Stadtgespräch
11.08.2016 Vincenzo Sarnelli Veranstalter
Das Rocco Del Schlacko 2o16

Sportis, Fantas und Bizkits

Heute, am Donnerstag, den 11.08.2016, startet das großartige Rocco Del Schlacko Festival in Püttlingen Sauwasen. Die Auflage 2017 hält ein großartiges Line-Up bereit. hunderttausend.de hat alle Infos, die Überschneidungen und ein paar weitere Tipps.

 
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Festival-Line-Ups sind ja immer eine subjektive Sache. Betrachtet man die 2016er Ausgabe des Rocco Del Schlacko Festival aber mal objektiv, haben die Festivalmacher aus dem Saarland viel richtig gemacht. Aber im Detail:

Die Headliner

Mit den Sportfreunden Stiller geht es am Donnerstagabend los. Die sympathischen Münchner sind gern gesehene Festivalperformer und haben nach einer dreijährigen Pause ein neues Album in den Startlöchern, welches im Oktober erscheint und Sturm und Stille heißen wird. Vor zwei Jahren hatte die Band eine "Pause auf unbestimmte Zeit" angekündigt. Jetzt sind sie, zum Glück für einige, wieder da. Die Sportis sind gute Headliner für das Rocco, werden sie doch vermutlich den ein oder anderen neuen Hit spielen. Und die alten Klassiker (à la Ich Roque, Ein Kompliment usw.) werden selbst die Skeptiker unter den Festivalgängern zum Mitsingen bringen. Ganz sicher.

Am Freitag werden dann die Kollegen von den Fantastischen Vier die Bühne auf den Sauwasen unsicher machen. Die Stuttgarter kennen das Rocco schon und werden auch in diesem Jahr wieder für gute Stimmung sorgen. Interessant so nebenbei, dass die ersten beiden Headliner-Slots von deutschen Bands besetzt werden. Der internationale Festivalmarkt ist, grade was Headliner anbelangt, hart umkämpft. Das Rocco geht hier den eher nationalen Weg, auch auf die Gefahr hin, dass viele Zuschauer die Bands schon öfter live gesehen haben. Ein guter Kompromiss, wenn man bedenkt, dass große internationale Acts sehr teuer sind und somit auch den Ticket-Preis ordentlich nach oben treiben würden. Mit den Sportis und den Fantas hat man sich im Saarland Klassiker auf die Bühne geholt, die es, trotz einigen Jahren im Business, nach wie vor verstehen, eine Festival-Bühne zu spielen.

Einen internationalen Act gibt es dann doch noch im Headliner-Slot. Mit Limp Bizkit kommt eine Band, die den „Nu-Metal“ der 2000er Jahre maßgeblich geprägt hat. Seit Sänger Fred Durst und Gitarrist Wes Boland wieder einen gemeinsamen musikalischen Nenner gefunden haben, ist die Band krachender unterwegs als jemals zuvor. Auch wenn das letzte Album „Gold Cobra“ bereits fünf Jahre zurück liegt, hat die Band nicht an Einfluss in ihrem Genre verloren. Die Hallen sind voll, wenn sie spielen. Gerüchten zufolge befindet sich die Band übrigens grade im Studio um neue Songs aufzunehmen. Vielleicht kann man sich ja schon was davon anhören auf dem Rocco Del Schlacko? 

Der “Mittelbau“ 

Wenn man die ganze schöne Kohle nicht bloß für Headliner ausgibt, dann ist da noch Platz für einen ordentlichen Festival-Mittelbau. Und hier hat das Rocco Del Schlacko nicht gespart. Die Ansetzungen der Bands sind teilweise trotzdem interessant, aber steigen wir ein. 

Der Donnerstag beginnt zunächst auf der kleinen Bühne, dem Ponyhof. Ab 16:00 Uhr steht dort die Band Sondaschule auf der Bühne. Feinster Ska-Punk aus dem Pott mit dazugehöriger Schnauze. Passt als Einstieg in ein Festivalwochenende. Schon gehts ab zur Hauptbühne, wo mit Sick Of It All das erste Brett bereit steht. Feinster Hardcore aus dem New Yorker Stadtteil Queens, der mitten rein geht. Im Anschluss, zum runter kommen, wird dann Axel „Aki“ Bosse die Bühne übernehmen. Im Vorfeld seiner Festival-Auftritte 2016 hatten wir ihn übrigens hier im Interview. Die Türöffner für die Sportis, die später am Abend die große Bühne headlinen werden, sind Sum 41. Die Band aus Ajax, Kanada, hat, nach diversen Geschichten abseits der Bühne, grade ein neues Album namens 13 Voices in Stellung gebracht. Die erste Single-Auskopplung Fake My Own Death ist bereits seit Ende Juni veröffentlicht. Parallel zum Headliner auf der Hauptbühne, nimmt auch der Ponyhof den Betrieb wieder auf. Mit Fjørt und John Coffey kann man den Donnerstag mit einer Prise Post-Hardcore würzen. Als eine Art Late-Night-Special hat sich die Hamburger Hip Hop Crew Neonschwarz angesagt. Deren neues Album Metropolis ist seit Mai auf dem Markt. 

Bye Bye Donnerstag, Hello Freitag. Der Tag startet entspannt am Nachmittag ab 15:00 Uhr mit der Eifler Band Elastiq, die für den Rocco Auftritt ein Fan-Voting gewinnen mussten und konnten. Elastiq ist spätestens seit ihrem Vorrunden-Sieg beim Rockbuster für die Region Trier ein Begriff. Ihre Single Chopin ist definitiv ein Ohrwurm. Der “frühe“ Gang zum Ponyhof lohnt. Im Anschluss werden Fuck Art, Let’s Dance! die Bühne stürmen. Die Hamburger Indie-Pop-Band machen den Namen zum Programm und wollen sich gar nicht zwingend mit der tiefgreifenden Frage „Was ist Kunst?“ auseinander setzen. Die Tanzbar hat eröffnet. Da diesen Wortwitz bestimmt noch niemals jemand verwendet hat, schnell weiter. Denn die Hauptbühne hat mittlerweile auch den Betrieb aufgenommen. Itchy Who? Na Itchy Poopzkid werden den Reigen auf der großen Bühne am Freitagnachmittag eröffnen und den Weg für die weiteren Acts bereiten. Auf die sympathischen Stuttgarter folgen zunächst Clutch und später Jennifer Rostock. Die haben vor kurzem ihre neue Single Irgendwas ist immer vorgestellt und werden Anfang September ihr neues Album Genau In Diesem Ton veröffentlichen. Auch hier wird also die ein oder andere neue Nummer auf der Setlist stehen. Mal unabhängig davon, dass Sängerin Jennifer Weist eine krasse Rampensau auf der Bühne und immer ein Blick wert ist. Nachdem Frau Weist ihre letzten Zeilen gesungen haben dürfte, wird auch der Ponyhof wieder bespielt und hier haben die Damen und Herren Festivalbesucher die Qual der Wahl. Während auf der kleinen Bühne die Band Razz spielt, werden auf der großen Bühne Boysetsfire ihr Konzert bestreiten. Wohin? Man weiß es nicht. Wer sich dann die Fantas lieber nicht geben mag, der kann sich auf dem Ponyhof Frauenarzt und ESKEL83 reinziehen. 

Deckel Druff, der Samstag naht. Traditionell nimmt man sich fürs Rocco ja den Freitag als Urlaubstag und ist dann Sonntag pünktlich zum Braten wieder zuhause. Deshalb hier nun also der letzte Tag in seiner ganzen Abläufigkeit. Wir starten mit KAFVKA, die in letzter Zeit folgendermaßen betitelt wurden: „„Such A Surge 2014!“, „Jennifer Rostock, nur mit 'nem Rapper!“ oder „Eine Mischung aus Rage Against The Machine und Limp Bizkit..., aber auf deutsch!“. Auch wenn der letzte Vergleich hinkt, wie Käptn Ahab mit Holzbein. KAFVKA sind cool und bereiten frisch und fröhlich auf den abendlichen Headliner vor. Im Anschluss gehts ab rüber auf die Sauwasen, wo Feine Sahne Fischfilet den Laden endgültig abreißen wird. Die Band aus Meck-Pomm, die grade mit ihrer Aktion #nochnichtkomplettimarsch richtig Stimmung gegen rechte Idioten machen. Danach folgen die Schweden von Royal Republic, mit deren Sänger Adam wir vor kurzem ein schönes Interview geführt haben. Ab 19:50 Uhr wird die Band Wanda aus Österreich wieder Sex, Drugs und Rock’n Roll zurück auf die Bühne bringen. Die nennen das dann Amore und sind einfach richtig coole Socken. Bevor Limp Bizkit die Bühne betritt, machen sich Parkway Drive auf, die Bühne zu rocken. Die australische Metal-Core Band stellt ein gutes Aufwärmprogramm für den weiteren Verlauf des Abends dar. Wem das alles zu hart und so ist, der ist auf dem Ponyhof gut aufgehoben. Mit Trümmer steht dort ein heißes Eisen der deutschen Indie-Musik auf der Bühne. Im Stile einer Hamburger-Schule-Tradition und beeinflusst von Bands wie The Libertines oder The Strokes kommt dort ein interessanter Mix aus Rock-, Punk-, Pop, heraus, der in seinen Texten mit Substanz wichtige Fragen der Gesellschaft behandelt. Ab 22:30 Uhr stehen dann die Herren Punkrocker von Massendefekt auf eben jener Bühne. Im Jahr 2016 erschien die neue Platte Echos und schaffte es immerhin auf Platz 23 der deutschen Album-Charts. Die Veröffentlichung des Albums wurde übrigens auf dem Rhein-Schiff „River Star“ gebührend gefeiert. Den Deckel Drauf machen dann De Staat, Alternative Rock aus den Niederlanden, und King Kong Kicks. Zack. Bumm. Freckt. 

Die Geheimtipps

Einen Besuch Wert sind beim Rocco eigentlich alle Bands, auch wenn manche Überschneidungen etwas ärgerlich sein dürften. Heraus stechen da zum Beispiel aber Elastiq, allein schon aufgrund dieser „Support your local Heroes“-Sache. Die Eifler machen aber pfiffigen Pop, auch wenn sie manchmal Sound-mäßig noch nicht so ganz wissen wo sie hin wollen. Aber Chopin macht richtig spaß und den Ohrwurm konserviert man noch ne Woche, versprochen. Ein weiterer Gang lohnt sich bei der Band Trümmer. Mit Interzone ist im April das neue Album erschienen. Treibender Indie-Pop trifft auf punkereske Lyrics, mal Wut, mal Aufbruch, mal Ablehnung, mal Liebe als Triebfeder. Es ist schön, wenn man Songs hört die Gin Tonic & Wodka Soda und Europa Mega Monster Rave heißen. Trümmer sind ein bisschen die deutsche Antwort auf Wanda und Bilderbuch. Übrigens: Zu Fjørt gehen soll sich auch lohnen, haben wir gehört. 

Die Überschneidungen

Womit wir beim Thema wären. Da willste in alten Erinnerungen schwelgen und deine Liebste noch einmal, zum hunderttausendsten Mal, zu „Ein Kompliment“ knutschen, dann spielen auf dem Ponyhof aber Fjørt und die sind cool. Nicht schön. Auch die Überschneidung Trümmer und Wanda/Parkway Drive könnte sich im Endeffekt als doof herausstellen, wenn man feststellt, dass man sich, egal wie man sich entscheidet, am Ende falsch entschieden haben wird. 

Die Tipps

Die offizielle Rocco-App sollte vor Festivalantritt aus dem entsprechenden App-Store runter geladen werden. Nicht nur, dass dort alle Infos rund ums Festival auf einen Blick vorhanden sind, die letzten, eher mäßigen Erfahrungen mit dem Festival-Wetter, machen manchmal eine schnelle Information der Besucher notwendig. So eine Push-Benachrichtigung per App ist da schonmal ein hilfreiches Tool. Ansonsten: Nehmt genug zu trinken (Wasser) und auch mal nen zweiten Schlüpper mit. Wetter scheint zwar nett, aber nen Regen kanns immer geben, das lehrt auf jeden Fall das Festivaljahr 2016.

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