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01.02.2017 Julia Nemesheimer  
Jennifer Rostock

Party mit Aussage

​Die Saarbrücker Garage war am gestrigen Abend proppevoll. "Ausverkauft" prangte das Schild über dem vierten Konzert der aktuellen "Genau in diesem Ton"- Tour von Jennifer Rostock. Die Band mit der schillernden Frontfrau überzeugt live mit Musik, Attitüde und den Aussagen dazwischen.

 
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​Zugegeben, unter den rund 1500 Besuchern waren sicherlich auch einige, die nur anwesend waren, weil Jennifer Weist auf ihrem Facebook- und Instagram-Profil nicht wenige heiße Selfies vorzuweisen hat. Der ewige "Sex Sells"-Vorwurf wird alle naselang wieder aufgewärmt. Auf der einen Seite kann man an dieser Stelle sicherlich anbringen, dass das durchaus korrekt ist, doch die Sängerin nutzt die dadurch gewonnene Aufmerksamkeit für ernstzunehmende Aussagen, die zwar ab und an nach Plattitüde klingen mögen, aber dennoch Wirkung zeigen und straight durchgezogen werden, sodass man davor ruhig mal den Hut ziehen kann. Und Plattitüde hin oder her - wichtig sind die Statements von Jennifer Weist auf jeden Fall, sei es der Anti-AfD-Song, der im Vorfeld der Mecklenburg-Vorpommern-Wahlen 2016 veröffentlicht wurde und den man sicherlich auch 2017 vor den Bundestagswahlen nochmal verinnerlichen sollte, oder die Feminismus- und Anti-Sexismus-Hymne "Hengstin", die generelle Haltung gegen Rechts und der Support verschiedener Hilfsorganisationen. Aber wie es in "Neider machen Leute" so schön heißt: "Kann man liken, kann man lassen". 

Das Konzert selbst ist gespickt von Ansagen, die etwa das widerspiegeln, was gerade ausgeführt wurde, wobei dies aber nicht den Gig ausmachte, sondern eher zwischendrin eingestreut wurde. Vielmehr war es eine große Party mit genügend Schnaps für die Band, Dialekt-Übungen für Weist und ein Heimkommen des (Aushilfs-)Gitarristen Elmar, der aktuell die Stelle des baby-pausierenden Alex füllt und eben zufällig aus dem schönsten kleinen Bundesland Deutschlands kommt, Tanzen, Springen und lauthals Mitsingen inklusive. 

Das Publikum ist dabei relativ jung und bunt. Seien es Tätowierungen, Haare oder Kleidung, es sind hier viele unterschiedliche Menschen versammelt, die sich die Worte "Seid einfach so, wie es euch gefällt" offenbar zu Herzen genommen haben. Und so hat Saarbrigge jede Menge Spaß zu Songs der neuen Platte aber auch den bekannteren Hits von Jennifer Rostock. So gibt es die beiden Lieder "Feuer" und "Kopf oder Zahl", die 2008 für eine gewisse Bekanntheit der jungen Band aus Norddeutschland führte, oder "Mein Mikrofon" vom 2011er Album "Mit Haut und Haar". Für die Ballade "Irgendwo Anders" und weitere Songs gibt es eine Mini-Akustik-Bühne am anderen Ende der Halle, sodass die letzte Reihe auch mal zur Ersten wurde. Zum ersten Abschied gibts passend "Wir waren hier", es folgen drei Songs zur Zugabe und ganz zuletzt erklingt dann "Hengstin" als aktuelle Single und Abschied von Saarbrigge. 

Man mag von Jennifer Rostock halten, was man will, die Musik und Lyrics sind sicherlich nicht jedermenschs Sache. Live ist die Band um Jennifer Weist jedoch ein Wucht, was größtenteils eben an der tätowierten Frontfrau liegt, und jede Menge Spaß bringt. 

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