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12.07.2016 Vincenzo Sarnelli Vincenzo Sarnelli
Rock-a-Field Festival

Wilder Mix im Sonnenbad

Das Rock-a-Field Festival auf dem Herchesfeld bei Roeser lockte am vergangenen Wochenende vom 09. auf den 10. Juli 2016 knapp 6000 Zuschauer in die Sonne. Geprägt war das Festival vom guten Wetter und einem wilden Mix der Stilrichtungen. 
 
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​Es platschte und das Wasser ergoss sich auf die Festivalbesucher. Völlig durchnässt wateten die Leute durch den mittlerweile etwas matschigen Boden zurück Richtung Bühne. Eine Einleitung, die in diesem Jahr eigentlich auf fast alle Festivals hätte zutreffen können. Beim Rock-a-Field Festival war dafür aber nicht das Wetter, sondern die Kollegen von Eldoradio, die ein besonderes Spiel aufgebaut hatten, bei dem die Mitspieler mit eiskaltem Wasser übergossen wurden, verantwortlich. Eine willkommene Abkühlung von der warmen Sonne, die das gesamte Wochenende in ein perfektes Festivalerlebnis verwandelte. Fast schon hippieesk ist das Rock-a-Field ein sehr chilliges Festival. In einer Ecke sind Schaukeln aufgebaut, hinter einem kurzen Stück Waldweg, der mit verschiedensten Farben beleuchtet ist, befindet sich das "Food Village" wo man dem leiblichen Wohl mit bestem Streetfood frönen konnte.  

Musik gab es auch. Und das nicht zu knapp. Das Rock-a-Field hat sich in diesem Jahr nicht besonders um Genregrenzen und einen irgendwie gearteten roten Faden geschert. Da gesellte sich ein Tyler, The Creator und Prinz Pi für die Hip Hop Fraktion zu Ghinzu aus Belgien, die eher aus dem Indie-Rock-Bereich kommen. Besonders heraus stach mit Bring Me The Horizon die einzige wirkliche Metalcore-Band. Highlights am Samstag waren vor allem Parov Stelar, die mit ihrem Electro Swing das gesamte Festival zum Tanzen brachten, und Deichkind aus Hamburg. Die Mischung aus Electro-Hip-Hop mit einer gehörigen Portion Punk-Attitüde ist treibend und lädt zum absoluten Abfeiern ein. Neben den großartigen Songs ist es aber vor allem die Bühnen-Performance, die die Zuschauer in ihren Bann zieht. "Denken Sie groß" heißt es in einem Track der Hamburger und genau das tun sie. Während des Stücks kommen die Rapper mit riesengroßen Gehirnhüten auf dem Kopf auf die Bühne. Bei einem anderen Stück wird ein riesengroßes Fass durch das Publikum gerollt, in dem die sechs Wahnsinnigen sitzen und Fahnen schwenken. Ferris MC nennt das Luxemburger Publikum liebevoll "Die Luxis". Und die? Die feiern, als gäbe es kein Morgen mehr. Eine Wahnsinnsshow mit einem zufriedenen Publikum. Deichkind war ein würdiger Headliner für einen besonderen Festivalsamstag, der dann noch von Vitaliv mit einem DJ Set beendet wurde.

Der Sonntag begann mit einigen Luxemburger Bands. Insgesamt war die lokale Musikszene stark vertreten. Eine gute Entwicklung! Mit den Österreichern von Bilderbuch wurde es dann wieder etwas bekannter. Die Wiener um Sänger Maurice Ernst hatten sichtlich Spaß auf der Bühne. Gelöst und locker zeigte sich die Band gut gelaunt und machte auch zwischen ihren Songs wie "Maschin" oder "Softdrink" einige Späße. Vor allem eine Rodeo-Flasche der Marke "Coca Cola", auf der Besucher versuchen mussten so lange wie möglich sitzen zu bleiben, hatte es den Jungs wohl angetan. Später am Abend sah man Mitglieder der Band auf dem Weg zu eben jenem Rodeo, um es selbst zu probieren. Mit Puggy aus Belgien und Gogol Bordello wurde dann wieder die Gitarren- und Tanzfraktion bedient, während The 1975 vor allem für die jüngeren popaffinen Zuschauer ein Highlight darstellten. Sänger Matthew Healy zeigte sich in Tanzlaune. Angesteckt davon tanzte auch das Publikum zu den Klängen von Songs wie "The Sound" und "Chocolate". Headliner des Sonntags war die amerikanische Band Pixies, die vor allem mit dem Song "Where is my mind" bekannt geworden sind. Und genau das scheint Fluch und Segen. Vor allem bei den ersten Songs der Musiklegenden rund um Sänger Black Francis, schien das junge Publikum eher wenig interessiert. Als Francis aber dann zur Akustik-Gitarre griff und die ersten Textzeilen vom Super-Hit sang, eilten die Leute herbei, um diesen Moment bloß nicht zu verpassen. Einer der wenigen Augenblicke während des Konzerts, bei der sich im Publikum eine gewisse Erkenntnis breit machte, dass dort tatsächlich Legenden auf der Bühne stehen. Doch leider schien diese Erkenntnis keine Wurzeln zu schlagen. Kaum waren die letzten Töne erklungen, leerte sich der Bereich vor der großen Bühne wieder merklich. Bedauerlich, legten die Pixies doch eine starke Performance hin und zählen bis heute zu einer der wichtigsten Bands der 80er Jahre. Nach den Pixies folgten mit Austinn die Shootingstars der Luxemburgischen Indiepop-Szene. Ein groß umjubelter Auftritt vor allem vom jüngeren Publikum, dankbarer Indiepop mit wenig ambitionierten Rhythmen, doch am Ende schien das Konzept aufzugehen. Das Publikum war begeistert. Im Anschluss folgte dann der krönende Abschluss mit Produzent Steve Aoki, der stilecht mit fetten Beats und seiner obligatorischen Tortenschlacht mit dem Publikum einen Deckel auf das Rock-a-Field 2016 machte. 

Alles in allem war das Festival insbesondere dank des Wetters eine Fahrt in die luxemburgische Provinz absolut Wert. Ein gemütliches Festivalgelände mit einer, vielleicht etwas zu wilden Mischung aus Bands und Genres machte das Wochenende zu einem sehr angenehmen. 

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