Vorneweg: Cover-Bands können ziemlich peinlich sein. Wir alle kennen das. Da geht man auf eine Party oder eine Veranstaltung in einer mehr oder weniger großen Stadt und angekündigt ist eine dieser Kracher-Party-Bands, die zum 200. Mal "I will survive" spielt und im Publikum schieben sich Mama und Papa zu Discofox hin und her. Alles in Ordnung soweit, weil bekannt und akzeptiert. Dennoch bleibt es irgendwie ziemlich dröge. Vor allem hinsichtlich irgendwelcher nicht vorhandener Ambition.
Und dann gibt es da Bands, wie Steve 'N' Seagulls, die nichts anderes sind als eine tolle Band, die eine Hommage an große Songs auf die Bühne bringt. Seien es "Thunderstruck" von AC/DC oder "The Pretender" von den Foo Fighters, die finnische Band schafft es aus jedem Cover-Stück ein neues Unikat zu machen. Mit ihrer Mischung aus Blues, Country und Polka geben sie den Songs jedes Mal eine neue Facette, machen sie reicher und spielen sie nicht tot. So auch in der Garage.
Doch der Abend in Saarbrücken begann alles andere als begeisternd. Die Finnen hatten sich die Band Double Crush Syndrom als Vorband eingeladen. Die als Alice Cooper-Verschnitt getarnte Glam-Metal-Band schaffte es zwar das Publikum auf ihre Seite zu ziehen, doch eher mit unwürdigen Methoden. Was musikalisch, wenn man es mag, eigentlich gar nicht mal schlecht wirkte, war doch aufgrund der fragwürdigen Zwischenansagen des Sängers Andy Brings ziemlich peinlich. Da sollten Zugaben nur gespielt werden, wenn der Bassist einen Handjob von einer Dame aus der ersten Reihe bekommt, oder Wortspiele werden bemüht mit Saarbrücken und äquivalente Wörtern für Geschlechtsverkehr, bei denen selbiger zumindest für alle Normaldenkenden im Raum eher in weite Ferne rücken dürfte. Man könnte bei aller Unterirdischkeit noch irgendwas mit "Ironie" und "Nicht ernst gemeint" in den Raum werfen. Doch irgendwie wird man zu keinem Zeitpunkt das Gefühl los, dass dort mehr Ernst in den Anspielungen sein könnte, als man es sich selbst wünscht.
Mit einem mulmigen Gefühl startet also dann das Steve 'N' Seagulls-Konzert. Und was eben noch mulmig war, weicht ziemlich schnell einer großen Begeisterung. Schon mit den ersten drei Songs zeigen die Finnen, wo die Reise hingeht. Gekleidet wie Ultra-Rednecks, haut die Band einen Bluegrass-Metal-Klassiker nach dem Anderen in die Runde und es will einfach nicht uncool werden. Neben eben jenen Bluegrass-Klängen mischte sich auch die ein oder andere Polka in die Setlist und so wurde es irgendwie eine Amerikanisch-Russisch-Finnische Co-Produktion mit Metal-Einfluss und -Habitus. Klingt abstrus. Ist in erster Linie aber einfach unfassbar spaßig. So sehen es auch die Zuschauer in der so gut wie ausverkauften Garage. Eigentlich war geplant das Konzert im Kleinen Klub durchzuführen. Doch aufgrund des hohen Andrangs musste hochverlegt werden. Mit vollem Haus, gutem Hauptact und mehr oder weniger bekannten Songs wurde daraus eine zünftige Gaudi. Vielleicht sollten die Veranstalter von Dorffesten öfter in der Finnischen Tundra oder auf YouTube Ausschau halten. Denn dort sind Cover-Bands, die vielleicht noch nicht ganz totgedudelt sind.