Interviews
04.04.2016 Julia Nemesheimer  
Mister ME im Interview

"Es ist mehr als simpler Pop"

​​Mister ME ist eigentlich im Hip-Hop zuhause. Doch nach einem intensiven Einschnitt in seinem Leben aufgrund einer Autoimmunerkrankung, hat er Lust zu singen und seinen Songs und Texten mit einer Band noch ein weiteres, anderes Gesicht zu geben. Im Hinblick auf sein Konzert in der Luke am 07. April 2016, sprach hunderttausend.de mit ihm über diese Zeit, seine EP und die "9Songs"-Videoreihe. 

 
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​hunderttausend.de: Du hast mit Hip-Hop angefangen und bist inzwischen seit geraumer Zeit bei emotionaler Pop-/Singer-Songwriter Musik angekommen. Wie kam es dazu?

 
Mister ME: Zu Beginn hab ich recht hip-hop-affine Sachen gemacht, aber immer schon auch recht persönliche Texte geschrieben. Um 2010 hatte ich ein Projekt mit einer regionalen Rockband und da habe ich erstmals versucht, die Sachen ganz weit weg vom üblichen Hip-Hop zu schreiben. Und die wenigen Songs haben beim Publikum ein interessantes Feedback erzeugt und davon wollte ich mehr. In der Zeit befand ich mich auch grade in einer ziemlich krassen Phase, weil ich wegen einer Autoimmunerkrankung alle meine Haare verloren habe. Das und anderes konnte ich in meinen Texten verarbeiten. Vom Rap ins Singen reinzukommen, war halt ganz witzig, weil ich mir das eigentlich nie zugetraut hätte. Ich dachte immer, meine Gesangsstimme würde voll komisch klingen und darum musste ich mir vieles autodidaktisch beibringen, auch das Schreiben von den Gesangparts, da hat mir der Gitarrist von dem Projekt damals geholfen.
 
Ist von den Wurzeln noch was geblieben?
 
Am Anfang dachte ich ziemlich naiv, dass ich das gerne zusammenschmeißen möchte und habe aber schnell gemerkt, dass das so einfach gar nicht geht. Aber wenn man das jahrelang intensiv gehört und auch gelebt hat, dann bekommt man die Hip-Hop- und Rap-Elemente nicht komplett wieder raus. Dabei muss man auch die Wortwahl beachten, rhythmische Phrasierungen und vieles mehr. Darum ist bei „Nackt“ zum Beispiel Rap die stilistisch vorherrschende Form, die aber immer wieder von melodiöseren Gesangspart abgelöst wird. Auch musikalisch hört man das etwa beim Schlagzeug, das wird mit sehr harten Hi-Hats gespielt. Ich wünsche mir, dass meine Musik eben als Split zwischen den Genres wahrgenommen wird, dass da mehr drin ist, als simpler Pop.
 
2015 kam die EP „Nackt“ auf den Markt. Darauf sind sechs Songs enthalten, aber laut Homepage hast du ja noch einige mehr in der Hinterhand. Wie kam es zu der Auswahl?
 
Ich bin der Frage nachgegangen, was ich will, und ich wollte mich eben vorstellen, Leuten, die mich nicht kennen und zum ersten Mal hören. Ich habe also die Songs ausgewählt, die ein breites Spektrum abdecken. Bei zwei Songs gibt es viele Rap-Elemente, einer ist mit Piano untermalt. Und das Bild, dass ich abgebe, ist halt, wie eben schon gesagt, dass es kein aalglatter Pop aber auch kein tougher Rap ist.
 
Im Laufe des Jahres soll ja dann auch ein ganzes Album rauskommen, kannst du dazu schon was sagen?
 
Das Album soll in jedem Fall die EP weiterführen. Wir sind noch ein wenig am Tüfteln, wie alles insgesamt aussieht, darum kann man noch gar nicht so viel dazu sagen. Es werden definitiv Rap- und Singer-Songwriter-Elemente enthalten sein.
 
Jetzt läuft gerade die „9Songs“-Videoreihe an, was hat es damit auf sich?
 
Das entwickeln wir gerade parallel zum Album. Ich möchte damit die Wartezeit ein wenig überbrücken oder verkürzen und auch einen gewissen Output haben. Daneben gibt es natürlich auch viele Konzerte, um direkten Kontakt zu haben und online eben die Videos zur Kontaktaufnahme. Mit Freunden habe ich mich dann zusammengesetzt, die haben mehr Ahnung von der ganzen Videosache. Wir wollen zu den Songs Kontrastpunkte der visuellen oder musikalischen Art setzen. Da sind einige verrückte Ideen reingekommen, beispielsweise bei Winter mit der Sauna, während es im Text um innere Kälte geht. Wir versuchen, in Dreierpäckchen Videos jetzt, zum Sommer und im Herbst veröffentlichen.
 
Du bist sehr viel auf Tour. Gerade warst du als Supportact mit Herrenmagazin unterwegs, jetzt kommt die Solotour und Wohnzimmerkonzerte in intimer Atmosphäre hast du auch schon hinter dir. Gibt es eine Art, die du präferierst?
 
Ich find alle Versionen mega spannend. Herrenmagazin zum Beispiel war für mich ein großer Test. Ich weiß, was die für Musik machen und um das Indie-Publikum, das bei den Konzerten ist. Ich hoffte halt, dass ich bei denen bestehe – die kennen mich ja nicht und sobald man auf der Bühne steht, hat man ja jedes Mal die Spannung, wie man jetzt auf mich reagiert. Das hat man auch Solo, wenn man an dem Ort noch nie gespielt hat, beispielsweise jetzt in Trier, wo ich nicht weiß, wie voll oder halbvoll der Laden sein wird. Und wieder was ganz Anderes sind Wohnzimmerkonzerte, bei denen eine ganz andere Atmosphäre herrscht. Man steht ja schließlich bei jemandem im Wohnzimmer und dann kann es auch mal passieren, dass man anfängt, sich zwischen den Songs mit dem Publikum zu unterhalten, auf normalen Konzerten während des Auftritts entwickelt sich ja meist kein richtiges, längeres Gespräch mit den Leuten.
Insofern würde ich da nicht sagen, dass ich eine Auftrittsform vorziehen würde, jede hat ihr besonderes Etwas. Und unabhängig davon gebe ich auf der Bühne einfach immer alles. Ich bin sehr aktiv, arbeite viel mit meinem Körper und meinen Händen. Insofern hat alles seinen speziellen Reiz.
 
In Trier bist du jetzt am 07. April, wie du schon sagtest, warst du bisher noch nicht hier. Was würdest du den Leuten sagen, warum sie unbedingt kommen sollen?
 
Naja, die Leute sollen sich zunächst einmal gerne von unseren Songs überzeugen lassen, die auf der EP sind. Ich möchte nicht überheblich wirken, aber das hier wird unsere erste eigene richtige Solo-Tour. Wir haben richtig Bock da drauf und wer Lust auf gute Live-Musik hat, der soll einfach rumkommen. Bei der Herrenmagazin-Tour haben wir viel positives Feedback bekommen, man darf aber natürlich auch vorbeischauen, wenn man gerne kritisiert. (lacht)

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