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12.10.2015 Andreas Weist Simon Engelbert/PHOTOGROOVE
Sternstunden 2015

Pianos, Gesang und Prominenz

​​​Am ​vergangenen Samstag, den 10. Oktober 2015, wurde es in der Arena feierlich: Etliche Gaststars aus Musik und Politik kamen zusammen, um gemeinsam sowohl das 25. Firmenjubiläum vom Pianohaus Marcus Hübner zu feiern als auch auf die Stiftung des Inhabers aufmerksam zu machen, die Flüchtlingskinder unterstützt. 

 
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​​Als Marcus Hübner und Thomas Schwab die Veranstaltung „Sternstunden" als Benefizkonzert für Flüchtlingskinder in Trier planten, konnte man höchstens ahnen, welche Brisanz dieses Thema in der Gegenwart haben würde. Hübner betreibt nicht nur seit 25 Jahren das gleichnamige Pianohaus, er hat zudem eine Stiftung gegründet, die soziale Projekte in der Region Trier unterstützt. Aktuell steht das Jugendhilfezentrum Don Bosco Helenenberg im Fokus, das als Clearingstelle für jugendliche Flüchtlinge gilt, die ohne Begleitung Erwachsener in Rheinland-Pfalz ankommen.

Eine unterstützenswerte Sache also, für die sich Thomas Schwab mit seiner Band und das Philharmonische Orchester der Stadt Trier in der Arena einfanden. Beide Formationen waren der Dreh- und Angelpunkt eines Konzertereignisses, bei dem sie eine Reihe von Solisten begleiten durften. Doch zunächst einmal begann das Orchester instrumental mit dem Soundtrack von "Schindlers Liste", dann stimmten Guido Illigen und Daniel Bukowski "Fragile" von Sting an. Ein gelungener und berührender Einstieg.

Leider wurde der Fluss des Konzertablaufs durchgehend mit langwierigen Moderationen (Conférencier: Waldemar Grab) und einer Reihe von Ansprachen, unter anderem von der mitten im Wahlkampf stehenden Ministerpräsidentin Malu Dreyer, unterbrochen. So war es schwer, sich auf die wundervollen Gesangseinlagen einzulassen. Eine stimmungsvolle Atmosphäre wollte nur schwerlich aufkommen. Dabei hätte es genügend Anlass gegeben: Meike Garden stimmte ihre "Friedenshymne" an, die Leiendecker Bloas intonierte "Komm mal in mein Arm rin" und Meike Anlauff sang "Sag, dass du zu mir stehst". Sehr passende Titel im Kontext des Abends.

Was man vielleicht unterschätzt hat: Die Veranstaltung fand aufgrund des 25-jährigen Firmenjubiläums des Pianohauses statt. Es waren also nicht nur drei Flügel auf der Bühne, sondern auch eine Reihe namhafter Pianisten, die allesamt mit der Stadt Trier verbunden sind. Deren Weltruhm und Virtuosität mag unbestritten sein. Jean Muller spielte den energischen "Totentanz" von Franz Liszt. Das Klavierduo Heiss & Fettig entführte in den Rausch der Geschwindigkeit. David Ianni war mit "Stars" für die leisen Töne zuständig. Kaori Nomura gab ihr gefühlvolles Stück "Sonnenstrahlen fallen durch die Blätter" zum Besten. Frank Dupree war vertreten und Patrick Bedelaar. Allesamt Meister ihrer Kunst, doch die Dominanz der Pianisten war stellenweise sehr ermüdend. Nichtsdestotrotz wurde ihre Performance mit tosendem Applaus bedacht. 

Drei Highlights müssen noch genannt werden: Als erstes Ausrufezeichen intonierte Dr. Karl Sibelius, der neue Intendant des Trier Theaters, gemeinsam mit dem Orchester "The Rose". Jawohl, der Intendant kann singen – und er gewann einige Herzen für sich an diesem Abend. Besonders da er ausgerechnet mit dem Orchester unter Leitung von Victor Puhl auftrat, wo den beiden doch eine hausinterne Fehde nachgesagt wird. Diese ist augenscheinlich längst beigelegt und beide arbeiten im Interesse der Sache hervorragend zusammen.

Ein weiterer Hit kam aus unerwarteter Ecke: Die sympathische, 14-jährige Emily Valerius hatte ihren Auftritt bei einem Wettbewerb der Dieter-Lintz-Stiftung gewonnen und legte im Duett mit Tenor Thomas Kiessling einen selbstbewussten und umjubelten Auftritt hin. Die Interpretation von "The Prayer" war das eindrucksvolle Highlight vor der Pause und wurde mit stehenden Ovationen bedacht.

Höhepunkt zum Konzertschluss waren Thomas D und das Philharmonische Orchester. HipHop mit sinfonischen Klängen – das hat was! Die Stücke die ausgewählt wurden, nämlich "Liebesbrief" und "Gott ist mein Zeuge", passten musikalisch und textlich perfekt. Wenn das Bandmitglied der Fantastischen Vier seinen Pathos auspackt, bleibt kein Auge trocken. Und mit klassischem Orchester im Hintergru​nd konnten die Stücke nur gewinnen.

Was bleibt nach 210 Minuten Sternstunden-Zeit abschließend zu sagen? Die Mischung zwischen Gesang und Piano hätte mehr in Richtung der vokalen Kunst ausgehen müssen. Darüber hinaus fand die unterstützenswerte Sache aber den verdienten Zuspruch und das Publikum konnte gemeinsam mit den Künstlern zum Abschluss "I Want To Know What Love Is" anstimmen. Wer die Stiftung im Nachgang weiter unterstützen möchte, hat online die Möglichkeit dazu.​

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