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04.12.2018 Janine Köppel Janine Köppel
Spanish Love Songs

Punkrock-Kaffeekränzchen

​Das Exhaus hat am Sonntag zum Advents-Kaffeekränzchen der etwas anderen Art eingeladen. Wer keine Lust hatte, sich bei Regen über den Weihnachtsmarkt zu drängeln, konnte sich im kuscheligen Balkensaal von den Stereokeys, Ducking Punches und Spanish Love Songs beschallen lassen – und hat es danach trotzdem noch pünktlich zum Tatort auf die Couch geschafft.

 
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Los ging es schon nachmittags um fünf mit den Stereokeys. Die Konstellation gibt es zwar erst seit letztem Jahr, Neuland ist die Bühne jedoch für keinen der vier Sauerländer. Die halbe Stunde Spielzeit hatte nicht ganz gereicht, um das knapp halb volle Exhaus aus der Reserve zu locken. Nichtsdestotrotz betonte Gitarrist Stefan mit unerschütterlicher Lässigkeit, wie sehr sie sich freuen, an diesem Abend spielen zu dürfen.

Mit dem ersten Ton der Ducking Punches schob sich das Publikum unmittelbar vor die Bühne – allen voran ein textsicheres junges Mädchen. Die rotzige Stimme von Frontmann Dan überzeugte sowohl mit den lauten, als auch den leisen Tönen, was sich besonders bei Songs wie I ruin everything zeigte. Ein Großteil der Zuschauer outete sich unverkennbar als Fans der Briten und sang lautstark mit. Spätestens bei Six Years sorgte das für Gänsehautmomente. Einen Lacher hingegen bescherte der Gitarrist mit einer Demonstration seiner Deutsch-Kenntnisse (bestehend aus „Schmetterling“ und „Schnitzel“). Kurz vor Ende dieser schweißtreibenden dreiviertel Stunde Punk-Folk-Rock durften zwei Fans auf der Bühne einen der letzten Songs mitschmettern.

Noch vor 19:00 Uhr versammelte sich das leicht ausgedünnte Publikum noch ein letztes Mal an diesem Abend für Spanish Love Songs. Die Punkrocker aus Los Angeles sind auf ihrer Tour mit etwas veränderter Besetzung unterwegs und präsentieren ihr aktuelles Album Schmaltz. Der Titel, der dem deutschen Publikum natürlich besonders gut über die Lippen geht, wurde auch an diesem Abend des Öfteren gen Bühne gerufen. Auch bei den Headlinern klebten die Fans konsequent vor der Bühne und sangen die neuen Songs wie Joana, In Five Acts aus ganzem Herzen mit. Selbst Frontmann Dylan war über so viel Leidenschaft an einem Sonntagnachmittag erstaunt und antwortete der tobenden Meute, inklusive Stagediver, mit „Insane!“. Der Sänger und Gitarrist war ohnehin schon völlig nass geschwitzt und läutete nach nur einer Zugabe und nicht ganz einer Stunde das Ende des Advents-Kaffeekränzchens ein. Es war eine schöne und sehr kurzweilige Alternative zum Weihnachtsmarkt - vielleicht weniger besinnlich, aber nicht minder feucht-fröhlich.

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