Interviews
26.02.2016 Vincenzo Sarnelli Veranstalter
Nacht der Singer-Songwriter

"Künstler und kein Betriebswirt"

Am Freitag, den 26. Februar 2016, steigt im Casino am Kornmarkt die Nacht der Singer-Songwriter. Mit dabei sind die Trierer Bands Nico Mono und Herr Müller und sein Chauffeur sowie die Saarländer von Per Du, die spätestens seit dem Bundesvision Songcontest 2016 bundesweite Bekanntheit erlang haben. Mit Nico Mono (Bild: Oben​) und Mirko Hirschmann (Bild: Unten, zweiter von links) von Herr Müller und sein Chauffeur sowie mit Veranstalter Marco Dühr hat hunderttausend.de über Musik, die Region Trier und vieles mehr gesprochen.

 
Image

​Nein, ich bin nicht hier um mich heute Abend beliebt zu machen. Schon die erste Frage ist eigentlich als kleine Provokation gedacht: "Wenn ich Singer-Songwriter schon höre, dann denke ich, dass die Band eigentlich zu feige ist zu sagen, dass sie Pop-Musik macht." Doch meine Provokation verpufft. In jeglicher Hinsicht. "Wir sind alle Singer-Songwriter, denn in der Band singt jemand und wir schreiben unsere Songs selbst", sagt Nico Mono, "und darüber hinaus hab ich kein Problem damit, es Pop-Musik zu nennen." Nico Mono ist Student, Wahl-Trierer und mittlerweile in der hiesigen Musik-Szene, spätestens seit Konzerten wie "Bunker bebt", bekannt. Durch Lieder wie seine letzte Single "Amsterdam" gelang es ihm auch über die Region hinaus Erfolg zu haben. Für ihn ist das Stereotyp "Pop-Musik" kein Problem. "Warum sollte populäre Musik problematisch sein? Ich will, dass viele Menschen meine Songs hören." Für Mirko Hirschmann von Herr Müller und sein Chauffeur ist es viel mehr eine Trend-Frage: "Wie man seine Musik nennt, hängt nicht selten davon ab, was grade angesagt ist. Jede Band hat ein Grund-Genre, aber meistens hört sich die zweite Platte einer Band nicht mehr so an wie die Erste. Musik entwickelt sich, Menschen verändern sich, ohne, dass sich das Grundgefühl ändert." Grundgefühl. Ein Stichwort, dass die Bands, die heute Abend die Bühne des Kasinos rocken werden, gut zusammenfasst. Marco Dühr hat bei der Bandauswahl für diesen Abend schon auf ein paar besondere Dinge geachtet: "Ich wollte zeigen, dass wir gar nicht weit fahren müssen, um gute Bands mit deutschsprachigen Texten zu sehen. Wir haben sowas auch direkt vor der Haustür." Das er von seiner Line-Up-Zusammenstellung überzeugt ist, zeigt auch der Untertitel der Veranstaltung: "Die Popstars von morgen."


Ein wichtiges Merkmal des Line-Ups sind die Texte auf Deutsch. Mein Eindruck, dass jede Band in Deutschland, die in den letzten fünf Jahren erfolgreich sein wollte, auf deutsch singen musste, wird am Tisch nicht negativ gesehen. "Ich kann mich auf Deutsch halt wesentlich klarer ausdrücken", sagt Nico Mono. Marco Dühr macht es darüber hinaus auch an der Entwicklung innerhalb der deutschen Musikszene fest: "Die deutschsprachige Musikszene hat sich eine gewisse eigene Identität entwickelt. Man will die Leute hier erreichen, also singe ich in der Sprache, die hier gesprochen wird. Nicht jeder kann Englisch. Und hinzukommt, dass die Texte heutzutage eine größere Rolle spielen als die Musik." Es geht um das Verstehen, das Mitnehmen und das 'im Kopf bleiben'. Emotionalität spielt eine große Rolle und soll auch heute Abend im Fokus stehen. "Man muss in der Sprache singen, mit der man sich wohl fühlt, darum geht es im Endeffekt. Es geht um Authentizität. Und das geht nur, wenn man sich wohl fühlt", sagt Mirko Hirschmann. Wohl fühlen. Erneut eines dieser Stichworte, die auch auf den Konzertabend zutreffen soll. "Wenn Künstler auf der Bühne eine gute Zeit haben, dann überträgt sich das auf das Publikum, dann entsteht eine besondere Atmosphäre. Das ist es, worum es am Ende geht."

Wir sprechen auch darüber, inwieweit die Region Trier für Bands und Musiker ein gutes Sprungbrett ist, um erfolgreich zu sein. "Um in der Musik Erfolg zu haben, müssen so viele Dinge zusammen kommen. Du musst den richtigen Sound haben, sicher auch die richtigen Leute kennen, und dann muss es auch die richtige Zeit sein", sagt Dühr, der neben seiner Tätigkeit im Kasino zusammen mit Daniel Bukowski das Pick-A-Back-Studio in Konz betreibt. Die Musiker am Tisch ergänzen: "Aber sicher ist es einfacher, zu größerer Bekanntheit zu kommen, wenn man in größeren Städten wohnt. Einfach auch, weil es mehr Möglichkeiten gibt, aufzutreten", findet Hirschmann. Doch für alle geht es beim Musik machen nicht nur um die Frage nach dem Erfolg. "Ich bin Künstler und kein Betriebswert. Es geht darum, dass ich das machen kann, was mir Spaß macht. Das mache ich nicht davon abhängig, vor wie vielen Menschen ich spiele", resümiert Nico Mono. Was wird das also heute für ein Abend werden im Kasino? Ein Abend der kommenden Popstars vielleicht. Ein Abend voller deutschsprachiger Musik. Aber in erster Linie ein Abend zum Genießen. Der Beweis dafür, dass die Region musikalisch einiges zu bieten hat.

Bildgalerie



Karte anzeigen