Interviews
23.03.2017 Julia Nemesheimer Veranstalter
Monstertruck

"Das große Ganze sehen"

​Am 30. März 2017 kommt die kanadische Hard-Rock Band Monstertruck nach Luxemburg in die Rockhal. Im Vorfeld haben wir uns mit dem Gitarristen Jeremy Widerman über die Unterschiede zwischen Amerika und Europa, das Touren und vieles mehr unterhalten. 

 
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hunderttausend.de: Euer aktuelles Album „Sittin’ Heavy“ wurde 2016 veröffentlicht und ist damit fast ein Jahr alt. Wie waren diese vergangenen 12 Monate für euch?
 
Jeremy: „Sittin’ Heavy“ war natürlich wie immer ein Lernprozess. Es hat länger gedauert, als wir dachten, weil es nicht so funktioniert hat, wie wir dachten. Dadurch mussten wir auch mehr Arbeit hineinstecken, sodass wir mit dem Endprodukt schließlich zufrieden waren. Letztes Jahr im Februar kam es auf den Markt, seitdem spielen wir die Songs. Für uns fühlt es sich so an, als hätte sich der Mehraufwand ausgezahlt, wir haben viel Spaß beim Performen und es passt alles. 
 
Zurückblickend, würdest du gerne etwas bezüglich eurer Musikkarriere oder eurer Alben verändern?
 
Das ist eine schwierige Frage. All diese sogenannten Fehler oder Dinge, die man hätte anders machen können, das sind alles müßige Gedanken, die man sich nicht machen sollte. Viel eher sollte man daraus lernen und es beim nächsten Mal verbessern. Natürlich gibt es immer Dinge, die wir ändern würden, aber das sind eben dann Sachen, die wir auf dem nächsten Album entweder tun oder eben weglassen.
 
Inzwischen seid ihr in der Lage, mit eurer Musik euer Leben zu finanzieren. Dabei ist natürlich nicht jeder Künstler in dieser Situation. Was habt ihr also gemacht, bevor ihr professionelle Musiker wurdet? Gibt es einen bestimmten Moment, den du als eine Art Durchbruch beschreiben würdest? In einem anderen Interview hieß es, Monster Truck hat damals als Spaß-Projekt, als Hobby, begonnen.
 
Stimmt, damals haben wir als eine Art Bar-Band angefangen, und da hatten wir alle noch normale Jobs. Wir waren in der IT-Branche unterwegs, ich hab damals Sandwiches gemacht oder als Barkeeper gearbeitet.
Als Musiker seinen Lebensunterhalt zu verdienen ist inzwischen viel besser für uns, denn wir können uns auf eine Sache fokussieren und sehen dies jetzt als reguläre Arbeit an.
 
Musstet ihr etwas aufgeben, um eure eigene Musik zu spielen und euer Ding durchzuziehen?
 
Ja, eigentlich alles andere (lacht). Man ist ständig auf Tour, selten daheim und man kann eine lange Liste mit Sachen machen, die jeder von uns ganz individuell aufgeben oder hinter sich lassen musste.
 
Ihr seid viel in Europa auf Tour. Was macht für dich den Unterschied zwischen den Konzerten auf dem Alten Kontinent und in Kanada oder den USA aus?
 
Es ist, als wäre man in zwei verschiedenen Zeiten unterwegs. In Kanada sind wir inzwischen seit sechs oder sieben Jahren unterwegs und inzwischen kennen die Leute uns und wir spielen größere Konzerte. Wenn wir jetzt in Europa touren, ist es ein wenig so, als wäre man wieder in Kanada vor einigen Jahren. Man kennt uns noch nicht so gut, aber gleichzeitig wirken die Leute viel enthusiastischer und die Strecken zwischen den einzelnen Shows sind nicht so weit auseinander. Es ist eigentlich komplett anders und fast nicht zu vergleichen.  Dass wir uns immer neues Publikum erspielen können, hält die Sache aufregend und frisch, sodass man auch nicht wirklich die Bodenhaftung verlieren kann. Und es macht immer noch viel Spaß.
 
Bevorzugst du es denn eher als Support zu spielen oder lieber Headliner-Shows, wie die Kommende im März?
 
Ich mag die Tatsache, dass es immer unterschiedlich ist. Ich würde gerne mit keiner Sorte davon aufhören, es ist für mich egal, ob wir eine Club-Show spielen, auf einem Festival, als Headliner oder als Vorband für andere Gruppen auftreten. Die Hauptsache ist, dass es für mich aufregend bleibt und immer wieder etwas Neues ist.
 
Ihr seid ja als Vorband mit wirklich großen Bands unterwegs gewesen, etwa mit Slash, Deep Purple, Rival Sons, ZZ Top oder Guns N’ Roses. Was ist das Wichtigste, dass du von diesen Musiklegenden gelernt hast?
 
Man muss immer weiterarbeiten. Wenn man an einer Art Tiefpunkt ist und alles gerne hinschmeißen würde, muss man einfach weitermachen. Um eine stabile, dauerhafte Karriere aufzubauen, muss man beständig am Ball bleiben. Man muss das große Ganze sehen, aber dabei nicht vergessen, dankbar dafür zu sein, was man bekommt.
 
Und ihr gebt ja auch etwas zurück. Online habe ich gesehen, dass ihr ein Hockey-Mädchen-Team gesponsert habt. Wie geht es denen und unterstützt ihr die Mädchen immer noch?
 
Ja, das war letzte Saison und es hat wirklich Spaß gemacht. Wir waren daran stark interessiert, haben uns auch deren Spiele angesehen und für die Mädchen war es natürlich eine coole Sache, von einer Rockband gesponsert zu werden. Es hat also beiden Seiten viel gebracht.
 
Würdet ihr das denn gerne wiederholen?
 
Ja, wir hatten das eigentlich in diesem Winter auch vor, aber dann kam so viel dazwischen mit der Tour und so weiter. Darum wollten wir dann keine halben Sachen machen, weil wir schon voll dahinterstehen möchten. Vermutlich werden wir es aber in Zukunft wieder tun, sobald sich die Gelegenheit und die Zeit dafür bietet.
 
Das klingt super! Danke für das Gespräch und viel Erfolg bei der Tour durch Europa. Wir sehen uns dann bei eurem Konzert in der Rockhal!


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