Stadtgespräch
26.06.2015 Vincenzo Sarnelli DerBelichta
MiezKiez

Sonntags aufn Kiez

​​Seit dem 14. Juni gibt es in Trier einen offiziellen Kiez. Den MiezKiez. Im Mergener Hof wird jeden Sonntag entspannt, getanzt und gegessen.  hunderttausend.de  hatte keine Lust selbst zu kochen und war deshalb bei der letzten Veranstaltung dabei, um die Traumkombination aus Streetfood, Musik und relaxen mal auszuprobieren.  

 
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​​​Das Wort "chillen" steht mittlerweile sogar im Duden. Es ist ein schwaches Verb und beschreibt umgangssprachlich das Wort "entspannen". Seit Mitte Juni könnte auch einfach "MiezKiez" als Definition dahinter stehen. Denn es ist das Wort, welches die Atmosphäre im Innenhof des Mergener Hofs am Besten beschreibt. Das große Tor steht offen und gibt den Weg in den ersten Teil des Hofs frei. Schon am Eingang duftet es an diesem Sonntag nach Pizza und frischem Brot. Das ist die Idee des Kiez. Einen entspannten Sonntag bei chilliger Musik und den richtigen Leuten sowie regionalem Essen. Klingt gut? Ist es auch!

Verantwortlich für den Duft zeichnet sich heute De Bääker aus Sirzenich. An diesem Sonntag ist er eingeladen sein Streetfood zu präsentieren. Im zweiten Innenhof der "Miez" stehen The Flying Falaffel Fellows mit ihrem Stand. Dort gibt es unfassbar leckere Falaffel. Ein dritter Verkäufer preist selbstgemachtes Eis und Crêpes an. Wow. Man könnte fast schon unentspannt werden, ob der Tatsache, dass man sich zwischen all den Leckereien nicht entscheiden kann. Doch nur fast. Der MiezKiez verbreitet die Atmosphäre einer großen WG-Party. Gefühlt kennt man jeden, obwohl man sich nie gesehen hat. Verantwortlich für dieses kollektive "Wohlsein" sind Steve Trappen, Ali Haidar und der Belichta. "Ursprung des Ganzen ist eigentlich eine Party gewesen, die wir hier in der Miez veranstalten wollten. Da haben wir die Innenhöfe gesehen und dachten: Eigentlich könnten wir das übliche Party-Vorglühen ja auch hier her verlegen." Chillen, essen, trinken, feiern. In dieser Reihenfolge oder ganz durcheinander. Egal - passt.

Steve Trappen und der Belichta haben vorher drei Jahre am Moselufer die Agenda 191 mitveranstaltet. Schon dort hatten sie immensen Erfolg mit der Idee, den Menschen in Trier zu zeigen, dass man mit wenig Infrastruktur dennoch viel bewegen kann. Nun gibt es also den MiezKiez, der aber nicht als "Nachfolger" oder gar Gegenveranstaltung zur Agenda geplant war und ist. "Wir haben die 191 irgendwie für uns als abgeschlossen betrachtet, also haben wir dort aufgehört. Da stand noch nicht fest, dass wir das hier machen. Grundsätzlich war nur der Gedanke da, dass wir zeigen wollen, dass wir auch was anderes als Agenda machen können", fasst Trappen die Situation zusammen. Der Vorteil des Standorts in der Miez ist für ihn dabei die Urbanität. Mitten in der Innenstadt eine Insel des Wühlfühlens zu schaffen, einen Ort voller cooler Leute. "Vielleicht waren die vom letzten Mal ja auch alle aus Berlin da." Alle lachen. 

In Ali Haidar haben Trappen und der Belichta eine perfekte Ergänzung gefunden. Haidar ist derjenige, der sich um das Essen kümmert. Er ist gut vernetzt in der Streetfood-Szene und bringt diese mit den Menschen im Kiez zusammen. Mittlerweile kommen auch Gastronomen von sich aus auf ihn zu und bieten an, im Innenhof ihr Essen zu verkaufen. Dem 28-jährigen ist es dabei wichtig, dass die Atmosphäre eine ehrliche, eine straighte ist. Für ihn gehört dabei auch dazu, dass das Essen regional, frisch und jung ist. Vielleicht ist das am Ende auch der Reiz dieser Veranstaltung. Die Verbindung einer gewissen urbanen Coolness und regionaler, fast schon konservativer Ressourcen.

Wenn man den Machern zuhört, bekommt man schnell das Gefühl in einer "richtigen" Großstadt zu sein. Der Anspruch: Berlin - die Wirklichkeit: Trier? Alle drei fühlen sich an der Mosel richtig wohl: "Trier ist das, was man selbst draus macht. Es gibt hier richtig viele gute Leute. Und wir sind ein paar davon, die ihr Ding machen. Das Potential ist da. Auch wenn man dafür halt manchmal einfach in Hinterhöfe reinschauen muss", sagt der Belichta, der die Veranstaltung auch fotografisch festhält. Trier ist das, was man draus macht, mag für viele eine Phrase sein. Trappen, Haidar und der Belichta hat das nicht interessiert. Sie haben ihren Drang nach einem urbanerem Leben in Aktionismus ummünzen können und gezeigt, dass Trier chillig und cool sein kann. Hinter Fassaden zu schauen, aus den festgefahrenen Bahnen heraus brechen, das ist ihr Konzept. Und alles weitere ist fast instinktiv. Die Stimmung wird nicht künstlich aufgebaut, es passiert, was eben passiert. Es gibt keinen Anspruch der von vornherein nicht eingehalten werden kann, es geht nicht um klingelnde Kassen. Auch wenn die Veranstaltung natürlich mit Arbeit verbunden ist, hat man bei allen dreien nicht das Gefühl, dass sie es als Arbeit verstehen. "Wir werden immer einen Weg finden, die Stadt jung zu halten", sagt Haidar abschließend und steht auf um, beim Aufbau eines Essensstandes zu helfen. 

Die nächste Veranstaltung ist am Sonntag, den 28. Juni 2015. Dieses Mal werden "Chilitos" aus Luxemburg mexikanische Tacos zubereiten. Musikalisch gibt es ​einen guten Mix aus  "Espaniol Tunes, Funk und Hip-Hop" zelebriert. Es sind auch Eltern mit ihren Kindern herzlich willkommen. Zur Unterhaltung dieser werden Spielzeuge auf dem Basketballplatz des Mergener Hof bereitgestellt. Alles weitere steht auf der Event-Seite im Veranstaltungskalender.​

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