Interviews
14.10.2017 Julia Nemesheimer  
Justin Hurwtiz

La La Land in Concert

​Am 20. Oktober hat man die Gelegenheit, in der Rockhal La La Land auf der großen Leinwand zu sehen. Der Clou ist das Symphonie-Orchester, das live die Musik zum Film spielt. Aus diesem Grund haben wir uns mit dem Komponisten Justin Hurwitz über seine Arbeit, den Erfolgsfilm und diese Cine-Concerts-Version unterhalten.

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hunderttausend.de: 14 Oscarnominierungen, sechs davon wurden gewonnen, zwei Stück gab es allein für die Musik. Wie fühlte sich das an?


Justin Hurwitz: Absolut großartig. Es ist solch eine Ehre. Allein die Nominierungen bedeuten in dieser Branche so viel. Denn es heißt, dass all unsere Bemühungen und unsere harte Arbeit, die wir in den Film gesteckt haben, wertgeschätzt werden.


Und jetzt? Generieren diese Auszeichnungen mehr Druck oder helfen sie Euch weiter, indem einiges durch die positive Reputation einfacher wird?


Es öffnet einige Türen, aber es schafft natürlich auch Druck. Man will immer besser werden und ich möchte auch sicherstellen, dass mein nächstes Musikprojekt mindestens genauso gut wird, aber eher das bereits dagewesene noch übertrifft. Entsprechend arbeite ich an meinem nächsten Projekt noch härter, denn ich möchte mich am Ende nicht so fühlen, als hätte ich nicht genug dafür getan. Und so sitze ich am Piano in meinem Studio und versuche etwas noch Besseres zu erschaffen.


Dein nächstes Filmprojekt wird erneut mit Damien Chazelle sein. Es scheint fast, als würdest du ausschließlich mit ihm zusammenarbeiten. Wie kommt das?


Ja, bisher habe ich nur mit Damien gearbeitet. Und das füllt mich halt ziemlich aus. Im Frühling hat er damit angefangen, den neuen Film vorzubereiten und ich habe mich entsprechend an die Musik dafür gesetzt. So lange Damien also ein Projekt hat, mit dem ich mich identifizieren kann, dann arbeite ich daran. Ich möchte meine Aufmerksamkeit nicht splitten, sondern alles da reinstecken. Das heißt nicht, dass ich nicht offen für neue Projekte mit anderen Leuten bin, aber dafür muss das Timing und die Gelegenheit passen.


Wenn ihr beide zusammenarbeitet, wie kann man sich das vorstellen? Bekommst du das Drehbuch und setzt dich dann daran, die passende Musik zu kreieren?


Ja, genau. Er schickt mir das zu und dann arbeite ich damit.


Wie lief das bei La La Land? Die Realisierung des Films hat ja einige Zeit in Anspruch genommen.


Das hat ziemlich lange gedauert. Die frühen Ideen und ersten Kompositionen hatte ich, als Damien am Drehbuch gearbeitet hat, das war 2011. Seitdem haben wir daran gearbeitet bis 2016. Insgesamt habe ich hunderte Demos aufgenommen, um die richtige Melodie zu finden. Und als wir endlich die passende rausgepickt hatten, mussten die nochmal an die Stimmen der Sänger und für das Orchester angepasst werden.


Die Texte sind ja nicht von dir geschrieben, sondern im Fall von La La Land von Pasek & Paul. Ist das für dich ein normaler Vorgang, dass andere Leute die Lyrics verfassen oder würdest du es lieber selbst machen?


Beim ersten Film, den Damien und ich zusammen gemacht hatten, das war Guy and Madleine on a Park Bench, ein Musical, da hab ich die Texte auch nicht geschrieben, sondern Damien. Das ist recht normal für mich, dass jemand anderes die Wörter hinzufügt. Jetzt war es erstmals nicht Damien selbst, sondern eben Pasek & Paul. Es ist immer spannend, mit anzusehen, wie die Songs vervollständigt werden. Aus den Melodien werden Geschichten, die zum Film passen. Und damit wurde dieser eben auch vollendet und zu dem Gesamtwerk, dass er jetzt ist. Für mich ist das also vollkommen in Ordnung.


Kommen wir jetzt zum Grund, warum wir das Gespräch überhaupt führen: Am 20. Oktober 2017 kann man in Luxemburg in der Rockhal La La Land sehen. Das Besondere daran ist, dass ein Symphonieorchester live die Filmmusik dazu spielt. Warum sollte man sich das ansehen und nicht einfach zu Hause auf der gemütlichen Couch den Film schauen?


Es ist eine ganz andere Art, den Film zu sehen. Eine ganz neue Erfahrung, die insbesondere die Musik in den Vordergrund stellt. Man weiß die Musiker und auch das musikalische Handwerk ganz neu zu schätzen. Und damit meine ich die große Kunst, mit der die anwesenden Künstler ihre verschiedenen Instrumente zum Klingen bringen. Es gibt emotionale orchestrale Kompositionen und technisch beeindruckenden Jazz im Film. All das live zu sehen, dürfte jeden ansprechen, der gerne klassische oder symphonische Konzerte besucht, aber auch Leute, die damit gar nichts zu tun haben und Musik allgemein sehr zu schätzen wissen.


Hast du für die orchestrale Version denn was geändert? Oder hast du überhaupt keinen Einfluss darauf, was die einzelnen Orchester spielen?


Es ist grundsätzlich dieselbe Musik wie im Film. Ein Unterschied liegt in einigen der Jazz-Stücke. Dort gibt es für die Orchester die Möglichkeit für Improvisationen, sie müssen sich also nicht streng an die Vorgaben halten, denn darum geht es ja beim Jazz. Außerdem gibt es eine Overtüre. Das ist das erste Musikstück, dass ich 2011 für La La Land geschrieben hatte. Beim Schneiden des Films fünf Jahre später haben wir dann aber festgestellt, dass dieses Stück zu viel Zeit einnimmt, man lernt die Charaktere dadurch erst zu spät kennen. Darum ist es im Film nicht mit drin. In dieser Version kann man es aber voran setzen und damit ist dieses Werk auch dabei. Außerdem gibt es noch ein zusätzliches Stück, dass ich erst diesen Frühling geschrieben habe. Man kann also gespannt sein.


Vielen Dank für deine Zeit und viel Erfolg mit den kommenden Projekten!


Tickets für die Veranstaltung sind ab 56 Euro zuzüglich Gebühr über die Rockhal oder lokale Vorverkaufsstellen erhältlich.

Foto: studiocanal

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