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20.01.2017 Vincenzo Sarnelli Vincenzo Sarnelli
Spaceman Spiff in Saarbrücken

Der gute Käse von der Käsetheke

​Am gestrigen Abend begeisterte Spaceman Spiff in einem ausverkauften Mauerpfeiffer in Saarbrücken. Nach knapp anderthalb Jahren Pause ist Hannes Wittmer, wie Spaceman Spiff mit bürgerlichem Namen heißt, unter seinem Pseudonym wieder zurück auf Deutschlands Bühnen.

 
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​Ein Konzert mit Hannes Wittmer, alias Spaceman Spiff, ist irgendwie ein interessanter Zwiespalt. Auf der einen Seite stehen die verkopften, tiefen Texte und seine Gitarre, die eine melancholische, wenn auch wohlige, Grundstimmung verbreiten. Seine Stimme, die zwischen hoch und tief steht, sorgt dabei für gute Gänsehaut. Und dann steht dort auf der anderen Seite, der lustige, der tollpatschige Hannes Wittmer, der mit seiner Art und Weise das Publikum zwischen den Songs unterhält. Der Witze macht, manchmal freiwillig, manchmal eher zufällig. Der plötzlich „Summer of 69“ von Bryan Adams anstimmt und den Mauerpfeiffer zum lauten Lachen bringt. Es ist deshalb ein interessanter Zweispalt, weil bei alledem klar wird, dass es wohl keinen reflektierteren Singer-Songwriter auf den Deutschen Bühnen gibt als ihn. Das er dabei in seiner Art authentisch bleibt, ist sicher nicht einfach, vor allem, wenn es darum geht die eigene Seele manchmal doch etwas bedeckter zu halten. 

Als Spaceman Spiff vor anderthalb Jahren verkündete, dass er seine Solo-Karriere für unbestimmte Zeit aufs Eis legt, war die Verwunderung nicht gering. Grade erst hatte er ein ereignisreiches Jahr voller Konzerte und erster Platte auf großem Label (Grand Hotel van Cleef) hinter sich und alle rechneten damit, dass der Spaceman erst jetzt so richtig durch startet. Doch der Trubel schien zu viel. Um das zu verstehen, muss man bei den Zwischenansagen des Würzburgers genau hinhören. So erzählt er davon, wie er zum ersten Mal gemerkt hat, dass er von seiner Musik leben konnte und mit der Kunst genug Geld verdiente um „auch mal den guten Käse“ zu kaufen. Doch das Gefühl war nicht nur schön. Es überforderte ihn fast schon. Deshalb schien der Schritt aus seiner Rolle als Spaceman Spiff auf dem, zu diesem Moment, höchsten Punkt fast schon konsequent. In der Pause konnte Hannes Wittmer sich neuen Projekten, Ideen und dem Reisen widmen. Doch vor kurzem kribbelten die Finger. Der erste Spaceman Song seit zwei Jahren entstand. Dieser und weitere Neue waren auch gestern Teil des neuen Programms. 

Zusammen mit Clara Jochum am Cello und mit Unterstützung von Marcel Gein, der gleichzeitig auch den guten Support für den Abend gibt, bringt Wittmer seine Lieder dar. Die Tatsache, dass er mittlerweile mit etwas mehr Technik und Dingen wie Loops arbeitet, zeigt, dass sein Anspruch auch aufgrund seiner letzten Platte an seine Bühnenperformance schon gestiegen ist. Nicht selten bekommen die Lieder einen Anstrich als seien sie eigentlich für eine größere Band ausgelegt und gemacht. Und nicht selten hat man den Eindruck, dass Spaceman Spiff mittlerweile auch dafür gemacht sein könnte. Doch ist dies nicht als Kritik zu verstehen. Wittmer und Jochum bekommen es hin, eine Atmosphäre der Intimität und Emotionen auf der Bühne zu schaffen und müssen dafür keine kleinen Brötchen backen. 

Ein Abend mit Spaceman Spiff ist einer zum Nachdenken. Aber auch zum Genießen. Es ist schön, dass er wieder da ist. Und es bleibt zu hoffen, dass er so schnell nicht mehr geht. 

Wer Spaceman Spiff in Saarbrücken verpasst hat, hat am 02. Mai 2017 die Chance ihn in Lucky’s Luke in Trier nochmal zu erleben. Denn dann macht er erneut mit der „drüben im Park“-Tour Halt. 

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