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19.11.2018 Jana Ernst Jana Ernst
Radio Havanna

„Zieht euch bunt an, umarmt fremde Menschen."

​Die Punk-Band aus Thüringen hat am Samstag, 17. November 2018, dem Kleinen Klub der Garage Saarbrücken einen Besuch abgestattet. Zu sehen gab es eine selbstbewusste Vorband, einen Merch-Verkäufer mit Elan und motivierte Fans. hunderttausend.de hat den Abend mit der Kamera eingefangen.

 
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​​Während der gesamten Tour hat Radio Havanna die zwei Jungs von Der Wahnsinn als Support dabei. Laut der eigenen Homepage haben diese es sich zur Aufgabe gemacht „Songs mit intelligenten, bitterbösen, leicht misszuverstehenden Texten zu kreieren, um die Einfältigkeit des Mainstreams herauszufordern.“ Obwohl nur zu zweit - mit Schlagzeuger und Sänger/Bassist - mangelt es der Vorband beileibe nicht an Energie. Und das obwohl die Saarbrücker Zuschauer ihnen den Einstieg nicht gerade leicht machten, sondern den Auftritt zu Beginn eher passiv verhalten beobachteten. Sänger Werther Wahnsinn bemüht sich seinem Namen gerecht zu werden und antwortete auf den vorsichtigen Applaus mit den Worten: „Das verstehe ich, ich wäre auch überwältigt.“ Da war die Reaktion dann schon ein etwas weniger vorsichtiges Gelächter. Unermüdlich forderte Der Wahnsinn das Publikum zu mehr Interaktion auf – inklusive zahlreicher auffällig unauffälliger Wortwitze mit dem Bandnamen. Diesen selbstbewussten Einsatz honorieren zumindest einige der Zuschauer und beginnen schließlich doch noch zu tanzen. Zu erwähnen bleibt außerdem die Aufforderung ans Publikum: „Zieht euch bunt an, umarmt fremde Menschen. Das ist schön – auf jeden Fall schöner als Atomwaffen!“

Als Radio Havanna​ dann selbst auf die Bühne treten, ändert sich die Atmosphäre deutlich. Allzu viele Fans hat es zwar nicht nach Saarbrücken verschlagen, aber die die da waren, brachten eine Menge Motivation mit und nutzten ausnahmslos jede Möglichkeit zum Pogen. Vor dem Song Faust Hoch nutzte Sänger und Frontmann Fichte die Gelegenheit, um Werbung in eigener Sache zu machen und verweist auf die Initiative „Faust Hoch! – Gegen die AFD“. Mehr darüber hat Gitarrist Arni uns schon vor ein paar Wochen im Interview verraten. Neben einer Mischung aus alten und neuen eigenen Songs erwiesen die Punks auch anderen Künstlern die Ehre und spielten zwei Lieder, die jedem ein Begriff sein dürften: Alles nur geklaut von den Prinzen und Rio Reisers König von Deutschland. Hier bewies das Publikum, dass es nicht nur bandspezifisch textsicher ist.

Im Laufe des Abends lässt sich auch Merch-Verkäufer Nicolas Dinkel​ zu mehr als einem Gastauftritt hinreißen.  Zuerst bringt er sowohl den Bandmitgliedern als auch den Fans ein Tablett mit den für Radio Havanna obligatorischen Pfeffi-Shots. Davor hatte er sich auch noch schnell das passende Bandshirt mit dem Aufdruck „Pfeffi ist unser Champagner“ übergezogen. Klappe. Zweiter Auftritt: Nicolas Dinkel im Bandshirt mit Banksy-inspiriertem Motiv und Antifa-Flagge zum Anti-Nazi Song Faschist. Klappe. Dritter Auftritt: Nicolas Dinkel im Superman-Bademantel teilt sich zuerst mit Bassist Olli das Mikrofon und lässt sich dann vom Publikum in standesgemäßer Superman-Pose einmal quer durch den Kleinen Klub zu den Toiletten tragen. (Er musste nur mal pinkeln?) Die kurze Internet-Recherche bestätigt: Nicolas ist nicht nur schnöder Merch-Verkäufer, sondern eigentlich Schauspieler. Reifer Auftritt!​



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