Interviews
11.10.2017 Julia Nemesheimer  
Marius Müller-Westernhagen

"Erfolg ist eine Momentaufnahme"

​Am kommenden Dienstag, den 17. Oktober 2017, kommt Marius Müller-Westernhagen nach Luxemburg. In der Rockhal spielt er erstmals im Großherzogtum ein Unplugged-Konzert. hunderttausend.de hat sich im Vorfeld mit dem Musiker unterhalten.

 
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hunderttausend.de: Herr Müller-Westernhagen, Sie sind seit Jahrzehnten erfolgreich im Geschäft und blicken auf eine bewegte Karriere zurück. Entsprechend haben Sie sich heute eine gewisse Reputation geschaffen – man kennt Ihren Namen und verbindet damit zumindest Freiheit, Willenlos oder Wieder Hier. Macht diese Bekanntheit für Sie einen Unterschied, Neues zu veröffentlichen? Wird es zum Beispiel einfacher, weil eine gewisse Fanbase ja ohnehin schon da ist?

Marius Müller-Westernhagen: Dinge wie Popularität, Reputation oder die Verehrung von Fans beeinflussen mich nicht bei meiner Arbeit. Das sind Begleiterscheinungen des Erfolgs. Erfolg ist eine Momentaufnahme.

Junge Menschen können eventuell nicht besonders viel mit Ihrer Person und Musik anfangen. Was sollten die heute über Sie wissen?

Das würde ich nicht so stehenlassen. Wir haben nach wie vor sehr viele sehr junge Menschen in unseren Konzerten. Die, die mich nicht kennen und interessiert sein sollten, sollten sich meine Alben anhören oder ein Konzert besuchen. Dabei werden sie alles erfahren, was sie wissen müssen.

Mit Ihren Texten sind Sie immer auch politisch, halten der Gesellschaft einen Spiegel vor. Wie wichtig ist es Ihnen, mit Ihren Botschaften Menschen zu erreichen? Beziehungsweise wie schwierig ist es, damit bei Menschen etwas auszulösen?

Ich glaube nicht, dass die Musik politische oder gesellschaftliche Bewegungen auslösen kann. Sie kann aber das Aufbegehren einer Gesellschaft gegen Ungerechtigkeiten emotionalisieren. Ich bin ein politischer Mensch, aber über die Wirkung meiner Songs auf ein Publikum darf ich beim Schreiben nicht nachdenken. Um wahrhaftig zu sein, darf ich mir kein Kalkül erlauben.

In einem Interview mit dem Spiegel habe ich gelesen, dass Sie bei einem Konzert in Dresden etwas zur Flüchtlingssituation sagten, woraufhin große Stille, durchsetzt von einigen Pfiffen, herrschte. Wie beängstigend ist dieser Moment, wenn man da oben auf der Bühne steht und solch einer Reaktion ausgesetzt ist?

Es gab aber auch Applaus. Beängstigend ist allerdings, dass wir inzwischen in einer Welt leben in der das eigene Wohl mit Nachdruck über das Wohl der Gemeinschaft gestellt wird. Eine der erfolgreichsten Strategien der Politik ist die Angst. Das ist das, was dabei herauskommt.

Zuletzt haben Sie den Echo für Ihr Lebenswerk bekommen. Und mit 68 Jahren sind Sie auch nicht mehr der Jüngste. Hält die Musik Sie jung? Oder woher kommt die Energie, die Sie nach wie vor Lieder schreiben und Auftritte spielen lässt?

Ha, ha, ha … Das ist die Standardfrage, die jedem RockʼnʼRoll-Musiker gestellt wird. Für mich ist RockʼnʼRoll eine Kunstform und Künstler werden nie zu alt sein. Natürlich, wenn man das in fortgeschrittenem Alter zweieinhalb Stunden auf der Bühne betreiben will, gehört Disziplin und der Fokus auf ein möglichst gesundes Leben dazu. Wahrscheinlich muss man auch von den Genen bevorzugt sein.

Am 17. Oktober sind Sie mit der Unplugged-Tour in Luxemburg in der Rockhal. Bei der vorangegangenen Show bei MTV waren Sie mit vielen Gastmusikern zu sehen. Dürfen sich Ihre Fans bei den Live-Auftritten auf einige bekannte Gesichter freuen oder halten Sie es da eher puristisch?

Man muss sich mit mir und meiner Band begnügen. Was ich versprechen kann, ist, dass wir alles geben werden. Es ist mein erstes Konzert in Luxemburg.

Vielen Dank für Ihre Zeit und toi toi toi bei Ihrer ersten Show im Großherzogtum!

Tickets für die Veranstaltung sind im Vorverkauf für 69 Euro zuzüglich Gebühr erhältlich.

Foto: Jörg Steinmetz

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