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26.06.2016 Vincenzo Sarnelli Veranstalter
Rock A Field Luxemburg 2016

Rock das Feld!

​Das Rock A Field ist das größte Festival in unserem Nachbarland Luxemburg. Die Kollegen vor Ort haben sich in der europäischen Festivallandschaft eine besondere Nische gesucht. Im Kampf um die großen, größeren, allergrößten Headliner haben sich die Macher weitestgehend zurückgehalten und ein Line-Up für Liebhaber und Musikgenießer zusammen gestellt.

 
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Im Gegensatz zu den Vorjahren kehrt das Festival in diesem Jahr wieder zu der Zwei-Tages-Struktur zurück. Am 9. und 10. Juli feiert Luxemburg auf dem Herchesfeld in Roeser ein besonderes Rockfestival. Doch wer auf den Freitag als Festivaltag nicht verzichten will, dem versprechen die Veranstalter eine besondere Atmosphäre auf dem Campingplatz des Festivals. Zum gepflegten Warm Up lohnt sich also die Anreise zum Freitag definitiv. 

Auch strukturell gibt es beim Festival ein paar Änderungen. So nehmen das Food Village, die Essensmeile, und die Chill-Out-Area deutlich mehr Raum ein und zementieren damit, dass das Rock A Field ein Genießerfestival schlechthin ist. Mit einer weiteren Bühne, „The Beach“ genannt, huldigt man der lokalen Hip-Hop-Szene. Dort werden vor allem luxemburgische Acts die Bretter rocken. Die beiden bekannten Main-Stages bleiben weiterhin vorhanden. Damit auch das Finale der Europameisterschaft geschaut werden kann, wird es einen großen Public Viewing Screen auf dem Festivalgelände geben. Für alles ist gesorgt.

Vor allem dafür: Musik, Musik, Musik! Die Genre-Auswahl beschränkt sich dabei nicht auf das typische Rock, Indie, Electro, Alternative-Prinzip. Mit Hip-Hop und Gipsy Music wird das Line-Up um Bands ergänzt, die eine gewisse Nische erfüllen, damit aber gleichzeitig einen gewissen Zeitgeist treffen. Was nach Gegensatz klingt, wird logisch, wenn man sich das Line-up konkret anschaut:

Die Headliner:

Mit Deichkind und den Pixies geht das Rock A Field ins Rennen. Der Headliner-Markt ist in Europa umkämpft wie nie. Umso spannender, dass die Veranstalter das auf zweigeteilte Weise gelöst haben. Mit Deichkind steht eine Band dort, die in den letzten beiden Jahren fast alle Festivals gespielt hat, die in Deutschland und dem deutschsprachigen Ausland vorhanden sind. Dennoch: Die Band ist immer einen Besuch wert. Mit extravaganter Bühnenshow und ironischen, provozierenden Texten nehmen Deichkind den Zeitgeist auf die Schippe. Eine Deichkind-Show ist selten wie die andere. Ob Songs wie "Leider Geil" oder "Remmi Demmi", die Hamburger fabrizieren einen Hip-Hop-Elektropunk-Mix, der sich feiern lässt und auch zum Nachdenken anregt. 
Mit den Pixies besucht eine Indie-Band der ersten Stunde Luxemburg. Bereits 1986 gegründet dürfte der Song "Where is my Mind" vermutlich, spätestens seit dem Film Fight Club, der berühmteste der Band sein. Die Platte, die den Song enthält heißt "Surfer Rosa" und gilt rückblickend als eine der wichtigsten Platten der 1980er Jahre. Nach der Trennung 1993 und der Reunion 2003 sind die Pixies im Jahr 2014 mit der neuen Platte "Indie Cindy" wieder auf dem Radar aufgetaucht. Sie sind die Überraschung auf dem Headliner-Spot, dürften sie doch, im Gegensatz zu Deichkind, vor allem jüngeren Festival-Besuchern nicht zwingend ein Begriff sein. Umso spannender wird es, zu sehen, welches Publikum das Rock A Field in diesem Jahr anlocken kann. 

Der Mittelbau: 

Die Pre-Headliner-Spots sind mit Bring me The Horizon und Steve Aoki besetzt. Während die Metaller von Bring Me The Horizon auch die im April ausgefallene Luxemburg-Show nachholen, kommt Steve Aoki als einer der größten Business-DJs der Welt aufs Rock A Field. Aoki ist einer der Ersten, der verstanden hat, dass ein 21. Jahrhundert-DJ mehr sein muss als ein Plattendreher. Eigene Restaurants, eigenes Klamottenlabel, eigene Headphones und 7,5 Millionen Facebook-Likes zeigen, dass Aoki das Spiel verstanden hat, ohne dabei die Musik zu vernachlässigen. 143 Shows in 2015 zeigen, dass der Produzent ein absolutes Arbeitstier hinter den Decks ist und auch im Jahr 2016 die Bude rockt. Das Highlight einer jeden Show ist die legendäre Kuchenschlacht mit dem Publikum.

Auf den weiteren Plätzen folgen mit Parov Stelar und The 1975 zwei absolute Shootingstars der letzten Jahre. Stelar schaffte mit seinem letzten Studio-Album "The Demon Diaries" im Jahr 2015 auf Platz 1 der Charts in Österreich. Auch hierzulande war das Album ein voller Erfolg. Vier Wochen durfte der sympathische Österreicher, der als DJ Jazz, House, Electro und Breakbeat zusammen bringt, in den Top Ten verbringen. Er gilt als einer der Pioniere des Electroswing. The 1975 ihrerseits sind seit 2002 unterwegs. Als Schülerband gegründet, hatten sie im Jahr 2013 ihren ersten großen Erfolg mit der Debütplatte, die es in Großbritannien gleich auf die 1 schaffte und mit Platin ausgezeichnet wurde. Die Jungs aus Manchester legten im März dieses Jahres den Nachfolger „I Like It When You Sleep, For You Are So Beautiful Yet So Unaware Of It“ nach und schafften gleich wieder den Spitzenplatz im Heimatland. Das Album prangte auch in den US-Charts von ganz oben. Braucht noch jemand einen Beweis dafür, dass die Jungs mit ihrem britischen Indie-Rock den Zahn der Zeit voll getroffen haben, solle er sich den Auftritt der Band beim Rock A Field anschauen. Weiter gehts mit Ghinzu, Vitalic, Prinz Pi und Tyler, The Creator am Samstag und Puggy, Gogol Bordello, Bilderbuch und Oh Wonder am Sonntag. Interessant ist die Reihenfolge der Bands auf dem Plakat allemal, zeigen sich hier doch die größten Unterschiede zum hiesigen Festivalmarkt. So würden Künstler wie Prinz Pi oder Bilderbuch in Deutschland vermutlich wesentlich weiter oben einsortiert. Das Rock A Field selbst glaubt nicht an Schubladen oder Platzierungen. Die Veranstalter achten auf eine rundum gelungene Veranstaltung mit einem durchmischten Musikmix, der sowohl für Feierwütige, Musiknerds als auch Festivalhopper etwas bietet. 

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