Interviews
27.09.2015 Vincenzo Sarnelli Veranstalter
Philipp Dittberner

Einfach Mucke machen

​​​Mit "Wolke 4" landete er zusammen mit dem Produzenten Marv einen Riesen-Hit. Philipp Dittberner hat, wenn er am 10. Oktober im Trierer Exhaus auf der Bühne tritt, aber ein vollwertiges Album im Gepäck. "2:33" ist tiefgründig und eingängig zugleich. Mit hunderttausend.de sprach Dittberner darüber, auf welcher Wolke er grade schwebt, über seinen Erfolg und den Videodreh in Paris zur neuen Single "Das ist dein Leben". 

 
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hunderttausend.de: Die erste Frage, Philipp, können und wollen wir uns nicht verkneifen. 

Philipp Dittberner: Oha, jetzt kommts. 

Auf welcher Wolke fühlst du dich denn grade?

(überlegt) Schwierig. Naja schon so Wolke Sieben glaube ich (lacht).

Wie oft hast du die Überschrift „Dittberner auf Wolke 4“ über dich in den letzten vier Monaten so gelesen?

Das kann ich gar nicht mehr sagen. Schon sehr häufig. Aber es ist ja auch so, dass wenn man so ein Wortspiel möglich macht, dann ist klar, dass die Leute das auch ausnutzen. Da muss man dann mit Leben. Aber es ist schon sehr, sehr viel. 

Nerven tut es dich noch nicht?

(lacht) Nein! Überhaupt nicht….! Ist schon okay.

Dein Song "Wolke 4" von dem wir hier die ganze Zeit schon reden, wurde im Netz mal als der pragmatischste Lovesong bezeichnet. Recht so?

Ich weiß gar nicht ob das wirklich so pragmatisch ist, was ich da beschreibe. Vielleicht ist es eher der realistischste. Nicht ganz so verträumt.

Ist es denn so, dass du selbst auch so realistisch an die Liebe rangehst? Ist der Song also biographisch geschrieben?

Es ist natürlich schon so, dass der Song von mir ist und somit sicher auch einen Bezug zu mir herstellt. Die Frage ist aber dann schon, wie offen man über solche Sachen redet, wenn man die Songs schreibt. Man behält sich dann auch Dinge bei, die nur einem selbst gehören. Damit man halt auch nicht komplett offen erscheint. Aber es ist alles von mir geschrieben und nichts erfundenes. Ich schreibe darüber, was mich inspiriert und das ist dann irgendwie das Leben. 

Wo ist da deine Grenze? Wie viel gibst du denn in deinen Song von dir preis? 

Es gibt viele Menschen die mich zu Songs inspirieren. Und dann schreibe ich die Songs in bestimmten Situationen über diese Menschen. Ob das jetzt der Freundeskreis ist, oder Leute die mich in meinem Leben begleitet haben. Ich bewahre mir dann das Milchglas hinter der durchsichtigen Scheibe, dass die Leute gar nicht wissen, dass ich über sie schreibe. Es wissen also nicht mal die Leute selbst, dass der Song von ihnen handelt. Das ist zum Beispiel etwas, was ich mir bewahre.

Gab es den einen Moment nachdem du zusammen mit Marv diesen Song produziert hast, wo du dachtest: „Jetzt gehts richtig ab“.

Naja zum Einen als wir Anfragen bekommen haben von vielen Leuten die Bock hatten mit uns zusammen zu arbeiten. Das war schon relativ viel am Anfang. Natürlich ist es auch was besonderes, wenn man seinen Song zum ersten Mal im Radio hört. Vor allem bei einem Sender, den man selbst früher gehört hat. Das ist ja gewachsen und wurde immer größer. Schnell und unscheinbar. So richtig realisieren kann man das dann gar nicht.

Du hast am 18. November dein neues Album “2:33“ raus gebracht. Hast du irgendwie beim Produzieren des Albums Druck gespürt jetzt nach “Wolke 4“ abliefern zu müssen?

Ne. Ich glaube wenn man das als Druck verspüren würde, was da passiert, dann ist das definitv die falsche Arbeitsweise. Viele der Songs waren schon vorhanden, die habe ich vor Jahren geschrieben. Da war eher Wolke 4 ein neuerer Song. Wenn man dann sieht was passiert, ist das eher eine Bestätigung für das, was man tut. Das man so schreiben kann, dass man in kurzer Zeit viele Leute erreicht. Mehr eine Bestätigung weiter zu machen, als das Druck erzeugt wird, wie man was jetzt aufnimmt, um an den Erfolg anknüpfen zu können. Man muss sich die gewisse Lockerheit bewahren, denn im Endeffekt ist das ja alles von mir und wird dementsprechend auch funktionieren. 

Es gab also nie das Gefühl den Erfolg von Wolke 4 in diesem Album irgendwie konservieren zu müssen?

Wir waren schon in der Album-Produktion drin, da war der Song nicht mal released, geschweige denn in der Radio-Produktion. Das heißt selbst wenn er gefloppt wäre und es keiner gekannt hätte, wäre das Album dennoch veröffentlicht worden. Schlussendlich hat es uns aber sicher auch nicht geschadet. Wir haben dadurch Aufmerksamkeit bekommen, was gut ist. Das Album wäre aber dennoch erschienen. Ob es genauso geklungen hätte, wie jetzt, weiß ich nicht. Aber selbst das glaube ich schon. Wir haben uns da in der Hinsicht keine Grenzen gesetzt sondern einfach Mucke gemacht. 

Zur neuen Single „Das ist dein Leben“ hast du ein Musikvideo gedreht zum ersten Mal in deiner Karriere. Wie wars? 

Es war super spannend. Wir haben Samstags erst noch in Berlin ein Konzert gespielt und Sonntags bin ich nach Paris geflogen wo das Video gedreht wurde. Paris hat eine riesige kulturelle Vielfalt. Es war super, dass Video da zu machen. Ich musste sehr viel Rennen. Der Regisseur hat mich sehr viel durch die Straßen rennen lassen. Und im Video ist nicht eine Szene im Video wo ich renne (lacht). Ich bin aber sehr zufrieden. Es ist schon anders geworden als die meisten Sachen die es gibt. Und so wollte ich es gestalten.


Der Regisseur war Baris Aladag, der zum Beispiel mit Clueso das Video zum Song “Gewinner“ gedreht hat und bei den Filmfestspielen in Cannes 2012 einen silbernen Löwen gewonnen. Wie war die Zusammenarbeit mit ihm, außer, dass er dich sehr viel hat rennen lassen?

(lacht). Es hat von Anfang an gepasst. Es war alles recht Locker. Es hat mich an das erinnert, was wir im Studio gemacht haben. Wenn man sich diese Lockerheit bewahren kann, auch beim Filmen zusammen mit dem Team, dann funktioniert das. Wir haben uns gesehen und es war von Anfang an klar, dass wir uns verstehen. 

Im Song heißt es „Ja genau das ist dein Leben, das ist wie du lebst“. Wie lebst du denn grade?

Nicht alltäglich. Die Unalltäglichkeit ist der Alltag. Ich genieße das grade sehr. Jetzt kommt die Deutschlandtour, das Publikum, das einen live sehen will. Vorher war Radio-Promo. Man ist sehr viel unterwegs. Wenn man ein Album raus bringt, muss man gas geben und den Moment nutzen. Da will ich am Start sein, da hab ich Bock drauf.

Am 10. Oktober kommst du im Rahmen deiner Deutschlandtour auch nach Trier. Schon mal in der ältesten Stadt Deutschlands gewesen?

Ich war leider noch nicht da. Aber jetzt kommen wir bald und ich freue mich sehr. Wir haben es so gelegt, dass wir ein, zwei Stunden früher da sind, damit wir uns in Trier das ein oder andere angucken können. 

Die Porta Nigra zum Beispiel… 

(lacht) Genau!

Danke Philipp Dittberner, für das Gespräch und wir freuen uns auf den 10. Oktober im Exhaus. 

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