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26.09.2017 Julia Nemesheimer  
Otto Interview

"Komik auf demokratischer Basis"

​Am 03. Oktober gastiert Otto Waalkes in der Rockhal in Esch-Sûr-Alzette. Den Komiker kennt noch immer jedes Kind - was bei einer rund 50-jährigen Karriere auch nicht weiter verwunderlich ist. Im Vorfeld konnten wir mit Otto sprechen und verlosen außerdem in Kooperation mit Popp Concerts zweimal zwei Tickets!

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hunderttausend.de: Herr Waalkes, mit fast 70 wirken Sie auf der Bühne immer noch bemerkenswert fidel - merken Sie denn Ihr biologisches Alter gar nicht? Rücken, Knie, Hüfte?

Otto Waalkes: Noch nicht, merkwürdigerweise. Ich warte die ganze Zeit darauf, weil alle mich ständig daran erinnern. Aber bis jetzt ist davon noch nichts zu spüren. Vielleicht in Luxemburg, man weiß ja nie, wie das Wetter dort ist. Noch fühle ich mich fitter als ich mit 20, zumindest stellenweise. Live-Auftritte sind das beste Training.

Jetzt gerade stecken Sie ja mitten in der Tour und für einen Monat haben Sie fast jeden Abend eine Show. Wie anstrengend ist es denn, jeden Abend eine konstant gute Leistung abzuliefern?

Naja, ob ich jetzt abends mit meinen Freunden zusammensitze und die zum Lachen bringe, das ist mindestens genauso aufwendig und läuft vom Bewegungsablauf ähnlich ab. Und je mehr Zuschauer da sind, desto stärker wirkt die Schwarmintelligenz, vorausgesetzt alle schwärmen für mich. Die positive Reaktion der Fans gibt mir immer wieder neue Kraft. Das ist immer wieder ganz was Tolles.

Haben Sie denn Rituale mit denen Sie sich auf so einen Abend einstimmen?

Es gibt Kamillentee mit Honig, ich mache kleine Yoga-Übungen: Zum Beispiel im Ottogang einmal ums Haus, dann läuft das schon. Ottogangnam-style.

Finden Sie es denn heutzutage schwieriger die Leute mit Ihren Witzen abzuholen?

Na, ich mach ja keine Witze, ich mach ja gepflegte Reime, Parodien und so weiter. Ich bin ja kein reiner Witzeerzähler, sondern ich mache abwechslungsreiche Unterhaltung: mal mit der Gitarre, mal ohne. So versuche ich meinen Lebensstil auf die Bühne zu transportieren. Ich hab mich ja auch nicht viel verändert. Ich hätte gerne mehr Haare...auf der Brust. (lacht).

Sie sagten ja schon Ihre Show basiere viel auf Parodien. Aber woran machen Sie denn fest, was wert ist, von Ihnen behandelt zu werden?

Aktuelle Songs, die zum Beispiel bei youTube 40 Millionen Klicks haben und die ich dann selbst auch noch gut finde, haben das Potential parodiert zu werden. Das versuche ich textlich und dann teste ich das bei meinen Freunden und Freundinnen. Wenn das ankommt und die Mehrheit der Meinung ist, das gehört auf die Bühne,  dann freu ich mich darüber und der Song wird eingebaut. Das ist wie ein Bild, das ich male: Es gibt Vorbilder, die ich ottotypisch verfremde oder verulke.

Aber wenn man insgesamt die Politik und auch die Krisen heutzutage anschaut, dann ist Ihre Show schon so ein kleines Abschalten, die Leute können sich einfach zwei Stunden hinsetzen und von Ihnen mit Nonsens berieseln lassen, oder?

Dafür kommen sie ja. Kurz mal den Otto sehen, das ist immer noch besser als Erdbeben und Bombendrohungen.  

Finden Sie denn, dass die Leute heute zu viele Möglichkeiten haben abzuschalten? Etwa durch unsägliches Fernsehprogramm, das mit Ihrem Humor ja überhaupt nicht zu vergleichen ist?

Mein Programm wird letztlich vom Publikum bestimmt. Das ist Komik auf demokratischer Basis. Und wenn einer sagt: Das kann doch jeder – umso besser! Ich will ja zu Kreativität und Eigeninitiative aufrufen. Bei meinen Auftritten geschieht das durch den direkten Kontakt mit dem Publikum. Das sollten Sie sich unbedingt mal anschauen. Sie kommen doch?

Das ist zumindest eingeplant.

Würde mich sehr freuen.

Daneben machen Sie ja noch vieles mehr - Sie arbeiten als Synchronsprecher und Maler ...

Ja, ich male sehr gerne. In Esch ist auch eine Kunstmesse: zeitgenössische Bilder, die werde ich mir in jedem Fall ansehen. Ich male so nebenbei und habe das ja auch ein bisschen studiert. Ich versuche, das was ich gelernt habe mit dem, was mir gefällt zu verbinden. und damit eine neue Zielgruppe zu erreichen. Auch davon gibt´s Kostproben in meiner Show: Kunst für die Massen!

Und wie voll ist dann Ihr Terminkalender an einem durchschnittlichen Tag?

Jetzt wo ich auf Tour bin, ist der schon ziemlich voll. Wenn ich dann noch Zeit habe, guck ich mir gern die Sehenswürdigkeiten an, überall wo ich hinkomme. Und dann geht`s auch schon ab auf die Bühne. Zuhause schreibe ich dann an meiner Ottobiographie. Und ich mache immer noch die Synchronisation für „Ice Age". Es gibt viel zu tun, sacken wir`s ein.

Und das in dem Alter. Ich wünsche mir, dass das bei mir dann auch noch alles so gut funktioniert, wenn ich da mal hinkommen sollte.

Sie werden sich wundern, wie flott das geht (lacht). Mir wird das selten bewusst, aber je mehr Sie mich darauf aufmerksam machen...(lacht) Ich hab doch große Vorbilder, von Mick Jagger bis Peter Kraus, die sind ja alle schon über 50 – Jahre auf der Bühne meine ich. Die zählen nämlich doppelt: Mick Jagger könnte damit der Vater meiner Mutter sein! Und Udo Lindenberg, wäre mindestens 165! Aber im Ernst: Das hat sich alles ein bisschen verschoben. Heutzutage ist man einfach länger aktiv.

Und jetzt kommen Sie nach Luxemburg. Waren Sie schon mal dort oder ist das etwas Neues?

Ich hab schon in Luxemburg Stadt und in Differdange Auftritte gehabt. Da hab ich gemerkt, dass die Leute gar nicht alle nur französisch drauf sind. Oder muss ich mein Französisch auffrischen? Auf Luxemburg bin ich noch nicht so ganz eingestellt, aber das kommt noch. Lassen Sie sich überraschen!

Haben Sie denn schon mal versucht Ihre Show in anderen Sprachen aufzuführen?

Naja, ich bin ja viel in Grenzgebieten unterwegs. Luxemburg, Frankreich, Holland, Dänemark, Italien – Österreich und Schweiz sowieso. Überall, wo deutsch gelacht wird, von Bozen bis Bern, von Graz bis Esch: Schöne Melodien, Parodien und Verse kommen halt überall gut an. Bewegungsakrobatik, Slapstick und Pantomime sind halt Universalsprache.

Am 03. Oktober ist es ja dann auch schon so weit. Haben Sie etwas, das Sie Ihrem potentiellen Publikum unter meinen Lesern mitteilen möchten?

Jaa, erzählen Sie das nicht so rum, sonst kommen wieder so viele Leute. Dann wird das wieder so voll, die sollen unbedingt Platz für meine Bühne lassen. In Esch ist die Rockhal ja in der Avenue du Rock 'n' Roll, da werde ich es sicher ein wenig rocken lassen. Mehr verrat ich aber nicht: Es soll ja eine Überraschung werden!

Vielen Dank für das Gespräch, ich bin schon sehr gespannt auf Ihren Auftritt!

Tickets für die Veranstaltung am 03. Oktober gibt es im Vorverkauf (siehe Link) ab 35,35 Euro. 

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