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18.03.2017 Vincenzo Sarnelli Vincenzo Sarnelli
Sophia im Kleinen Klub der Garage

Sad Music for Sad People?

Am gestrigen Freitag, den 17. März 2017 spielte Sophia, die Band rund um Sänger Robin Proper-Sheppard, im Kleinen Klub der Garage in Saarbrücken. Es wurde ein Abend voller Emotionen und wohl gewählten Anekdoten. hunderttausend.de war mit der Kamera dabei. 

 
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​Es dauerte acht Songs lang, bis Robin Proper-Sheppard zum ersten Mal ein längeres Wort an sein Publikum im Kleinen Klub richtet. Zuvor hatte er mit Songs wie "Resistance" und "California" unter Beweis gestellt, dass er zu den besten Songwritern im Bereich des Alternative Indie zählt, die es gibt. "In california the sun isn’t everything" singt Proper-Sheppard und zeigt damit wo die Reise hingeht. Seine Texte pendeln zwischen herzzerbrechendem Realismus und düsterer Auseinandersetzung mit Themen wie Tod und zerbrochener Liebe. Die Songs sind meist ziemlich schwermütig und dennoch wird es nicht langweilig ihnen zuzuhören. Vor allem live. 

Und so könnte es sein, wie jemand auf Facebook in Bezug zu Sophia schrieb: "Sad music for sad people". Doch am Ende ist es mehr als das. Proper-Sheppard und seine Band zeigen Vielseitigkeit ohne Ausgeflipptheit, Schwermut ohne Pathos und musikalische Qualität ohne Überforderung. Und so ist es nicht verwunderlich, dass das Publikum eine gute Mischung zwischen den Generationen darstellt. Es ist Musik für Midlifecrisis-Mittvierziger, Quarterlifecrisis-Endzwanziger und erinnerungspflegenden Best-Agers. 

Als Proper-Sheppard dann doch ansetzt eine Anekdote zum Besten zu geben, beweist er einmal mehr, dass er ein guter Geschichten-Erzähler ist. Aber eben auch, wie skeptisch und zurückhaltend er der Welt gegenüber steht. So traf er in einer Cocktailbar zwei von diesen "Badass-Motherfuckers", die über und über tätowiert und gepierct sind und ihm erzählen, dass sie in einer Band spielen. Er selbst steht mit weißen Lederschuhen dort und fühlt sich fehl am Platze wie nie. Als er dann antwortet, dass er selbst auch in einer Band spielt, die The God Machine heißt, nimmt die Story eine unerwartete Wendung. Die "Badass-Guys" werden plötzlich zu "little Princesses", als sie ihm erzählen, dass sie die Band sehr feiern und es ihnen vor allem der langsamste Herzschmerz-Song der Platte angetan hätte. "Auf nichts kann man sich heute mehr verlassen.", sagt Proper-Sheppard bevor er den Song "Bastards" anstimmt. 

Es wäre nicht mehr als eine witzige Anekdote, wenn es nicht eben jenes Korn Wahrheit über die Sicht des Sängers auf die Welt beinhaltet. "You said you’re attracted to the darkness/ Well baby, that’s okay by me/ I’ll just be another shade in your black", singt Sophia alias Proper-Sheppard im vorletzten Song "Darkness". Und vermutlich ist es das, was am Ende auch die beste Selbstbeschreibung der Band sein könnte. Es ist mehr als bloße Traurigkeit. Es ist in erster Linie eine weitere Nuance in dem ganzen Schwarz. Doch immerhin ist es das. Mehr als Sophia beim ersten Hinsehen vermuten lässt. 

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