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26.02.2016 hunderttausend.de Vincenzo Sarnelli
Santiano in der Arena

Zwischen Schlagerhimmel und Valhalla

​"Gott muss ein Seemann sein". Herzlichen Glückwunsch zu einem Orhwurm für den Rest des Tages. Mit einem großen Haufen neuer Ohrwürmer sind die Besucher des Santiano-Konzertes am 25. Februar 2016 gestern aus der Arena Trier raus gekommen. hunderttausend.de gehörte dazu und hat ein paar Impressionen mitgebracht. 

 
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​Wenn man übe​r Santiano spricht, könnte man über Kommerzialisierung der Musik sprechen. Man könnte über, sagen wir, eher sinnzurückhaltende Texte sprechen. Oder über übermäßigen, triefenden Pathos. Oder aber wir sprechen darüber, dass die Band aus ​Schleswig- Holstein die wilde Mischung aus Schlager, Pop und Folk absolut verinnerlicht hat und eine Show bietet, die jeden Cent des Eintrittsgeldes Wert ist. Es ist schon ein wenig faszinierend mit anzusehen, dass im Publikum die Muttis, Omis und jungen Metalheads mit langen Bärten und Motörhead-T-Shirts nebeneinander sitzen. Generationenzusammenkunft zu Piraten-Musik. Bei Liedern wie "Santiano" oder "Gott muss ein Seemann sein" hält es kaum noch jemanden auf den Stühlen der Arena. Man mag sich gar nicht ausdenken, was passiert, wenn der Innenraum nicht bestuhlt wäre. Moshpit-Atmosphäre liegt in der Luft. Das Publikum tanzt, als wenn keiner guckt. Es wird mitgesungen, geschunkelt und bewegt, was die Köperscharniere noch hergeben.

"Es gibt nur Wasser, Wasser, Wasser überall // Doch wir haben nichts zu trinken // Es gibt nur Wasser, Wasser, Wasser überall // Und das Schiff droht zu versinken // Wir brauchen Rum, Rum, Rum // Sonst verdursten wir". Okay. Das ist jetzt eher nicht Pulitzer-Preis verdächtig. ABER: Die Band spielt musikalisch hochwertig. Vor allem Tausendsassa ​Pete Sage​ an der Geige zeigt, dass er sein Instrument großartig beherrscht. Und die Show bietet einiges für das Auge. Das Bühnenbild zeigt ein großes Wikingerschiff. Immer wieder sind Feuerfontänen und andere Explosionen auf der Bühne zu sehen, die Pyrotechniker haben ganze Arbeit geliefert. Im Hintergrund laufen Impressionen aus Musikvideos und auch weiße Papierschnipsel im Publikum oder riesige Luftballons, die durch die Halle gepritscht werden, dürfen nicht fehlen. Es ist ein Fest. Irgendwo zwischen Helene Fischer und Wacken. Zwischen Schlager-Himmel und Valhalla eben. 

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