Film der Woche
08.03.2018 hunderttausend.de  
Lucky

Ein Abschied

​Mit Lucky verabschiedet sich ein großer Schauspieler von der Welt. Die letzte Rolle von Harry Dean Stanton spielt im Debütfilm von John Carroll Lynch und ist ein leiser Abschied, der aber zu dem Charakterdarsteller hervorragend passt. Unser Film der Woche.

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​Lucky ist 90 Jahre alt und lebt in einem kleinen Haus am Rande eines Ortes mitten in der kargen, kalifornischen Wüste. Jeder Tag läuft gleich ab. Lucky steht auf, zündet sich die erste von vielen Zigaretten an, macht einige Yoga-Übungen, zieht sich an und geht zum Frühstück ins Diner des kleinen Städtchens. Den Rest des Tages vertreibt er sich zu Hause mit Kreuzworträtseln und Quiz-Shows im Fernsehn, bis er abends in seine Stammkneipe geht und einen Bloody Mary trinkt. Doch all die Routine wird gestört, als er plötzlich umfällt. "Ein kurzer Schwächeanfall, Altersbedingt", lautet die ärztliche Diagnose, denn der Rest ist ohne Befund. Lunge, Herz, Knochen - alles ist gesund. Doch dieser Anfall führt dazu, dass sich Lucky seiner Sterblichkeit bewusster wird, was ihn nachdenklich stimmt.

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Harry Dean Stanton ist vielen Menschen bekannt. In seiner langen Karriere wirkte er in über 200 Filmen mit - allerdings fast immer nur in Nebenrollen. Für die große Hauptrolle war sein Äußeres dann doch zu kantig und passte nicht ins Hollywood-Bild. Doch wenn er in einem Film auftauchte, dann blieb er im Gedächtnis, denn er verfügte über eine enorme Präsenz. Überhaupt hatte er seinen Durchbruch erst spät, in den 80ern in Wim Wenders "Paris, Texas". Seitdem bekam er immer wieder Rollen, die er wunderbar ausfüllte. Bis hin zu dieser letzten Rolle. Die, die ihm quasi auf den Leib geschrieben wurde, auch in Teilen seine Biographie streift und ihm die Gelegenheit gibt, sich mit der ersten Hauptrolle seit über 30 Jahren aus der Welt zu verabschieden.

So schreibt der Spiegel: "Man sieht einem Schauspieler, der bald sterben wird und um seinen kommenden Tod weiß, dabei zu, wie er jemanden spielt, der bald sterben wird und um seinen kommenden Tod weiß." Und vor dieser Sachlage und ausgestattet mit etwas Hintergrundwissen über den Stanton bemerkt man die kleinen, feinen Verneigungen vor dem im vergangenen September verstorbenen Schauspieler. Daneben tritt im Film unter anderem auch David Lynch auf, der Stanton oft und gern in seinen Filmen und Serien besetzte. Er spielt einen Bekannten, dessen Schildkröte Präsident Roosevelt entlaufen ist und die ziemlich viele Parallelen zu Lucky aufweist.

Die FAZ kommt zu dem Ergebnis, dass dieser "angemessen unsentimentale, angemessen tiefsinnige und angemessen altersweise Film vor allem eine Erkenntnis [enthält]: Kakteen wachsen langsam, Schildkröten kriechen langsam im Staub, und auch mit Lucky wird es langsam zu Ende gehen."

Und filmstarts.de lobt auch die Regie des Debütanten John Carroll Lynch, denn dieser "zeigt dabei ein erstaunliches Gespür für Timing und Atmosphäre". Auf all die Fragen nach dem Tod und Leben, dem Danach und was man allem entgegensetzen könne lautet es hier: "Ein Lächeln ist die Antwort und so verabschiedet sich Lucky, verabschiedet sich Harry Dean Stanton mit einem Lächeln aus dem Film und in seinem letzten großen Leinwandauftritt aus dem Leben."

In Kooperation mit dem Broadway Filmtheater präsentieren wir regelmäßig den Film der Woche.

Foto: Alamode

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