Film der Woche
18.01.2017 hunderttausend.de  
Manchester by the sea

Leben

​Nach "LaLaLand" in der vergangenen Woche läuft nun der nächste Film an, der aktuell für etliche Preise nominiert wird und zuletzt den Golden Globe für Casey Affleck als bester Hauptdarsteller erhielt. Ab Donnerstag, dem 19.01.2017, läuft der Streifen auch im Broadway Trier und ist dieses Mal unser Film der Woche. 

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​Lee Chandler stammt aus dem kleinen Ort Manchester-by-the-sea an der Ostküste der USA in Massachusettes. Vor einigen Jahren jedoch riss ein tragischer Schicksalsschlag ihn aus seinem Leben. Jetzt wohnt er in einer etwas größeren Stadt, anonymer als in seinem Heimatort, und arbeitet als Hausmeister. Still und introvertiert lebt er sein Leben, arbeitet, wird ständig angeflirtet und beachtet es nicht, trinkt ab und an ein wenig zu viel, danach landet seine Faust schonmal in Gesichtern von fremden Männern. Doch mit dem plötzlichen Tod seines Bruders stellt sich seine Existenz auf den Kopf. Er erhält laut Testament das Sorgerecht für seinen 16-jährigen Neffen Patrick, dessen Mutter Alkoholikerin ist. Für die Beerdigung, die sich verzögert, und auf Grund des Teenies muss er zurück nach Manchester-by-the-sea. Dieser will nicht wegziehen, hat er hier doch nicht nur eine Band und Eishockey, sondern gleich zwei Freundinnen. Kompromisse müssen gefunden werden und die Vergangenheit bricht dabei immer wieder auf.

http://www.broadway-trier.de/

Kenneth Lonergane schafft mit seinem dritten Film eine detaillierte Beobachtung kleiner zwischenmenschlicher Begegnungen. Den Schmerz des Lebens und bringt in seinem Drama dennoch eine Prise sehr schwarzen Humors unter. Kritiker sehen den Film auf der Nominierungsliste für den Oscar als Bester Film und auch in Casey Affleck wird ein Preisanwärter für seine Performance gesehen. Inwiefern das eintritt, wird sich noch zeigen, zumindest passe der Film weniger in das übliche Raster für Dramen schreibt filmstarts.de: "Lonergan spart die epischen emotionalen Ausbrüche [...] in seiner elliptischen Erzählung nämlich meist aus und konzentriert sich stattdessen auf die unscheinbareren kleinen Momente, die dafür viel mehr über seine Figuren offenbaren und den Zuschauer mindestens genauso tief berühren." 

Die Frankfurter Allgemeine Zeitung zeigt sich begeistert, etwa, wenn die Regieentscheidungen von Lonergan, der von Matt Damon die Regie übertragen bekam, laut der Kritik dazu führen, dass "er aus einem guten Stoff einen großen Film gemacht, ein Stück Wirklichkeitskino, wie man es nur alle paar Jahre sieht...". Hier wird auch darauf verwiesen, was den Film zu einem Großteil ausmacht: "[...] wie die beiden versuchen, ein tragbares Arrangement zu finden: der Junge, der sein Leben noch vor sich, und der Vierzigjährige, der es hinter sich hat. Wer das, was da verhandelt wird, aus eigener Erfahrung kennt, erkennt es umso erschütterter wieder. Manchmal ist das Kino ein Spiegel, in dem man keine Helden und Monster, sondern die Spuren des eigenen Lebens sieht."

Auch die Welt äußert sich positiv zu "Manchester by the sea" und bringt auf den Punkt, dass es sich eben nicht um ein klassisches Drama mit anschließendem, äußerst vorhersehbarem, Happy End handelt: "Dass es so nicht kommt, aber auch nicht anders, dass alles in der Schwebe bleibt, das ist die große Kunst dieses Films, der traurig ist, ohne depressiv zu sein, der das Leben bejaht, ohne so zu tun, als müsste man sich nur einen Ruck geben, um ein neues zu beginnen." Hier zeigt man übrigens deutlich auf, dass es sich mit Lonergans Film fast schon um einen absoluten Gegenentwurf zu "LaLaLand" handelt: "Realismus statt Traumfabrik. Massachusetts statt Kalifornien. Winterliches Weiß und Blau und Grau statt Bonbonfarben. Arbeitermilieu statt Showbiz."

In Kooperation mit dem Broadway Trier präsentieren wir regelmäßig den Film der Woche.

Foto: Universal

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