Stadtgespräch
21.10.2016 Julia Nemesheimer Vincenzo Sarnelli
Odyssee.16

Integration durch Kunst

​Es dauert nicht mehr allzu lange - in einer Woche, am 27. Oktober 2016, findet die Premiere des Musiktheaterstückes Odyssee.16 statt. Nicht nur der Spielort, auch die Idee dahinter und die Tatsache, dass das Werk Flüchtlinge unter anderem aus Syrien und Afghanistan mit hiesigen Kunstschaffenden eng verbindet, ist besonders. Ein Stück gelebte Integration, die Vorbild sein sollte. 

 
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​Ein großes, buntes Zirkuszelt steht mitten im Palastgarten. Doch keine Clowns, Artisten und Zauberer werden darin auftreten. Stattdessen wird hier an sieben Terminen ein Projekt gezeigt, das deutlich macht, wie wunderbar Integration funktionieren kann. Die Idee stammt von Stefan Bastians, der auch Regisseur des Stückes ist: Klassische Elemente aus Homers berühmtem Werk Odyssee werden verwoben mit aktuellem Zeitgeschehen. Die lange, schwierige und problembehaftete Heimkehr des Helden Odysseus trifft auf die heutige, gleichzusetzende Flucht aus Kriegs- und Krisengebieten. 

Zum Stück schreibt Bastian: "Die Heimkehr Odysseus (Tim Olrik Stöneberg) wird zu einer Flucht in seine inneren Abgründe. Telemachos (Stephan Vanecek), auf der Suche nach seinem Vater und seiner Identität, bricht aus seiner ohnmächtigen Starre aus und Penelope (Friedericke Majerczyk), Mutter und langjährige Strohwitwe, zu schwach, um sich gegen die Fremdinteressen der Freier zu wehren, verwaltet die Heimat als ein inneres Asyl. Über allem wacht Athene (Susanne Ekberg), vermittelnd zwischen System und Mensch."

Ein herausforderndes Stück, nicht nur für die Darstellenden, MusikerInnen, Bühnenbauer und alle anderen Mitwirkenden, sondern auch für die Zuschauer. Doch es soll Hoffnung machen und vor allen Dingen zeigen, wie gut die Zusammenarbeit klappen kann. Rund 70 Personen wirken an dem Stück mit. So stammt die Musik von Saif Al Khayyat, der aus Bagdad kommt und westliche auf östliche Musik treffen lässt. Abendländische Kompositionen aus Barock und Romantik verbinden sich hier mit klassischen arabischen und andalusischen Melodien. Für die Streicher-Sektion konnte das universitäre Collegium Musicum gewonnen werden, weitere deutsche und syrische Musiker spielen gemeinsam unter der Leitung von Julia Neumann. Für den Gesang wurden der Bürgerchor Trier, Klangvolk sowie der Jazz- und Popchor mit ins Boot geholt. Auch Tanz ist in Odyssee.16 zu sehen, der libanesische Tänzer und Choreograph Saeed Hani, der einigen bereits aus der erfolgreichen Produktion "One Night Stand" bekannt sein dürfte, ist für diesen Part zuständig. 

Seit vielen Wochen ist man mit Bühnenbau, Schneiderei und allen anderen Vorbereitungen beschäftigt. Für diejenigen, die nicht auf der Bühne stehen, war dies ein perfekter Punkt, sich einzubringen. Viele Flüchtlinge legten Hand an und erwiesen sich als wichtiger Part für das Stück. Trotz persönlicher Belastung durch Sprachkurse, Praktika und vielem mehr waren sie mit Herzblut dabei und packten an allen Stellen mit an. Sei es bei der Kostümanfertigung, dem Bau des großen Bootes, der Masken und restlichen Requisiten - die geleistete Arbeit kann sich sehen lassen. 

In das große, beheizte Zirkuszelt passen am Ende pro Vorführung 325 BesucherInnen, die sich nicht nur auf ein bewegendes Musiktheater freuen können, sondern zusätzlich auf ein Catering, bestehend aus arabischen wie europäischen Speisen. Über all dem steht aber zusätzlich der Gedanke der Integration, nicht nur unter den Mitwirkenden, auch für die Zuschauer bietet dies eine Gelegenheit, Kontakt aufzunehmen und die Arbeit der Produktion nicht nur durch bloße Anwesenheit zu würdigen. 

Termine: 27., 28 und 29. Oktober, 3., 4. und 5. November jeweils um 20 Uhr sowie am 30. Oktober um 15 Uhr. Karten sind noch an den hiesigen Vorverkaufsstellen erhältlich. 

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