Interviews
12.12.2018 Janine Köppel  
Prada Meinhoff

Über Alleinunterhalter, Stripclubs und Briefe vom Finanzamt

​Das Elektro-Punk-Rock-Duo sorgt am 16. Dezember 2018 für Ekstase, Phantasie und Abriss im Mergener Hof. Und das gerade einmal zu zweit: Chrissi Nichols mit Gesang und René Riewer am Bass sind Prada Meinhoff. Mit René hat sich hunderttausend.de vorab über sein altes Leben in und um Trier unterhalten.
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hunderttausend.de: Zu welcher Zeit hast du in Trier gelebt und was hast du hier so gemacht?

René: Ich habe in Prüm gelebt bis ich so 21, 22 war und meine Familie kommt aus Trier. Deshalb war ich oft dort. Mein Bruder und meine Oma wohnen immer noch in Trier. Außerdem habe ich früher in verschiedenen Bands gespielt, war auf dem Altstadtfest, beim Zurlaubener… da war ich natürlich oft in Trier.

Was verbindest du spontan mit Trier?

Die Familie natürlich! Außerdem hatte ich früher Klavierstunden in Trier und bin ein Mal pro Woche hingefahren. Ich meine, wenn man aus Prüm kommt… das hat 5000 Einwohner - da geht halt nicht viel! Da ist Trier das nächst größere, wo man ein bisschen Stadtgefühl bekommt. Aber seit ich in Berlin lebe, weiß ich Trier nochmal mehr zu schätzen. Es ist zwar eine Stadt, aber trotzdem schön, sehr grün und mit den ganzen alten Gebäuden hat es einen sehr angenehmen Vibe.

Gibt es denn eine lustige Geschichte von deiner Zeit hier?

Meine Freunde haben mich zu meinem 21. Geburtstag ins 7th Heaven entführt. Das ist ein Strip-Club. Das war auf jeden Fall ein Erlebnis! Es war mein erstes Mal in einem Strip-Club und ich glaube auch mein einziges Mal.

Worauf freust du dich, abgesehen von der Familie, am Meisten?

Vor allem auf die Leute und darauf, wie sie sprechen. Das erinnert mich auch immer sehr an Heimat. Gerade der Dialekt dort ist sehr schön!

Wie kamst du zur Musik?

Uff… also, wenn ich ganz weit zurückgehe, war der ausschlaggebenden Punkt, dass ich anfangen wollte ein Instrument zu lernen, als ich etwa sechs, oder sieben war: da hat auf der Geburtstagsparty meiner Ur-Oma ein Alleinunterhalter gespielt. Er hatte ein Keyboard, hat gesungen und quasi den ganzen Tanzabend alleine gestaltet. Ich war total fasziniert davon und wollte dann Keyboard lernen. Ich habe ein paar Jahre lang Keyboard geübt und war auch recht talentiert, denke ich. Dann so mit 14 habe ich in der ersten Band gespielt. Als da ein Bassist gefehlt hat, habe ich eben Bass gelernt. Mit 16 gab es dann die erste Punkband.

Wie hieß die?

Die hieß Addicted (lacht).

Chrissi und du wart, als ihr euch gefunden und euer erstes Album released habt, beide keine 17 mehr. Ist das gut, oder schlecht?

Ich finde, wir haben uns genau in der richtigen Zeit unseres Lebens kennen gelernt. Jeder hat seine Erfahrungen gemacht in seinen Zwanzigern. Wir sind jetzt beide 30, das ist gut. Man hat sich schon ein bisschen die Hörner abgestoßen.

Ein Song von euch heißt Schluss: Was hat es damit auf sich?

Im Prinzip geht es in dem Song darum, dass man sein Leben mal auf die Kette kriegt. Nachdem man vielleicht viele unangenehme Dinge lange vor sich hergeschoben hat. Chrissi schreibt die Texte bei uns, aber ich finde mich da auf jeden Fall wieder. Da spricht sie für uns beide. Dass man mal Schluss damit macht, die Briefe vom Finanzamt nicht zu öffnen… das ist schon ein recht gutes Beispiel. Oder mal die Wohnung saugt.

Ihr schreibt über euch selbst, dass ihr die Mittelmäßigkeit abschaffen wollt. Was ist für dich mittelmäßig?

Ich finde sehr vieles, was sich heute „Popmusik“ nennt - in Deutschland zumindest - ist so… lauwarm. Es langweilt mich. Mich holt es nicht ab und ich brauche das nicht in meinem Leben. Ich brauche etwas, das mich packt.

In einer Kritik zu eurem Album stand „man sollte beim Hören seinem Gehirn Urlaub verschreiben“. Ist das was Schlechtes?

(lacht) Ich finde, das sollte man generell, wenn man Musik hört! Einfach mal Kopf aus. Finde ich überhaupt nicht verkehrt, sondern genau richtig.

In einem vorherigen Interview stand, dass ihr irgendwann gerne von der Musik leben wollt. Wie viel fehlt denn noch?

Das tun wir mittlerweile! Chrissi ist Schauspielerin und ich bin gerade noch mit einer anderen Band unterwegs. Wir sind beide Künstler und leben davon. Dass es irgendwann nur von Prada Meinhoff reicht, wäre die Wunschvorstellung. Da arbeiten wir auch hin. Seit wir die letzten zweieinhalb Jahre live spielen, haben wir schon große Schritte getan.

Gab es rückblickend eine Art Schlüsselmoment, in dem alles ins Rollen kam?

Ich glaube, das war schon das erste Konzert. Direkt. Als wir beim ersten Konzert auf der Bühne standen, haben wir gar nicht überlegt, was wir da tun, sondern sind einfach beide ausgeflippt. Die Energie war da. An dem Abend hat uns auch der Sänger einer anderen Band gefragt, ob wir mit auf Support-Tour gehen wollen und direkt war auch die erste Tour gebongt. Und schon ging's los! Dann sind wir durch Deutschland getourt und haben hier und da ein paar Fans zusammengetrommelt.

Jetzt, wo ihr zunehmend bekannter werdet: würdet ihr eure Popularität in Zukunft nutzen wollen?

Auf jeden Fall! Musik ist das, worum es gehen sollte. Aber, wenn man damit die Gelegenheit bekommt irgendwem zu helfen, ist das natürlich super.

Angeblich gleicht das Bandleben ja einer Beziehung… Stimmt das? Streitet ihr auch?

Klares ja! Das ist manchmal auch einfach dann der Fall, wenn sich die Anspannung aneinander entlädt. Das kann schon Mal vorkommen, aber das ist auch ganz schnell wieder gegessen. Es knallt halt mal und dann liegt man sich wieder in den Armen. Ein bisschen Streit gehört bei einem gesunden Prozess ja auch dazu. Sonst wäre es auch langweilig. So fordert man sich gegenseitig heraus, das finde ich gut.

Habt ihr ein Ritual, vor Auftritten zum Beispiel?

Ich versuche mich vorher immer ein bisschen warm zu machen. Ob das jetzt Fingerübungen sind, oder Sport… Chrissi quatscht immer gerne mit allen möglichen Leuten. Wir haben keine Gebetsrunde, oder sowas. Wir umarmen uns vorher einmal und dann geht's los.

Hast du zum Abschluss noch eine Anekdote?

Ja, zu dem Song Keith von der Stress EP: Als wir uns ungefähr ausgedacht hatten, was ich auf dem Bass spielen wollte und Chrissi ihren Text geschrieben hatte, meinte sie „ich probier das jetzt mal aus“ und hat diesen ersten Versuch ins Mikrofon gesungen. Genau dieser ist dann auf der fertigen Aufnahme gelandet.


 

Foto: Martin Waldmann

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