klänge, da man ihnen anmerkt, dass sie auf einer breiteren kreativen Basis geschaffen wurden.

Was bleibt: Luxemburg und Kanada - das passt. Nachdem vor kurzem schon Billy Talent die Rockhal begeistert hatte, waren es nun Sum 41, die für einige Jubelstürme und zufriedene Zuschauer sorgten. Und am Ende ist das alles was zählt.

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