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14.06.2016 Julia Nemesheimer Julia Nemesheimer
Puscifer Live

Pure Chaos

​Puscifer war am gestrigen Montag, den 13. Juni 2016, zu Gast in der Rockhal in Luxemburg. Im Rahmen der "Money Shot Heard Around The World" Tour macht sich die Band daran, auch Europa zu erobern - nach der Show definitiv mit​ Erfolg. 

 
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Im Vorprogramm der Band Puscifer war Lucifer angekündigt. Eine konkrete Vorstellung hatte keiner, der direkte Anschluss des Hauptacts stieß aber zum Nachdenken an. Vorband ab 20:30 Uhr mit anschließendem Umbau und Puscifer direkt im Anschluss um 21:00 Uhr? Rätselnde Gesichter, als es in die recht karg gefüllte große Halle der Rockhal ging, die zur Hälfte abgehangen war. Im Laufe des Abends füllte sich der Saal noch, auch wenn es nicht ausverkauft war. Die Bühne gab ebenfalls wenig Aufschluss - ein großes, schwarz verhangenes Etwas in der Mitte. 

Kurz vor Beginn wurde eine Gruppe aus etwa 20 Zuschauern auf die Bühne geführt und durfte auf dreistöckigen Zuschauerrängen Platz nehmen - alles klar, was ging denn da? Das Geheimnis löste sich rasch auf. Lucifer ist keine Band. Denn ​wer braucht schon eine Vorband, wenn man Comedy​-Wrestler haben kann? Das verhangene Ding auf der Bühne - ein Wrestling Ring, der zur Bühne für zunächst vier Wrestler wurde. Team Blau gegen Team Rot, auch wenn teamintern hin und wieder der eine oder die andere auf der Matte landete. Bis der schwarz gekleidete, schmächtige fünfte alle aufmischte. Ein absurder Spaß, mit dem der unvorbereitete Zuschauer sicherlich nicht gerechnet hatte. Teils zog sich der Act ein wenig, doch überzeugten die Fünf mit ihrer Einlage. 

Umbaupause - aber nur kurz, währenddessen Videobotschaften unter anderem von Major Douche, dem Alter Ego von ​Maynard James Keenan, der allen mitteilte, dass die Mobiltelefone gefälligst aus zu bleiben hatten - no texting, no recording, no photos. Daran sollte man sich tunlichst halten. Im Laufe der Show liefen die Securitys durchs Publikum und jeder, der das alles für einen Scherz hielt, wurde eines Besseren belehrt. Alle Fotos oder Videos mussten gelöscht werden. Ein unglaublich angenehmes Konzert ohne Handybildschirme, die einem den Blick versperren, ohne diese furchtbaren Banausen, die das halbe Konzert damit verbringen, Fotos zu schießen oder miserable, wackelige Videos aufzunehmen, auf denen man vornehmlich das Gekreische oder Gesinge der nebenstehenden Personen hört. 

Auch für die zugelassenen Konzertfotografen war es ein eher schwieriges Unterfangen, den Auftritt der Band fotografisch festzuhalten​. Dunkles Licht, viel Nebel und ein unkonventioneller Bühnenaufbau tragen ihre Schwierigkeiten mit sich. Ganz vorne das Schlagzeug mit Jeff Friedl, rechts, zuständig für Electronica, hin und wieder Gitarre und Background-Gesang von Masha Zaragaran. Die linke Seite mit Bass (Paul Barker) und Gitarre (Mat Mitchell) besetzt. Die beiden Sänger standen zumindest während der ersten Songs im Wrestling Ring, Maynard James Keenan sehr versteckt im Schatten und hinter einer Maske, aber auch einem ausladenden Mikro, ähnlich wie Carina Round, die, berechtigterweise, viel Sympathie aus dem Publikum bekam, und zumindest ein wenig besser ausgeleuchtet war als Keenan. 

Der übliche Personenkult bei Konzerten setzte hier vielmehr komplett aus. Niemand stand im Mittelpunkt, abgesehen von der Musik, die wirklich überzeugt. Bedenkt man, dass Puscifer mal als Spaßprojekt begonnen hatte und im Vergleich zu Tool wenig verkopft und auf Perfektion ausgelegt ist, so sind seit den Anfängen 2007 mit "V is for Vagina" bis zum 2011er Album "Conditions of My Parole" hin zum aktuellen "Money Shot" hervorragende Songs herausgekommen. Ironie, Überraschung und auch Spaß werden noch immer groß geschrieben und die Beteiligten haben sichtlich Freude an ihrem Tun. Welche andere Band füllt ihre Pausen schließlich mit Kurzkämpfen von Wrestlern, um den nächsten Act einzuläuten - oder lässt ausgestopfte Hähne gegeneinander im Mini-Ring antreten und überzeugt gleichzeitig auch noch musikalisch auf ganzer Linie? 

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