Vier jeweils zweistündige Interviews durfte Wim Wenders mit Papst Franziskus führen. Darin geht es um drängende Fragen der Gegenwart und die Meinung des Heiligen Vaters zu Armut, Ungleichheit, Klimawandel, Homosexualität und vielem mehr. Statt als Interviewer in den Vordergrund zu treten, lässt Wenders den Papst direkt mit dem (Kino)Zuschauer kommunizieren. Indem er dank eines umgebauten Teleprompters die Hauptfigur direkt in die Kamera sprechen lässt, hat man das Gefühl, als säße man selbst dem obersten Mann der katholischen Kirche gegenüber. Untermalt und auch unterstrichen werden die Worte Franziskus durch Videomaterial des Vatikans, dass der Regisseur verwenden durfte. Dieses geht bis in die 90er Jahre zurück, als der heutige Papst noch als Jorge Bergoglio in Argentienien als Erzbischof fungierte. Man begleitet Franzsikus in die Slums, zu den Ärmsten der Armen, zu Straftätern und Staatsoberhäuptern, aber auch zu Flüchtlingen. Man sieht ihn bei Reden vor dem Petersdom, den charismatischen Prediger, der sich der Armut verschrieben hat und die Kirche und ihre Oberen in ihrer habgierigen und verschwenderisch-pompösen Weise auch kritisiert und von innen heraus zu reformen sucht.
Entstanden ist so ein sehr intimes Porträt, das ein wohlwollendes und aufschlussreiches Bild zeichnet, dabei allerdings den Positionen Franziskus nicht kritisch gegenübersteht. Es handelt sich dabei nicht um ein Geheimnis, dass die PR-Abteilung des Vatikans selbst auf den deutschen Regisseur zugekommen ist. Wenders betont jedoch, dass er freie Hand hatte und die Finanzierung nicht über den Kirchenstaat lief.
Im Betrag bei
ttt-titel thesen temperamente heißt es: "Es ist eine cineastische Heiligsprechung geworden - mit Hang zum Kitsch. Und dennoch, Wenders kommt diesem Papst, der keine Konfrontation scheut, sehr nah."
In Kooperation mit dem Broadway Filmtheater präsentieren wir regelmäßig den Film der Woche.
Foto: Universal Filmverleih