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24.06.2019 Jana Ernst Jana Ernst
Porta³ 2019

Viermal beste Stimmung vor der Porta Nigra

​​Midnight Oil, Flogging Molly, Tom Odell und Samy Deluxe - mit einem hochkarätigen Line-Up lockte Porta³ auch in diesem Jahr tausende Besucher vor das Wahrzeichen Triers. hunderttausend.de zieht ein Resümé der letzten vier Konzerttage.

 
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​Nach vier Tagen guter Musik und tausenden Zuschauern ging am Samstag ​die diesjährige Ausgabe des Festivals Porta³ zu Ende. Bei bestem Sommerwetter bespielten Midnight Oil, Flogging Molly, Tom Odell und Samy Deluxe die Bühne vor der Porta Nigra und sorgten für einen ausgewogen Stilmix. Bei grundsolidem Rock, tanzfreudigem Folk-Punk, leidenschaftlichem Singer-Songwriter und Oldschool Hip-Hop dürfte wirklich für jeden etwas dabei gewesen sein.

Den Auftakt machten am Mittwoch die australischen Rocker Midnight Oil. Durch ihren Hit Beds are Burning wurden die Musiker in den 80er weltbekannt und noch heute läuft der Song auch in Deutschland regelmäßig auf sämtlichen Feiern und bei allen Radiostationen. Entsprechend der langen Erfolgsgeschichte der Band, bewegt sich auch der Alterschnitt des Publikums eher in der zweiten Lebenshälfte. Wer meint, dass das der Stimmung einen Abbruch tut, der irrt sich aber gewaltig. Die Australier legen eine solide, hochprofessionelle Show ab und begeistern damit nicht nur deutsche Zuschauer – sogar aus der Heimat, 24 Flugstunden entfernt und auf der anderen Seite des Planeten, sind einige hartgesottene Fans angereist. Oder waren sie vielleicht ohnehin in der Gegend?

Der Donnerstag bleibt im englischsprachigen, wenn auch deutlich näher gelegenen, Ausland: Die Schotten von 13 Crowes​ eröffnen der Abend für den Haupt-Act Flogging Molly, brauchen sich vor den Iren (und Amerikanern) hinsichtlich musikalischer Qualität aber keinesfalls zu verstecken. Die Show von Flogging Molly artet – wie üblich – in eine Mischung aus Irish Pub und feuchtfröhlicher Tanz-Party aus. In feinster Punk-Manier gibt es den ganzen Abend über Pogo, Crowdsurfer und sogar „Sch*** Tribüne“-Rufe, die vor allem den Rock am Ring-Gängern ein Begriff sein dürften. Die angesprochenen Balkon-Zuschauer über dem unverpackt-Laden ließen sich so leicht allerdings nicht aus der Ruhe bringen und antworteten souverän mit einem eigens gebastelten „Nice Tribüne“-Schild. Den unangefochtenen Crowdsurf-Rekord des Abends stellte ein männlicher Fan auf, der laut Frontmann Dave King auf jedem Flogging Molly Konzert in Deutschland anzutreffen ist und dabei stets die gleiche schwarz-weiß-gestreifte Hose trägt. Wir sind zwar beim Zählen durcheinander gekommen, aber zu behaupten, dass er sicher 20 Mal von der Security im Bühnengraben aufgefangen wurde, ist sicher keine Übertreibung.

Auch der Star des Freitagabend stammt aus Großbritannien, dieses Mal allerdings aus England. Tom Odell und sein Klavier zogen vor allem junge, weibliche Gäste und Paare an. Der Luxemburger Bartleby Delicate​ eröffnete das Konzert nur mit einer Loopstation und einer Gitarre bewaffnet. Nach einiger Wartezeit betritt dann schließlich der blonde Star des Abends seine Bühne. Barfuß beginnt er am Klavier einen Auftritt, der kraftvoller, lauter und leidenschaftlicher ist, als man es dem jungen Engländer mit seinen leisen Studio-Alben zugetraut hätte. Bis ganz zum Schluss lässt er seine Fans auf den Hit Another Love warten, der im letzten Jahr in allen Radiostationen rauf und runter lief.

Erst am letzten Abend gibt es dann auch deuts​che Texte zu hören: Rapper Samy Deluxe und sein junger Support Horst Wegener​ beschließen Porta³ mit einem grandiosen Auftritt bei bester Stimmung und ebenso gutem Wetter. Schon vor dem Konzert bewiesen die Fans ihre guten Manieren und warteten in einer vorbildlichen Zweierreihe, die sich vom Einlass bis zur Glockenstraße erstreckte. Die einzige Enttäuschung am letzten Abend: Die Balkon-Zuschauer, die ihre Ansprache in Samys Freestyle-Rap geflissentlich ignorierten – da lag die Messlatte nach der souveränen Reaktion bei Flogging Molly wohl einfach zu hoch.



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