Gewinnspiele
22.09.2017 Julia Nemesheimer  
Maite Kelly

Eine Hommage an die Folklore

​Am 30. September 2017 kommt Maite Kelly in die Europahalle. Aktuell ist sie mit ihrem Schlager-Album Sieben Leben für Dich sehr erfolgreich. Grund genug, uns mit der sympathischen Sängerin zu unterhalten. Außerdem verlosen wir in Kooperation mit Popp Concerts zweimal zwei Tickets für das Konzert!

 
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hunderttausend.de: Ich hoffe Ihrer Tochter geht es wieder besser (Auf Grund einer Erkrankung ihres Kindes musste das Interview ein wenig verschoben werden A.d.R.)! Großen Respekt übrigens von meiner Seite, dass Ihre Familie an erster Stelle steht. Aber ist es denn schwierig alles unter einen Hut zu bringen?

Maite Kelly: Nein, überhaupt nicht. Ich bin selbstständig und meine eigene Chefin. Daher kann ich meinen Rhythmus selbst bestimmt. Ich habe etwa die Regel, dass ich nur drei Tage lang von zu Hause weg bin. Die ganze Kreativarbeit mache ich von daheim aus. Um auch mit dem ganzen Team immer zusammenarbeiten zu können, haben wir uns jetzt ein größeres Haus angeschafft. Außerhalb bin ich also tatsächlich nur für TV-Shows, Konzerte und Promo-Termine. Ich war noch nie so lange daheim wie in den vergangenen drei Jahren und das fühlt sich sehr gut an.

Ihr neues Album Sieben Leben für Dich ist sehr gefühlvoll und behandelt in vielen Songs Liebe und zeigt teilweise auch erotische Züge. Wie entstehen bei Ihnen die Lieder? Also wie viel Maite Kelly steckt darin?

Ich bin ja eine der Schlagerkünstlerinnen, die selber schreibt. Neben meinen eigenen Songs texte ich auch Lieder für Kollegen wie Semino Rossi, Roland Kaiser, Michelle oder Maria Voscania’s Ich seh nur dich hab ich ebenfalls mitgeschrieben. Meine Sachen entspringen meiner eigenen Inspiration, zumeist habe ich eine Art Slogan, wo dann auch die Autorin bei mir wieder durchkommt. In der Regel ist zuerst der Text da und anschließend die passende Melodie. Da ich meine Platte auch selbst produziere – das heißt, ich arbeite zwar mit einer Plattenfirma zusammen, mache eine Bandübergabe und liefere damit schon das Produkt – kann ich für mich steuern mit welchen Partnern und Autoren ich bei welchem Lied zusammenarbeiten möchte. Über die Jahre habe ich mir eine Handvoll sehr guter Leute angesammelt, mit denen ich die einzelnen Songs richtig ausarbeiten kann. Dabei gibt es aber auch Lieder, beispielsweise Touché moi, die ich komplett alleine geschrieben habe, weil es für mich auch schwierig war, ein solch erotisches Thema mit jemand anderem zu bearbeiten. Bei anderen Songs, etwa Die Liebe ist größer als das Leben für meinen Papa, da musste ich mit jemandem von außen dran arbeiten, weil der Schreibprozess so emotional war. Jetzt schon arbeite ich am Material für das nächste Album und sammele Ideen und Lieder, denn ich halte es für Unsinn alles in Schreibcamps auf einmal zu produzieren. Für mich benötigt es auch keine hundert Songschreiber, um einen Hit zu generieren. Ich glaube, man kann nur mit Menschen, die man liebt und wertschätzt, Musik machen. Wenn da zwei oder mehr Top-Leute zusammensitzen, dann spornt man sich gegenseitig auch an noch besser zu werden. Ich bin sehr froh darüber mit den besten Leuten der Schlagerszene zusammenzuarbeiten. Nur so kann man auch den besten Schlager des Jahrzehnts abliefern. Und all das funktioniert nur mit echten Gefühlen, die man nicht künstlich herstellen kann. Ich hab noch nie so ehrlich und intim geschrieben wie jetzt im Moment.

Es klingt auch wirklich so, als würden Sie wirklich lieben, was Sie tun und mit allem Herzblut dahinterstehen. Heutzutage ist das ja nicht oft so.

Ich habe halt wieder zurück zu meinen Wurzeln gefunden. Wir Kellys waren eine Folk-Pop-Band. Und guter Schlager – und in jedem Genre und jeder Kunst gibt es gute und schlechte Produkte - besteht immer aus Urmelodien. In meiner Kindheit habe ich durch meinen Vater so viel Kultur erleben dürfen und Folklore aus ganz Europa erfahren. Man nehme etwa Sieben Leben für dich, das besteht zum Beispiel aus einer venezianischen Melodie, die nur am Piano gespielt wirklich dramatisch klingt. Und für mich ist der Schlager eine Hommage an die Folklore, die inzwischen eingebettet ist in moderne Sprache und moderne Beats. Diese Urmelodien, die hier verwendet werden, dieser Pathos, das spricht die Menschen an und berührt sie. Und jetzt ist es einfach so, dass ich mit dem Wissen, das ich während meiner Pop-Karriere sammeln durfte, über den Schlager zurück zur Folklore kehren kann. Jetzt als erwachsene Frau traue ich mich wohl mehr die Liebe zu Disco und Beat, aber auch zur Folklore zusammenführen kann. Da das letzte Album so gut ankam, darf ich mich beim nächsten auch weiter ausleben und noch ein wenig mehr experimentieren.

Früher haben Sie auch in Musicals mitgespielt, etwa Hairspray mit Uwe Ochsenknecht. Würden Sie gerne wieder zurück auf diese Bühne? Oder füllt Sie der Schlager soweit aus, dass Sie Ihre Musicalkarriere als Schritt Ihrer Entwicklung abgehakt haben?

In Amerika zum Beispiel ist es ja so, dass Künstler irgendwie alles machen. Und ich sehe es ähnlich, ich würde das nicht als abgeschlossen betrachten. Als Schreiber hat man verschiedene Wege offen und ob man das mit Tanz, Schauspiel oder Musik ausdrückt, es läuft alles darauf hinaus, die Liebe durch Wörter, Melodien und auch Drama ins Herz der Menschen zu leiten. Jeder kennt das, da gab es irgendwann mal Filme oder Bücher, die einen so wachgerüttelt haben. Und Kunst, Schönheit und Poesie ist auch eine großartige Waffe gegen Diktatur und all die Krisen der Welt. Man kann einen singenden Vogel nicht davon abhalten zu singen. Man muss sich immer daran erinnern wie schön es ist zu leben. Man braucht auch nicht viel um ein würdevolles Leben zu genießen. Und mit Kunst und gerade Musik kann man wirklich viel bewegen.

Daneben gibt es ja auch einige Kindersongs und die Bilderbücher um die Hummel Bommel von Ihnen, die übrigens wirklich schön sind. Wenn Sie an solchen Sachen arbeiten, dienen Ihnen Ihre Töchter auch als Ratgeber oder Kritiker?

Nee, gar nicht (lacht). Sie wissen, dass ich schreibe, aber es ist eher so wie in dem Sprichwort „Ein guter Schuhmacher hat nie gute Schuhe“. Für sie ist es einfach nichts Besonderes. Die Kleine, die mag die Bilderbücher sehr gerne, die beiden Älteren denken sich so ‚Ach, die Mama, die haben wir ja jeden Tag hier’. Vielleicht später, wenn sie größer sind und realisieren, wie schwer es ist, ein gutes Kinderbuch zu schreiben, dann wissen sie es sicherlich mehr wertzuschätzen. Aber das ist so auch ganz gut. Die Kinderlieder haben sie alle gemocht, aber da wussten sie teilweise auch nicht, dass sie von mir sind, das war halt einfach ihre Mutter und deren Stimme. Wobei sie schon auch manchmal ein bisschen damit angeben, wenn Freundinnen von ihnen zum Beispiel einen Song von mir hören, dann sagen sie direkt, dass Maite Kelly ihre Mama ist. Aber sonst hören sie eher Justin Bieber und sowas.

Demnächst soll auch neues von Hummel Bommel kommen, können Sie darüber schon was verraten?

Britta und ich haben, als wir das Projekt gestartet haben, schon acht Bücher im Kopf gehabt. Wir wussten von Anfang an, dass unsere Hummel eine kleine Philosophin wird. Mit Du bist du hatten wir die Selbstfindung, bei Um die Welt hatten wir die Suche nach dem Glück und jetzt kommt Die Hummel Bommel und die Liebe. Da behandeln wir die verschiedenen Arten von Liebe. Und im folgenden Buch wird’s auch wieder um ein philosophisches Thema gehen, über das ich noch nicht sprechen darf. Außerdem arbeiten wir gerade an einer Baby-Reihe. Eine ganz eigene Geschichte, die richtig süß ist, über das ich aber leider auch nicht mehr verraten darf.

Sie stehen Ihr ganzes Leben schon in der Öffentlichkeit und teilweise finde ich es gruselig, was in der Presse alles preisgegeben wird. Wo ziehen Sie Ihre persönliche Grenze? Und kann man all den Klatsch und Tratsch irgendwann abschalten?

Naja, in Interviews erzähle ich nicht wirklich viel Privates. Die ganzen Themen, die die Yellow Press aufbauscht, das sind wieder ganz andere Sachen. Ich bin zwar ein sehr offener Mensch, aber ich rede wenig über meine Kinder oder meine eigene Kindheit. Ich denke, man muss auch nicht über alles reden. Einziges Verhängnis wird manchmal mein Humor. Zweideutigkeiten und Ironie kommen aufgeschrieben ganz anders an, als in einem Gespräch und dem richtigen Kontext. Da stellt sich mir manchmal die Frage, ob ich das jetzt ausstellen soll oder einfach so bin, wie ich nun mal bin. Aber gegen diesen ganzen Klatsch und Tratsch kann man auch nicht viel machen. Ich vertraue einfach darauf, dass die Leute wissen, dass das nur Gerede ist, mit dem die Yellow Press Schlagzeilen macht.

Kommende Woche kommen Sie dann nach Trier, genauer am 30. September. Was kann man denn von einem Maite Kelly – Konzert erwarten?

Bei mir heißt das Motto immer HappyTainment. Stimmliche und musikalische Qualität stehen dabei an vorderster Stelle, ich habe eine großartige Band dabei und gemeinsam spielen wir neue Hits, Lieder meiner Kindheit, aber auch Songs, die mich beeinflusst haben. Ich arbeite mit drei Elementen, mit denen ich die Leute abholen möchte: Authentizität, Energie und Humor. Dabei läuft das alles auf ganz naher Ebene ab. Jeder Abend ist einzigartig, aber bei mir gibt es ein Mindestlevel an Qualität und die Messlatte liegt für mich sehr hoch. Die Leute sollen mit einem fröhlichen, erfüllten und gestärkten Herzen nach Hause gehen. Denn es ist Zeit, die die Menschen mir anvertrauen. Und diese Zeit ist das Kostbarste, was man auf dieser Welt besitzt.

Vielen Dank für Ihre Zeit und viel Erfolg beim Konzert!

Tickets für die Veranstaltung am 30. September gibt es bei poppconcerts.de oder den Vorverkaufsstellen ab 27,90 Euro.

Foto: Christian Barz

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